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31. Januar 2024, Pratteln - Z7
By Rockslave
Duplizität der Ereignisse! Was vor fast genau neun Monaten bei uns in der Schweiz schon so über die Bühne ging, wiederholte sich abermals im gleichen Gewand. Die Rede ist vom female fronted Symphonic Metal Dreigestirn Delain, Xandria und Illumishade. Der Unterschied zum Vorjahr lag primär mal an der Location, und auch die Setlisten zeigten sich verändert, wenn auch nur leicht. Da es aufgrund der massiv angestiegenen Anzahl an Konzerten vorkommt, dass sich Hallenkonzerte, die klassisch dazu dienen, ein neues Album zu promoten, mit Festival-Auftritten überschneiden, ist ja mittlerweile gang und gäbe. Da muss sich der geneigte Konzert-Besucher in Zukunft wohl definitiv auf kürzere Kadenzen einstellen, da die Szene das Geld nur noch hiermit verdient. Während der Headliner und Xandria im letzten Jahr mit neuen Scheiben aufwarteten, reichte es noch nicht ganz für «Another Side Of You» (VÖ: 16.02.2024) des Schweizer Supports Illumishade. Insofern hätte man deshalb, sprich der Aktualität geschuldet, eigentlich Xandria als Opener des heutigen Abends ansetzen sollen.
Illumishade
Erfreulicherweise stand, im Gegensatz zum letztjährigen Auftritt (im Komplex 457 in Zürich am 27.04.2023), am heutigen Abend das komplette Line-up, sprich diesmal inklusive Mirjam Skal (Synth & Orchestration), auf der Bühne. Das setzte nicht nur optische Akzente, denn echte Protagonisten sorgen in diesem Genre schlicht und einfach für mehr Glaubwürdigkeit wie Attitüde. Wenn das Ganze dann noch mit gekonntem Songwriting einher geht, um so besser. Hierbei befinden sich Illumishade zumindest auf dem aufsteigenden Ast, denn das kommende, neue Album ist erst der zweite Release dieser aufstrebenden Combo. Was mir bereits letztes Jahr in Zürich gefallen hatte, fand in Pratteln seine Fortsetzung. Das wiederum kompakt auftretende Kollektiv glänzte dabei einmal mehr.
Dies vor allem wegen seiner exzellenten Performerin und Frontfrau Fabienne Erni (Eluveitie), die in, respektive mit ihrer eigenen Band bedeutend melodischer als sonst unterwegs ist. Das stand ihr und der Band gut zu Gesicht und fand bald Resonanz beim gut antizipierenden und schon ordentlich aufmarschierten Publikum. Für Illumishade war das einerseits die erste Europa-Tour, und auch der allererste Live-Auftritt fand bekanntlich hier im Z7 statt. Am heutigen Abend durfte man anstatt der leidigen halben Stunde einen, wie früher üblich, normalen Support-Set von 45 Minuten spielen. Somit hielten sich die Songs der ersten beiden Alben etwa die Waage, respektive vom neuen Werk gab es mit «Elegy», «Here We Are» und «Cloudreader» gleich drei neue Nummern oben drauf.
Setliste: «Enter The Void (Intro)» - «Elegy» - «Enemy» - «Here We Are» - «Crystal Silence» - «Cloudreader» - «Rise» - «Muse Of Unknown Forces» - «Tales Of Time» - «World's End» - «Edge Of Dusk (Outro)»
Xandria
Da mir die Bielefelder Symphonic Metaller um Mastermind und Gitarrist Marco Heubaum das letzte Mal am wenigsten gefielen, verband ich keinerlei Erwartungen an den heutigen Auftritt und hörte mir deren Chose so zu sagen einfach nochmals möglichst vorurteilsfrei an. Wie sich jedoch bald heraus stellen sollte, zockte die Truppe die gleichen ersten fünf Songs, wie schon in Zürich, fast gebetsmühlenmässig herunter. Somit setzte es hiermit ebenso keine Überraschungen ab, und obwohl sich die ansehnliche wie sympathisch wirkende Ambre Vourvahis erneut voll ins Zeug legte und ihrer zarten Kehle mitunter auch mal erstaunlich abgrundtiefe Growls entlockte, erzeugte dies meinerseits, trotz der gesteigerten Härte des Sounds, bald einmal wieder eine gepflegte Langeweile. Da half auch die nett wirkende Speech von Marco nicht viel, und unter dem Strich holte das Ganze, trotz auch hier längerer Spielzeit, keine Kohlen mehr aus dem Feuer. Die grundsätzlich gut unterhaltenen Fans zeigten sich im Gegensatz zu mir offensichtlich gnädiger und spendeten artig Szenen-Applaus. Eigentlich schade was den sonst tadellosen Gesang und ein paar durchaus brauchbare Parts angeht, aber mit dieser Truppe werde ich definitiv nicht warm!
Setliste: «You Will Never Be Our God» - «Reborn» - «Ghosts» - «Nightfall» - «Two Worlds» - «My Curse Is My Redemption» - «A Prophecy Of Worlds To Fall
Delain
In Anbetracht dessen, dass "meine Delain mit Charlotte Wessels" seit 2021 leider abrupt Geschichte sind und ich mich eigentlich damit immer noch schwer tue, hätte ich nach Xandria getrost den Heimweg antreten können. Zwei Gründe, warum ich dies letztlich doch nicht in die Tat umsetzte, waren erstens Diana Leah (wo ich sehen und hören wollte, ob sie sich innerhalb der neuen Band inzwischen gefestigt hat) und zweitens, dass das aktuelle Album «Dark Waters» ganz ordentlich ausgefallen ist. Dabei ist noch anzumerken, dass ich dem 50-minütigen Festival-Auftritt anlässlich dem "Z7 Summer Night Open Air" am 08.07.2023 nicht beiwohnte. Am heutigen Abend stand, wie bei den anderen zwei Bands, mitunter im Vordergrund, welche Änderungen die Setliste mit sich bringen würde. Der Anfang, sprich die ersten drei Songs blieben auch beim Headliner gleich, und danach ergab sich die eine oder andere Anpassung. Interessant war dabei die Tatsache, dass mit «Beneath» und «Underland» gleich zwei neue Songs wieder aus dem Set flogen und dafür die Alben «We Are The Others» (mit «Get The Devil Out Of Me») sowie «Lucidity» (mit «Sleepwalkers Dream») entsprechend mit einen zusätzlichen Song bedacht wurden.
Heisst also, dass es heute Abend wieder etwas mehr in die Vergangenheit zurück ging. Das befeuerte natürlich umgehend meine Wehmut in Erinnerung an die guten, alten Zeiten, aber wenn man das ausblendete, verblieb unter dem Strich eine sehr ansprechende Darbietung, die im Wesentlichen von der sichtlich eingeschliffenen Performance von Diana lebte, die sich nun sehr selbstsicher präsentierte. Die anteilnehmende Reaktion der Fans bestätigte dies, und Delain wurden ihrer Rolle als Headliner mehr als gerecht, weil sie mittlerweile über eine ganze Latte an eingängigen Songs im Repertoire verfügen. Die Wahl von Paolo Realini (Skiltron) als Ersatz für Marco Hietala (Ex-Nightwish) bei nicht weniger als sechs Songs in der Rolle als Gast-Sänger darf zudem als passend wie optimal bezeichnet werden. Ob ich mir das künftig allerdings nochmals, wenn überhaupt gönnen will, sehen wir dann, und sonst lasst den alten, traurigen Mann halt künftig alleine in seiner Nostalgie-Glocke schmollen und besucht auch weiterhin eine der mit Abstand besten Genre-Bands der Gegenwart, denn weder Within Temptation und schon gar nicht Nightwish bewegen sich aktuell auf Augenhöhe mit Martijn Westerholts Band!
Setliste: «The Cold» - «Suckerpunch» - «Burning Bridges» - «The Quest And The Curse» - «April Rain» - «Get The Devil Out Of Me» - «Sleepwalkers Dream» - «Invidia» - «Queen Of Shadow (mit Paolo Ribaldini)» - «Your Body Is a Battleground (mit Paolo Ribaldini)» - «The Gathering (mit Paolo Ribaldini)» - «Don't Let Go (mit Paolo Ribaldini)» - «Moth To A Flame» - «Not Enough» - «Mother Machine» -- «Control The Storm (mit Paolo Ribaldini)» - «Sing To Me (mit Paolo Ribaldini)» - We Are The Others»