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07. März 2024, Solothurn - Kofmehl
By Rockslave
Während sich Aerosmith so langsam aber sicher in Richtung Rente bewegen, schicken sich ihre Landsleute von Dirty Honey zumindest spürbar an, in deren Fuss-Stapfen treten zu wollen. Auch Steven Tyler (Jahrgang 1948) & Co. tingelten einst zuerst durch kleine Clubs und bespielten erst anschliessend grössere Locations. Und genau das tun aktuell Marc LaBelle (v), John Notto (g), Justin Smolian (b) und Jaydon Bean (d) seit 2017, respektive Letzterer erst seit 2023, sprich als Ersatz für den ausgestiegenen Corey Coverstone. Dazu hat man in der Heimat die erste Saat erfolgreich ausgestreut und beackert Europa ebenso regelmässig wie mittlerweile selbst Australien. Ein cleverer Schachzug, der eines Tages Früchte tragen könnte, wenn die Band das gegenwärtige Level ihrer Songs halten und noch weiter ausbauen kann. Ob dies schliesslich einmal dazu gereicht Stadien zu füllen, wird sich zeigen. Gut möglich, dass dies nicht mal der Plan ist, denn das letztjährige Konzert in der Mühle in Rubigen hat klar aufgezeigt, in welchem Ambiente diese Combo am besten zur Geltung kommt.
Brainholz
Die Retro Rock-Band aus dem Kanton Bern kannte ich vorher vom Namen her schon, aber der heutige Auftritt als Support der Amis stand bei mir als livehaftige Premiere auf dem Programm. Remo Schüpbach (Lead Vocals), Patrick Tschäppät (Guitar) Basil Jensen (Bass, Leslie) und Steven Aebischer (Drums, Percussion) beschreiben ihre handgemachte Mucke als direkt, kantig und rumpelnd. Genau das passte zur vorgesehenen Rolle als Einheizer für den Headliner. Das schon ordentlich aufmarschierte Publikum (selbst der Balkon war geöffnet!) verstummte kurz, als die Truppe kurz nach 20:00 Uhr die Bühne enterte. Der Aufbau von Dirty Honey stand bereits komplett, inklusive Band-Logo an der Wand und dem Schlagzeug von Jaydon, das jedoch nicht abdeckt war. So mussten Brainholz mit dem Platz davor vorlieb nehmen, was den Bewegungs-Radios zwar einschränkte, aber nicht auf die Performance abfärbte.
Die Berner "Giele" (Deutsch: Jungs) stiegen mit dem Opener «The Arrow» (kam 2018 als Single heraus) voll ein und liessen es gleich ordentlich krachen. Ins gleiche Horn stiess danach «Damn Blue Night» (vom 2016er full-lenght Debüt «These Days Are Gone») und empfahl sich als grooviger Rocker. Warum man anschliessend mit Led Zeppelins Monster-Hit «Whole Lotta Love», trotz eigenem Arrangement hinten raus, wertvolle Zeit vergeudete, anstatt weiteres, eigenes Material zu spielen, war mir echt ein Rätsel. Wäre in diesem Zusammenhang noch interessant gewesen, Zaungast Marc LaBelle dazu zu befragen. Fakt ist, dass Brainholz über genügend eigene und auch gute Songs verfügen. Das drückte sich auch in der Reaktion des Publikums aus, das angeregt applaudierte. Vor allem Frontmann Remo hinterliess mit seinem kräftigen und bestens für diesen Sound geeigneten Gesang einen tadellosen Eindruck.
Setliste: «The Arrow» - «Damn Blue Night» - «Whole Lotta Love - Led Zeppelin Cover» - «Lost In Between» - «Worn Out Wings»
Dirty Honey
Anstatt der mittlerweile üblichen, halben Stunde gewährte man der Support-Band immerhin rund vierzig Minuten, aber nach einer kurzen Umbau-Pause war es im Kofmehl förmlich zu spüren. Die Meute war ready für den Headliner! Um den Spannungsbogen noch etwas mehr zu dehnen, lief vorab der AC/DC Klassiker «Rock'n'Roll Damnation» ab Band, ehe Dirty Honey mit dem Titeltrack des neuen Albums in den über 100-minütigen Set einstiegen. Das Backdrop mit der kessen Lippe und die Farben waren ganz auf das Cover des aktuellen Studio-Albums ausgerichtet. Danach folgte ein denkwürdiges Konzert, getragen von an der Stelle selten so antizipierenden (vor allem weiblichen) Fans und einer erneut sehr spielfreudigen Band, die nichts anbrennen liess. Marc freute sich im Namen seiner Kollegen über die doppelte Anzahl Besucher im Vergleich zum letzten Mal hier in Solothurn (also letztes Jahr im Sommer) und teilte dies nicht ohne Stolz mit. Diese positive Stimmung übertrug sich so zu sagen auf die ganze Location mit den Protagonisten auf der Bühne und dem begeisterten Publikum davor.
Eigentlich war das Ganze keine Kür, sondern nichts als ein hochqualitatives Schaulaufen, angeführt von Master LaBelle, dessen schneidige wie variable Gesangs-Stimme zugleich den Songs den berühmten Stempel aufdrückte und das Kollektiv ohne Hänger brillieren liess. Die gegenüber der letzten Tour erweiterte Setliste enthielt grundsätzlich alle (!) vorherigen Tracks und wurde vor allem durch brandneue wie «Get A Little High», «Satisfied» oder «Ride On» ergänzt. Gitarrist John schmiss sich dabei wieder voll in Pose und haute ein Riff nach dem anderen heraus, verziert mit unzähligen, flinken Soli. Bei «Coming Home (Ballad Of The Shire)» und dem Country getränkten Stones-Cover «Honky Tonk Women» zeigten er und Bassist Julian zudem, dass sie auch mit akustischen Gitarren umzugehen wissen. Dazu kommt, dass Dirty Honey bisher eh ein glückliches Händchen mit weiteren Cover-Versionen von Prince und den Luftschmieden (siehe unten) haben. Am geilsten kommts aber immer dann daher, wenn das agile Quartett seine Hits wie «When I'm Gone» (US-Billboard Nr. #1) und weitere Kracher spielt.
Setliste: Intro («Rock'n'Roll Damnation» - AC/DC) «Can't Find The Brakes» - «California Dreamin'» - «Heartbreaker» - «Get A Little High» - «Scars» - «Dirty Mind» - «Tied Up» - «Coming Home (Ballad Of The Shire)» - «Honky Tonk Women (Cover The Rolling Stones)» - «Don't Put Out The Fire» - «Ride On / Satisfied» - «No Warning» - «Let's Go Crazy (Prince Cover) / Last Child (Aerosmith Cover)» - «The Wire» - «Another Last Time» - «When I'm Gone» -- «Alright» - «Won't Take Me Alive» - «Rolling 7s»