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02. Mai 2024, Rockfact - Münchenstein
By Rockslave
Dass es nach all den Jahren, ja Jahrzehnten, die ich mittlerweile konzerttechnisch unterwegs bin, selbst in der Schweiz noch einige und vor allem kleinere Locations gibt, wo ich mich bisher noch nie habe blicken lassen, ist Fakt. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und eigentlich nicht wirklich schlüssig erklärbar. Mit dem heutigen Abend wurde diese Liste nun um einen Eintrag ärmer, da ich mich zum ersten Mal nach Münchenstein ins Rockfact aufmachte! Trotz Navi brauchte es vor Ort dann allerdings noch etwas Geduld, bis ich die entsprechende Abzweigung fand und auf das Industrie-Areal gelangte. Dort angekommen stellte ich umgehend fest, dass dieser Ort bezüglich der zur Verfügung stehenden Parkplätze eine echte Herausforderung darstellt.
Zum Glück fuhr dann jemand, der nebenan in einem Fitness-Club war, weg. Sonst hätte nicht viel gefehlt, dass ich mich entnervt gleich wieder vom Acker geschlichen hätte. Heisst für das nächste Mal deutlich früher kommen! Wäre ja schade drum gewesen, diese female fronted (Symphonic) Metal Night zu verpassen, vor allem wegen dem Headliner! Bevor es soweit war, traten jedoch noch zwei Schweizer Bands als Support auf. Da ich zeitlich, respektive verkehrsbedingt verspätet ankam, standen DevilsBridge als erste Band des Abends bereits auf der Bühne des Rockfact, und danach sorgten Deep Sun für die überraschend beste Stimmung des Abends, bevor der Headliner zur Zeitreise der bisherigen Karriere aufbrach, doch immer alles schön der Reihe nach.
DevilsBridge
Wie bereits erwähnt, war ich etwa fünf Minuten zu spät im Untergeschoss angekommen, wo sich das Rockfact befindet. So schallte mir bereits amtlicher Bühnen-Sound um die Ohren, als ich meine Kamera erst noch in Stellung brachte. Der Konzert-Opener aus Wil (SG) hat sich einer nicht so häufig anzutreffenden Stil-Schublade verschrieben, nämlich Modern Melodic Metal. Nach der ersten EP «Endless Restless» von 2020 erschien im Herbst 2022 das full-lenght Debüt «Sense Of», das den wesentlichen Inhalt der Setliste ausmachte. Die ordentlich düstere Gitarren-Wand, die Tom White und Vany Shade erzeugten, erinnerte etwas an Nevermore und wurde durch die Rhythm-Section mit Steve D.R.T. (b) sowie JC Daisy (d) wuchtig unterstützt.
Dass Letzterer hinter Plexi-Glas spielen musste, hatte jedoch nichts (mehr) mit Corona zu tun, sondern war einem so besseren Sound geschuldet. Vor einer leider sehr überschaubaren Menge an Besuchern zogen DevilsBridge dennoch all ihre Register. Der kräftige Gesang von Frontfrau Dani Nell, der auf Tonträger optimal eingefangen wurde, "entgleiste" in den oberen Regionen jedoch mehr als einmal und hinterliess einen überambitionierten Eindruck, der eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Bezüglich dem Stageacting dominierten fliegende Haare, vorab von Tom, Vany und Dani, was gut zur Mucke passte. Andere Moves, die eher zu Steel Panther gehören, hätte man allerdings besser weggelassen. Ansonsten wars ganz in Ordnung.
Setliste: «Instinct» - «Illusion» - «Reality» - «Life» - «Death» - «Endless Restless Heart» - «Seventh Sense» - «Time»
Deep Sun
Nun wurde es stilistisch greifbarer, was Symphonic Metal angeht, denn mit der Aargauer Band um Frontfrau Debora Lavagnolo stieg eine Truppe auf die Bühne, die seit 2006 besteht und mit ihrem Debüt «Race Against Time» bereits aufhorchen liess. Dass die Lead-Vocals allerdings oft recht nahe bei einer gewissen Tarja Turunen liegen, trübte meine Freude spürbar und gleich von Anfang an. Musikalisch fährt man allerdings weniger Bombast als die Finnen auf, setzt zwischendurch auch mal auf männliche Backing-Parts als bereichernde Sprengsel, und der jeweilig gute Tonträger-Mix von Bassist Angelo Salerno sollte live mehr zur Geltung kommen. Der Set bestand etwas zur Hälfte aus neueren Songs ab dem aktuellen Album «Dreamland - Behind The Shades».
Davon wurde der Opener «Dreammaster» gewählt, womit man sich gesanglich gleich in der Frühphase von Nightwish wähnte und die Keyboards starke Erinnerungen an Royal Hunt heraufbeschworen. Dass dessen Sound dabei nicht "ab Band" kam, sondern durch Tastenmann Tom Hiebaum erzeugt wurde, hinterliess umgehend einen positiven Eindruck. Auch der Rest der Truppe liess technisch nichts anbrennen, und die sehr melodischen Songs vermochten auch durch ein gesundes Mass an Härte grundsätzlich zu gefallen. Was meiner persönlichen Präferenz jedoch zunehmend abging, war der Gesang von Debora, wo ich bei höher angesetzten Passagen regelrecht zusammenzuckte. Der klar lauteste Applaus des Abends machte aber klar, dass dies definitiv "mein Problem" war.
Setliste: «Dreammaster» - «Heroes» - «Rogue» - «Eternal Love» - «Secret Garden» - «Flight Of The Phoenix» - «Hands In Anger» - «Living The Dream» - «Euphoria»
Edenbridge
Die diesjährige Konzertreise von Edenbridge stand unter dem Banner der "25th Anniversary Tour", sprich es ist wirklich (fast) schon ein Viertel-Jahrhundert her, seit ich mir die Debüt-CD ins Regal gestellt habe. Gegenüber Nightwish hat man in der Zeit erfolgsmässig zwar klar den Kürzeren gezogen, doch jeder kann hierzu die beiden Waagschalen individuell für sich befüllen. Da Nightwish für mich nach der Ära mit Anette Olzon, also schon eine ganze Weile, keinerlei Relevanz mehr aufweisen, könnte man Lanvall & Co. vorne sehen. Dass dem leider nicht so ist, bewies die Tatsache, dass die Kulisse (zumindest in der Schweiz) vor gerade mal knapp fünfzig Leutchen für so einen langen Zeitraum ziemlich ernüchternd ausfiel. Leider, muss man dazu sagen, aber Tatsache.
Das liegt zum einen sicher an der inzwischen zahllosen, weltweiten Konkurrenz, die sich um die letzten Krümel des längst aufgegessenen Szene-Kuchen balgt, und zum anderen daran, dass man sich kompositorisch anpassen musste, um nicht ganz von der Bildfläche zu verschwinden. Dies gelang, über alle elf Studio-Alben zwischen 2000 und 2022 gesehen, nicht immer gleich gut. Dennoch kann die Truppe stolz auf ihr Palmarès sein, und deshalb verkündete Sabine zu Beginn des Konzertes, dass heute Abend, respektive auf dieser Tour von jedem Album mindestens ein Song vertreten ist! Dass es dabei auch zum einen oder anderen Medley kam, war verständlicherweise nicht zu verhindern, weil der Set sonst wohl geschlagene drei Stunden oder noch länger gedauert hätte.
Trotzdem erfreute sich meine Wenigkeit am Wiedersehen mit Sabine Edelsbacher und Mainman Lanvall, denn es war schon eine ganze Weile her, seit ich die Band das letzte Mal live gesehen hatte. Obwohl sich das Line-up im Verlauf der Jahre immer wieder mal änderte, blieben das Herz und die Seele durch die beiden Haupt-Protagonisten erhalten. Und das führte dazu, dass sich der Sound trotz der einen oder anderen, stilistischen Variante grundsätzlich immer noch zu 100 Prozent nach Edenbridge anhörte. Die aktuelle Besetzung mit Sven Sevens (g), Steven Hall (b) und Johannes Jungreithmeier (d) wirkte auf jeden Fall gefestigt und gab sich keine Blösse. Die stimmlichen Qualitäten von Sabine rissen den Rest souverän heraus. Persönlich fehlte mir nur «Sunrise in Eden» vom Debüt.
Setliste: «Perennial Dreams» - «October Sky» - «And The Road Goes On / Out Of This World / Brothers On Diamir (Medley)» - «On The Other Side» - «Shiantara» - «Alight A New Tomorrow» - «Hall Of Shame» - «Forever Shine On» - «Flame Of Passion» - «At First Light» - «Tauerngold» - «Paramount» - «The Greatest Gift of All/The Bonding I/The Bonding II (Medley)» -- «Starlight Reverie» - «Higher»