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01. Juni 2024, Aarau - KiFF
By Rönu
Was das KiFF an diesem Samstag Ende Mai auf die Beine stellte, versprach einen legendären Abend, und genau das wurde es auch. Zum ersten Mal überhaupt standen die Schweizer Bands Coroner und Messiah auf einer Bühne, garniert mit einer der besten Doom Metal Bands der Gegenwart, welche auf den Namen Thronehammer hört. Schon Tage vorher war klar, dass das Konzert restlos ausverkauft ist. Zum Glück waren die Temperaturen draussen recht frisch, und trotzdem wurde das Ganze im Saal schweisstreibend. Leider gibt es im KiFF keinen Fotograben, weshalb das Fotografieren jeweils nicht gerade einfach ist, erschwerend kommt das Licht dazu. In Verbindung mit der Nebelmaschine war ein brauchbares Bild nur schwer zu erhaschen. Nachdem man die vielen bekannten Gesichter im Publikum begrüsst hatte, einen ersten Blick auf die Merchandise-Stände der Bands geworfen und sich ein kühles Blondes gegönnt hatte, ging die Sause auch schon los.
Thronehammer
Meine Vorfreude auf den heutigen Konzert-Abend begründete sich auch mit dem Auftritt der englisch-deutschen Doom Band Thronehammer. Dessen letztes Album «Kingslayer» war 2023 ein absolutes Highlight. Mit dem Titeltrack enterte man die Bühne, und sofort war klar, dass man hier Zeuge von einem unfassbaren Gig werden würde. Der Sound war äusserst druckvoll, und ich musste mich beim Fotographieren zusammen reissen, um nicht auszurasten und zu headbangen. Sängerin Kat Shevil Gilham war bestens aufgelegt und zeigte ihr ganzes Repertoire von tiefen Growls bis hin zu melancholischem Clean-Gesang. Mit «Thy Blood» folgte mein persönlicher Lieblings-Song der Band. Dieses Riff! Dieser Gesang!! Dieses Schlagzeug!!! Meine Kinnlade verabschiedete sich langsam in Richtung Boden.
Nach dem epischen «A Fading King» war es leider schon Zeit für den letzten Song des Abends. Die Bandhymne «Thronehammer» durfte natürlich nicht fehlen, und auch wenn Doom Metal wahrscheinlich nicht alle Anwesenden begeisterte, dürften Thronehammer den einen oder anderen Fan dazugewonnen haben. Ich hätte der Truppe gerne noch länger zugehört, aber noch standen ja zwei Bands in den Startlöchern. Sängerin Kat liess es sich auf jeden Fall nicht nehmen und schaute sich Messiah im Publikum und später Coroner vom Merchstand aus an. Auch nach dem Konzert nahmen sich Thronehammer Zeit für ihre Fans und unterschrieben bereitwillig LP’ und CDs und waren auch für einen Schwatz zu haben. Thronehammer sind einfach eine geile Band, Punkt!
Setliste: «Kingslayer» - «Thy Blood» - «A Fading King» - «Thronehammer»
Messiah
Die Schweizer Death Metal Institution Messiah trat mit einem brandaktuellen Album auf die Bühne. «Christus Hypercubus» ist erst vor ein paar Wochen erschienen und hatte gute Kritiken eingeheimst. Im Gegensatz zu Thronehammer durften Messiah die ganze Bühne nutzen, allerdings war die Performance nicht sehr aktiv. Das soll aber nicht heissen, dass es nicht mitreissend war. Sänger Marcus liess sein Haar kreisen, Brögi war mit seiner Ausstrahlung omnipräsent, Bassist Patrick grinste wie ein Honigkuchenpferd, während V.O. Pulver sich eher im dunkleren Bereich aufhielt. Drummer Steve war im Nebel nur zu erahnen, dreschte aber auf sein Kit ein, als gebe es kein Morgen mehr.
Kurzum, Messiah zerlegten das KiFF mal kurz in seine Einzelteile. Das neue Album wurde mit drei Songs gewürdigt, aber selbstverständlich durften Kulthits wie «Choir Of Horrors», «Space Invaders» oder das unverwüstliche «Extreme Cold Weather» nicht fehlen. Die Setliste war also äusserst klug zusammengestellt, was auch das Publikum goutierte, und so war es nicht erstaunlich, dass die Stimmung von Song zu Song noch besser wurde und schliesslich einen verdammt starken Auftritt mit tosendem Applaus würdigte.
Setliste: «Sikhote Alin» - «Christus Hypercubus» - «Condemned Cell» - «Space Invaders» - «Singularity» - «Choir Of Horrors» - «Living With A Confidence» - «Lycantropus Erectus» - «Centipede Bites» - «H.T.A.M. / Messiah» - «Enjoy Yourself» - «Extreme Cold Weather»
Coroner
Fans der Tech-Thrash Heroen warten ja sehnsüchtig auf ein neues Album, das hoffentlich bald einmal erscheinen soll. Das heisst, dass man natürlich das hochgelobte Material von Meisterwerken wie «R.I.P.», «No More Color» oder «Mental Vortex» erklingen liess. Der Start war allerdings harzig, was am Sound lag. In der ersten Reihe war von Sänger Ron Royce nämlich gar nichts zu hören. Nachdem der Job als Fotograph erledigt war, kämpfte ich mich durch dicht gedrängte Reihen nach hinten und siehe da, jetzt passte alles. In Sachen Lichteffekte kann ich allerdings nicht nur gute Noten verteilen, denn es ist schade, wenn man die einzelnen Musiker (das betrifft vor allem die beiden Flanken) nur schattenhaft sehen kann. Ausserdem war die (gefühlt) minutenlange Stroboskob-Attacke bei «Grin» schon fast nervig.
Doch genug der Kritik, denn musikalisch war das erste Sahne. Die Temperaturen im KiFF stiegen weiter an, und das Publikum feierte Coroner nach allen Regeln der Kunst ab. Der Spruch des Tages oder besser Abends kam übrigens von einem gewissen Herrn, der in Olten einen Plattenladen führt: "Bei Coroner braucht es zum Headbangen einen Taschenrechner!". Das liegt natürlich an den komplexen Songstrukturen der Band, die immer wieder überraschende Wendungen bereit hält. Ich gebe gerne zu, dass ich Thrash lieber straight mag, ziehe aber vor der heutigen Performance meinen Hut. Wie auch Thronehammer und Messiah, mischten sich auch die Coroner Jungs am Ende noch unters Publikum, was ich einfach genial finde. Von Abgehobenheit keine Spur! Eines ist sicher. Wer es verpasst hat nach Aarau zu pilgern, der hat einen schon jetzt legendären Abend ausgelassen. Alle drei Bands haben grandios aufgespielt, und das Publikum liess sich davon anstecken. Genial!
Setliste: «Golden Cashmere Sleeper» - «Internal Conflicts» - «Serpent Moves» - «Divine Step» - «Sacrificial Lamb» - «Semtex Revolution» - «Tunnel Of Pain» - «Status: Thill Thinking» - «Drum Solo» - «Metamorphosis» - «Masked Jackal» - «Grin» - «Reborn Through Hate» - «Die By My Hand»