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07. Mai 2024, Pratteln - Z7
By Rockslave - All pics by Tinu
Jubiläen erinnern einen nicht nur privat daran, dass die Zeit unaufhaltsam vergeht und unsereins immer älter wird. Was der ganzen Menschheit widerfährt, gilt auch für materielle Dinge wie Tonträger und dem künstlerischen Ausdruck davon, sprich Konzerte. Inzwischen schreiben wir das Jahr 2024, was bedeutet dass Alben, die 1999 erschienen sind satte 25 Jahre drauf haben. Eines davon wäre zum Beispiel die Hit-Scheibe «Californication» der Red Hot Chili Peppers, Rage Against The Machine mit «The Battle Of Los Angeles» oder Def Leppard mit «Euphoria».
Soweit so gut, aber im Fall von Glenn Hughes und seiner Vergangenheit bei Deep Purple in den 70ern, stehen wir jetzt tatsächlich bei einem halben Jahrhundert, was das Kult-Album «Burn» angeht! Schlicht der Wahnsinn, und deshalb ist Glenn heuer unter dem Banner "Celebrating the 50th Anniversary of BURN" unterwegs. Da er in neueren Interviews davon gesprochen hat, das Kapitel Deep Purple damit definitiv ad acta legen zu wollen, bestand ein Grund mehr, sich diese Tour nicht entgehen zu lassen! Als Support fungierten Rook Road aus Deutschland, die im Z7 zu ihrer CH-Live-Premiere kamen und mit einem interessanten Mann an der Hammond-Orgel aufwarteten.
Rook Road
Die Band, die erst gerade 2020 gegründet wurde, lässt über die offizielle Homepage (was schon bald Seltenheitswert besitzt!) folgendes von sich verlauten: "Rook Road bringen einen absoluten headbanging Vibe, charismatische schwere Rock-Vocals, feinste Gitarren-Riffs und eine klassische Hammond-Orgel". Die zugehörigen Protagonisten sind dabei Patrik Jost (Vocals), Hannes Luy (Hammond & Keys), Uwe Angel (Bass) und Thomas Luther (Drums). Zuletzt war die Truppe, nebst in Polen, der Slovakei, Tschechien sowie Ungarn auch in der Heimat mit Nazareth unterwegs, und nun haben sie sich den Slot für Altmeister Glenn Hughes gesichert.
Da etwas knapp angekommen, verpasste ich ärgerlicherweise den Anfang, da der Konzert-Opener des Abends bereits um 19:55 Uhr auf den Brettern stand, warum auch immer. Vor einer bereits stattlichen Kulisse an Fans (dem Vernehmen nach sollen immerhin 600 Tickets im Vorverkauf abgesetzt worden sein), zeigte sich das Quartett sackstark, und vor allem Frontmann Patrik billierte in unterschiedlichen Stimmlagen. Flankiert wurde er von der altersmässig jüngeren Rhythm-Section und eben einem gewissen Hannes Luy. Letzteren erkannte ich sofort als einen Mitstreiter der spontan zusammengewürfelten Alex Beyrodt Band, dessen grandioses Konzert am diesjährigen "ICE ROCK Festival" im Januar bereits in die Geschichtsbücher eingeflossen ist.
Stilistisch sehr ähnlich, also mit Classic Rock unterwegs, zelebrierte man vor allem die Songs vom selbstbetitelten Debüt-Album, das ursprünglich 2022 erschienen ist und anfangs dieses Jahres gleich neu aufgelegt wurde. Nebst flotten Rockern überzeugten auch balladeske Klänge, die bestens zur latent ausgestrahlten Biker-Attitüde passten. Auch wenn die angezettelten Sing-a-longs nicht wirklich auf fruchtbaren Boden trafen, holten Rook Road das Publikum während fast fünfzig Minuten spürbar ab und empfahlen sich damit klar gleich selber weiter. Auf Ende Jahr soll der zweite Longplayer erscheinen, und darauf bin ich schon jetzt gespannt.
Setliste: «Sick To The Bone» - «Celebration (Feels Like)» - «Romeo» - «Sometimes» - «Deny» - «Kinda Glow» - «Egyptian Girl» - «Sam Rogers» - «Talk Too Much»
Glenn Hughes
Nach der Einstimmung mit der grossartig aufspielenden Support-Band war es nun an Glenn und seinen drei Kumpels Soren Andersen (Gitarre), Ash Sheehan (Schlagzeug) und Bob Fridzema (Hammond & Keyboards), den Status als Headliner zu zementieren. Der Auftakt um 21:15 Uhr mit dem Smasher «Stormbringer» (ab dem gleichnamigen Album aus dem gleichen Jahr wie «Burn»!) hätte dann nicht treffender sein können. Ein Heavy-Rocker der Extraklasse, der rein gar nichts von seinem Drive eingebüsst hat. Gleiches gilt natürlich für den immer noch erstklassigen Gesang von Master Hughes. Während andere Shouter wie zum Beispiel David Coverdale oder Jon Bon Jovi längst massiv abgebaut haben, steht der Brite aus Cannock immer noch voll im Saft.
Die Leichtigkeit, mit der der auch bald 73-Jährige Vollblut-Musiker seine legendären Screams vom Stapel liess, sucht seinesgleichen. Die Frage war nun, welche Songs von «Burn» entsprechend berücksichtigt werden. Ein Blick auf die untenstehende Setliste offenbart, dass eigentlich alles Relevante dabei war, sprich die fehlenden Tracks «What's Going On Here» und das Instrumental «"A" 200» waren definitiv verzichtbar. «Sail Away» war so oder so cool, da dieser Track sonst eigentlich nie gespielt wurde. Als erstes, grosses Highlight entpuppte sich «You Fool No One», das ordentlich in die Länge gezogen wurde und Solo-Einlagen von Soren und Ash beinhaltete. Letzterer erinnerte von der Power her an Russell Gilbrook von Uriah Heep.
Bei «Mistreated» zog natürlich Master Andersen voll vom Leder und huldigte dem "Man in Black" als Urheber dieser Klänge mehrmals und saugut dazu! Bob, der Mann an den Tasten, wurde von Glenn mit Lob überschüttet und blieb darauf nichts schuldig. Maestro Jon Lord hätte an dem Burschen sicher auch seine Freude gefunden und war durch "sein Instrument" im Geiste aller auch zugegen. Glenn liess sich ebenso nicht lumpen und lieferte gesanglich nur vom Allerfeinsten ab. Obwohl diese Tour dem Album «Burn» gewidmet war, hoffte unsereins inbrünstig noch auf den einen oder anderen Song vom Nachfolger-Album «Come Taste The Band» (1975). Dies wurde schliesslich mit dem schmissig-funkigen «Gettin' Tighter» und dem Klassiker «You Keep On Moving» gewürdigt.
Mir fehlte da natürlich «This Time Around», aber womöglich wird Glenn nächstes Jahr zu Ehren seines verstorbenen Freundes Tommy Bolin «Come Taste...» durchspielen und mit ein paar Tracks von «Burn» garnieren. Aktuell sieht es nicht danach aus, zumal Black Country Communion wiederbelebt wurden und dort bald mit dem fünften Studio-Album gerechnet werden kann. Der heutige Abend konnte schliesslich nicht ohne den namensgebenden Kracher, der als einzige Zugabe gespielt wurde, beendet werden, und da zeigte sich dann noch einmal, wie genial dieser Song immer noch daher kommt. Das gut halb gefüllte Z7 dankte es mit einer grossartigen Stimmung, und nach etwas über 100 Minuten waren alle glücklich, dies an der Stelle so erlebt haben zu dürfen.
Setliste: «Stormbringer» - «Might Just Take Your Life» - «Sail Away» - «You Fool No One / Guitar Solo / Blues / High Ball Shooter / You Fool No One / Drum Solo / You Fool No One» - «Band Introduction» - «Mistreated» - «Gettin' Tighter» - «You Keep On Moving» -- «Burn»