Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
25. Februar 2023, Lenzburg - Met-Bar
By Rockslave
Diesem gefühlt seit Urzeiten ersten öffentlichen Auftritt des Headliners aus dem Aargau ging eine sehr lange Durststrecke voraus, die in der jüngeren Vergangenheit natürlich von der unsäglichen Corona-Pandemie geprägt war. Nur dem unerschütterlichen Durchhalte-Willen der verbliebenen zwei Ur-Members Patrick Moser (Lead Guitar) und Fritz "the Cat" Hunkeler (Rhythm Guitar) ist es zu verdanken, dass dieses Konzert letztlich überhaupt möglich wurde. Genau einen Monat nach dem Show-Case im Übungsraum, wo die heutige Performance unter Live-Bedingungen vor einer Handvoll Gäste abgehalten wurde, waren Crush nun definitiv ready, das dabei erhaltene Feedback in die Tat umzusetzen. Dass dies gelang, lag mitunter auch am neuen Line-up mit Dan Paulweber (Lead Vocals), Martin Frei (Bass) und Chris Roth (Drums). Mit im Gepäck hatte die Truppe nebst einer grossen Motivation wie Freude Songs aus der ganzen History, sprich von den EPs «Appetizer» (1996) und «Intoxication» (2018) sowie ganz neues Material. Die Vorfreude wie Spannung sorgten für eine knisternde Atmosphäre in der gut gefüllten Met-Bar. Zum Auftakt spielten Sad Man's Soul aus Bern auf und hinterliessen unter ähnlichen Voraussetzungen einen guten Eindruck.
Sad Man's Soul
Die Wahl hätte wohl nicht besser ausfallen können, denn die Support-Band aus Bern stand, wenn auch nicht so lange wie Crush, zumindest ebenso für eine längere Zeit nicht mehr auf einer Bühne. Die Gründe dafür könnten durchaus auch was mit Corona zu tun gehabt haben, aber Fakt ist auf jeden Fall, dass der neue Frontmann Colin "Sleazertease" Hay als sichtlich Jüngster erst gegen Ende 2019 zur Band stiess. Seither fanden für die vier Berner Rocker, ausser einem Gig vor etwa zwei Jahren in Baden, kaum bis keine Konzerte mehr statt (wenn man von den Posts bei Facebook ausgeht), sodass auch die Anheizer im wahrsten Sinne des Wortes vor Energie strotzten, die sich bald auf der Bühne entladen sollte.
Was Songs angeht, gibt nur Spotify was her, sprich das Material der ersten 5-Track EP «Bonobo» war auf Ende 2020 bereit und wurde vor zwei Jahren dann umfassend mittels einzelner Digital-Singles nacheinander veröffentlicht. Dazu gehörten der Titeltrack, «Silverback», «Waking Up The Neighbourhood», «Hot Shot Love» und «Mine All Mine». Dass diese Tracks ausnahmslos zum Set des heutigen Abends gehörten, überraschte letztlich nicht, denn jeder hatte seine Berechtigung, sprich entpuppte sich als flotter Rocker mit fetziger Rock'n'Roll Attitüde. Die Verjüngung am Gesang verlieh dem Ganzen sichtlichen Drive, respektive die routinierte Hintermannschaft liess es unentwegt krachen und überzeugte mit eigenem Material. Der gefahrene Sound in der Met-Bar war ordentlich, wenn auch nicht so fett wie auf den Sudioaufnahmen, und das Publikum erwachte zusehends. Colin hatte die gut gelaunte wie antizipierende Meute gut im Griff und gab sein letztes Hemd. Dass er dabei zwischendurch bei ein paar hohen Gesangslinien ans Limit gelangte, vermochte das gute Gesamtbild nicht zu trüben. Sad Men's Soul empfahlen sich während knappen fünfzig Minuten (inklusive einer Zugabe) auf jeden Fall als kampfstarke Truppe für weitere Auftritte.
Setliste: «Intro» - «Whenever I Got You» - «Mine All Mine» - «Bonobo» - «High And Low» - «Timebomb» - «Hot Shot Love» - «Tonight» - «Always» - «Favourite Waste Of Time» - «Silverback» - «Waking Up The Neighbourhood» - «Escape» -- «Are You In»
Crush
Waren nun die Protagonisten des Abends "nervöser" oder das zahlreich wegen dem Headliner aufmarschierte Publikum, das mitunter aus, meine Wenigkeit eingeschlossen, aus einigen ehemaligen Arbeitskollegen von Master Hunkeler der in inzwischen von "ABB Turbo Systems" zu "Accelleron" umbenannten Firma bestanden? So sah und traf ich Personen an, die ich schon eine ganze Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Ein spezieller Moment, der heute Abend aber klar einen gemeinsamen Nenner hatte, und das waren natürlich Crush! Kurz nach 22:30 Uhr war es dann endlich soweit, und die ganze Anspannung der vergangenen Wochen und Monate fiel ab und entlud sich im Opener «You've Lost Control» (von der EP «Intoxication»), der mit kernigen Riffs der Gitarrenfront mit Patrick und Fritz befeuert wurde. Das hörte sich ja schon ganz ordentlich an und mit «Money» wurde gleich ein über 25-jähriger Bandklassiker nachgereicht, zu dem "kesselweise" Spielbanknoten in die Luft, respektive in die vorderen Reihen geworfen wurden. Spätestens nach «Roots» war die Band "warm" gespielt und auch Fronter Dan gewann laufend an Profil dazu. Erstes persönliches Highlight war natürlich der unverwüstliche Smasher «Streets Of Oblivion», der zweite Track ab «Appetizer», der die Glanzzeiten der alten Gotthard herauf beschwor. Der "Firedance"-Part wie das Riffing überhaupt sind einfach nur geil und würden bei leicht gesteigertem Tempo gar noch eine Schippe drauf legen.
Da sah und vor allem hörte man, dass ein guter Song seinen Glanz eben nie verlieren wird, egal wie alt er ist. Rückblick ist nun das eine, aber zum anderen ist aber auch qualitatives Frischfleisch gefragt, und das boten unter anderem «When The Rock Starts Rollin'» mit dem typischen Crush Gitarren-Sound und «Write You Own Story» als töfte Feuerzeug-Ballade. Ein Blick auf die oft lachenden Gesichter der Musiker zeigte zudem, dass nicht nur die mitgehenden Fans ihre Freude an der agilen Performance fanden. Die Wartezeit und vor allem die professionelle Vorbereitung trugen nun die verdienten Früchte. Hard Rock, versehen mit dem entsprechenden Qualitäts-Level ist aktuell angesagter denn je, und die Ausrichtung hin zu Bands wie Thunder, FM und Konsorten ist nach wie vor erfolgversprechend. Die Basis zum nächsten Schritt wäre eigentlich, und das zeigte die abgefeierte Zugabe «Shadows Of A Dream» unmissverständlich auf, wieder geschaffen. Die Frage ist nun aber, ob genug Schnauf und Wille dafür vorhanden sind. An Letzterem scheint es nicht zu mangeln, aber die noch an diesem Abend durchsickernde Nachricht, dass Sänger Dan ein gesundheitliches Problem mit sich herum trage, das ein Weitermachen in der Band akut zu gefährden vermag, minderte die Freude nach diesem gelungenen Gig schon etwas, aber noch ist ja nicht aller Tage Abend, und wir wünschen an dieser Stelle nur das Beste für die Zukunft, was auch immer diese für Crush mit sich bringen wird!
Setliste: «You've Lost Control» - «Money» - «Roots» - «Heatwave» - «Stomp» - «Streets Of Oblivion» - «Turn Me Loose» - «When The Rock Starts Rollin'» - «Write You Own Story» - «Fire Went Out» - «Hero Without A Sword» - «Shame» - «Game Over» -- «Shadows Of A Dream»