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23. März 2024, Bern-Bümpliz - Sternensaal
By Rönu
Die erste Ausgabe des "EmMetal Rock 2023" stand unter keinem guten Stern. Nachdem der Headliner Dool kurzfristig abgesagt hatte, war auch der Publikums-Aufmarsch enttäuschend. Am Schluss waren in der grossen Markthalle in Burgdorf gerade etwas über hundert Fans anwesend. Ein finanzielles Debakel war die Folge, welches von den Veranstaltern aus der eigenen Kasse berappt werden musste. Davon liess man sich jedoch nicht abschrecken und versuchte es dieses Jahr noch einmal. Dafür gebührt den zuständigen Leuten schon mal grosser Respekt.
Man hatte zwar das Line-up um die Hälfte gekürzt und mit dem Sternensaal in Bümpliz eine geeignetere Location gefunden, was der Vorfreude aber keinen Abbruch tat. Mit Witherfall fiel der ursprünglich angedachte Headliner durch Absage schon früh weg, der Ersatz Onslaught erwies sich im Nachhinein aber als absoluter Glücksfall. Da der neue Standort nicht mehr im Emmental war, wurde der Name kurzerhand zu "EmMetal Rocks" abgeändert. Der Vorverkauf lief zwar auch diesmal recht harzig, am Schluss war der Sternensaal aber zum Glück dennoch ordentlich gefüllt. Zwar konnte man auch heuer keinen Gewinn erzielen, aber man ist zumindest auf dem richtigen Weg.
Emerald
Das Motto von heute hätte auch heissen können: je älter der Abend, desto härter die Mucke. Insofern war der klassische Metal der ideale Start in den Konzert-Reigen. Scheinbar befinden sich Emerald auch mitten im Songwriting (das neue Album soll 2025 erscheinen), wie die Band verriet. Mit «Greed» und «One Moment Of Freedom» wurden bereits zwei neue Songs gespielt, welche Appetit auf den neunten Longplayer machen. Ansonsten ist auf Emerald Verlass. Michael Vaucher und Julien Menth an den Gitarren sorgten für mächtig Bewegung, Drummer Al Spicher grinste über alle Backen, und Sänger Mace Mitchell war ebenfalls gut bei Stimme, auch wenn der Husten in den Pausen unüberhörbar war. Dagegen waren Vanja Truttmann am Bass und Thomas Vaucher an den Keyboards eher die ruhigen Pole der Band. Was könnte passender sein als den Auftritt mit «Horns Up» abzuschliessen? Somit war der Abend eingeläutet, und es folgten anschliessend nicht weniger als noch drei weitere Bands!
Setliste: «Only The Reaper Wins» - «Reckoning Day» - «Digital Slavery» - «Son Of Sam» - «Greed» - «Freakshow» - «One Moment Of Freedom» - «Tears Of A Warrior» - «Horns Up»
Vendetta
Die völlig überfüllte Autobahn wurde den Schweinfurtern fast zum Verhängnis, aber es reichte knapp zum Auftritt. Ein kurzer Soundcheck und schon ging es los und zwar nahtlos, was für einige fragende Gesichter sorgte. Ich muss zugeben, dass ich mit dem Material der Deutschen gar nicht vertraut bin, und so liess ich mich überraschen. Die Band ist seit 1984 aktiv, hat sechs Alben am Start, und das merkte man der Performance an. Die Jungs sind routiniert, und die handwerklichen Fähigkeiten sind klar erkennbar. Das Hauptaugenmerk der Setliste lag dabei an den beiden 80er-Alben «Go And Live…Stay And Die» und «Brain Damage». Trotzdem wollte der Funke irgendwie nicht überspringen, was vor allen an den Songs selber lag. Die Band ist zwar abwechslungsreich unterwegs, verbindet Thrash mit Heavy und Progressive Metal, wirkt dadurch aber mitunter zu wenig zwingend. Trotzdem war der Auftritt alles andere als schlecht, und die Truppe aus Bayern hat einen sympathischen Eindruck hinterlassen.
Setliste: «War» - «Suicidal Lunacy» - «Guerilla / Metal War » - « Stranglehold Terror» - «Precious Existence» - «Brain Damage» - «Go And Live…Stay And Die» - «Black As Coal» - «On The Road»
Onslaught
Wie auch Vendetta, sind Onslaught im Thrash verwurzelt, und beide Bands starteten in den Achtzigern ihre Karriere. Was Onslaught dann aber auf die Bühne zauberten, war ein ganz anderes Brett. Auch wenn Nige Rockett das einzig noch verbliebende Gründungs-Mitglied ist und zum Beispiel Drummer James Perry bei der Gründung noch gar nicht geboren war, bildete man auf der Bühne eine eindrucksvolle Einheit. Sänger David Garnett brüllte den Sternensaal in alle Einzelteile und der Rest der Truppe stand dem in nichts nach. Sofort schnellte auch die Stimmung in die Höhe, und es wurde klar, dass Onslaught wohl einige Fans mehr zu mobilisieren vermögen, als dies Witherfall hätten tun können, was aber sicher keine Aberkennung der Qualität des verhinderten Headliners sein soll. Doch Onslaught heute, das passte einfach! Die Setliste hätte besser nicht sein können: «Let There Be Death», «Strike Fast, Strike Hard», «66 Fucking 6», «Metal Forces» und mit «Thermonuclear» der krönende Abschluss. Thrash Herz, was willst du mehr? Fantastischer Auftritt der sträflich unterbewertenden Legende aus England.
Setliste: «Let There Be Death» - «The Sound Of Violence» - «Strike Fast, Strike Hard» - «Destroyer Of Worlds» - «Demoniac» - «Fight With The Beast» - «Metal Forces» - «Killing Peace» - «Power From Hell» - «Thermonuclear»
Desaster
Ich habe es oben angedeutet: Die Running Order versprach mehr Härte, und Desaster waren mit ihrem räudigen Black / Thrash Metal die ideale, vierte Band. Onslaught hatten geliefert, und auch wenn sich gegen Ende des Sets doch deutliche Lücken im Saal auftaten, darf man Desaster ebenfalls zu ihrem fulminanten Auftritt gratulieren. Selbst wenn man am Beispiel von Infernals (oder Markus Kuschke im echten Leben) Haarpracht feststellen konnte, dass der Zahn der Zeit nicht spurlos an der Truppe vorbei gegangen ist. Dies war alllerdings kein Grund, um etwa Trübsal zu blasen. Die Deutschen genossen ihren Auftritt sichtlich und gaben Gas ohne Ende. Die Setliste bildete einen Querschnitt durch das bisherige Schaffen der Band, und mit «Countess Bathory» von Venom und «Speak English Or Die» von S.O.D. fanden auch zwei Cover-Versionen Platz. Bei der Letzteren wurde der Refrain kurzerhand zu «Speak Schwiizerdütsch Or Die» abgeändert. Kult! Wie auch bei Onslaught gilt: Sackstarker Auftritt mit ansteckender Spielfreude! Nach diesem Abend bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass es noch eine dritte Ausgabe geben wird.
Setliste: «Learn To Love The Void» - «Devil’s Sword» - «Nekropolis Karthago» - «Phantom Funeral» - «Damnatio Ad Bestias» - «Towards Oblivion» - «Satan’s Soldiers Syndicate» - «Sacrilege» - «Churches Without Saints» - «Hellbangers» - «Teutonic Steel» - «In A Winter Battle» - «Countess Bathory» - «Divine Blasphemies» - «Metalized Blood» - «Speak English Or Die» - «Skullseeker»