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02. und 03. August 2024, Brienz - Aaregg
Text: Oliver H. (oli) und Björn H. (bjö) / Pics: Oliver H., Björn H. und Daniela S.
Das "Brienzersee Rockfestival" feierte in diesem Jahr sein 35-jähriges Bestehen. Grund genug, das Festival in diesem Jahr schon am Donnerstag zu starten, zumal es auch noch die 1. August Feierlichkeiten miteinbeziehen konnte. Dies wurde mit Megawatt und weiteren Mundart-Bands gebührend gefeiert. Unsere Anreise war aber erst am Freitag und somit auch nur der Bericht vom Freitag und Samstag mit Hard Rock Bands. Wer noch nie am Brienzer-Rock war, hat definitiv etwas verpasst! Als Rock- und Metalfan und sollte man dies wirklich nachholen. Idyllisch gelegen am Brienzersee, mit direktem Zugang zum Festival-Gelände, relativ wettersicher, da der Anlass jeweils im Festzelt stattfindet, was sich am Freitagabend noch auszahlen sollte. Kulinarisch wurde man ebenfalls mit Leckereien verwöhnt, und die Portionen waren reichlich. Der Freitag stand gänzlich im Zeichen des Schweizer Musikschaffens. Am Samstag folgten dann die internationalen Acts. (bjö)
Freitag, 02. August 2024
Voltage Arc
Voltage Arc, eine junge aufstrebende CH-Band, hatte die Ehre, den Freitag am "Brienzersee Rockfestival" zu eröffnen. Das Quartett, bestehend aus Sänger Toni Hörner, Gitarrist Merlin Eichenberger, Bassist Julian Stein und Schlagzeuger Timon Forrer, hatte es nicht leicht, denn sie kämpften zur Mittagszeit bereits gegen den Vortageskater der Fans und gegen einen sommerlich heissen Tag am See (sie sollten nicht die Letzten sein). So standen zu Beginn des Gigs gerade mal der mitgereiste Fanblock und ein paar einzelne Besucher an der Absperrung. Dennoch enterte die Truppe ganz Profi-like und ausgelassen die Bühne, um ihren persönlichen Rock'n' Roll Lifestyle herüber zu bringen.
Die Ambitionen von Voltage Arc, ihre Musik professioneller zu gestalten, schien die letzten Jahre gefruchtet zu haben, denn der Vierer wusste genau, was die Fans hören und sehen wollten. Glam Metal mit Hard Rock Attitüde und Heavy Metal Einschlag sowie nackte Oberkörper und Mötley Crüe Gehabe. Der Vierer konnte gar nicht genug davon kriegen, ihre elektrisierende Energie auf der Brienzer Seebühne auszuleben und die Songs ihrer noch aktuellen Platte «In Your Face» einer stetig wachsenden Fanschar zu präsentieren.
Wer dabei Lust bekommen hat, die Aargauer bei einer eigenen Show und mit etwas weniger Sonnenlicht erleben zu dürfen, sollte es sich nicht nehmen lassen, bei der Plattentaufe von «Sextasy», dem zweiten Album, in der Wisabar (Lenzburg) dabei zu sein. Das Rockfest hat es den Jungs so sehr angetan, dass sie kurzerhand die Gage in Festival-Bändel eingetauscht und mit ihrem roten Bus unmittelbar neben dem Artist-Eingang campiert haben. So kam es zu tollen Begegnungen mit Leo Leoni, Freddy Scherer und anderen Musikern. Tja, die jungen Musiker sind oftmals eben auch nur Fans der alten Garde! (oli)
Beyond Dystopia
Eine wirklich überzeugende Band angesichts der Dreier-Formation, aber ihre Musik war wohl etwas zu schwermütig für das Brienzer Publikum. Denn die Einflüsse von Beyond Dystopia sind weitreichend. Progressiv, Death, Modern und Dark Metal reichten sich die Hand. Vom Können her auf höchstem Niveau, und wenn ich überhaupt einen Abstrich machen müsste, wäre das eventuell beim Gesang. Mache ich aber nicht! Aus eigener Erfahrung weiss ich was es bedeutet, gleichzeitig Gitarre zu spielen und zu singen. Da muss man sich auf drei Dinge gleichzeitig konzentrieren. Gesang, Text und das Gitarren-Spiel. Geht mal auf deren Webseite und hört sie Euch an. Das ist bei dieser komplexen Musik wirklich nicht ohne. Top gespielt! (bjö)
Dave & The Dudes
Dave Niederberger ist zurück auf den Brettern, welche die Welt bedeuten. Nach dem Aus bei Fighter V wegen seinen Stimmband-Problemen, inklusive Operationen scheint sich Daves Stimme offensichtlich völlig erholt zu haben. Dave & The Dudes rockten die Brienzer Seerock-Bühne, was das Zeug hielt. Good Time Rock'n' Roll! Ich würde ihn beinahe als Bon Jovi der Schweiz betiteln, aber da ist musikalisch mehr Diversität. Der sympathische Hergiswiler wusste das Publikum zu jeder Zeit zu begeistern. Seine Songs erzeugten mitten im Tag hervorragende Festival-Stimmung. Man hörte zu jeder Zeit, dass hier gestandene Musiker am Werk sind. Da die Band erst ein Album veröffentlicht hat, welches die Live-Spielzeit nicht füllen konnte, gab es noch ein paar Cover-Versionen oben drauf. (bjö)
Rock-Out
Wenn es trotz Rauchverbot nach Zigaretten riecht, der Bierhumpen in die Höhe gereckt wird und die klassischen Gitarren-Akkorde erklingen, dann hat die Emmentaler-Formation Rock-Out ihre Verstärker aufgedreht. Der Vierer hat längst internationales Terrain betreten und steht mit geschwellter Brust für eine neue Generation junger Acts, welche gepflegt abdrücken. Kraftvoll, versiert, energetisch und mit ganz viel Selbstbewusstsein, den berühmt-berüchtigten grossen Eiern. Gitarre eingestöpselt... "eins, zwei, drei, vier!"...und ab geht die Lutzi. Direkt und ohne Schnörkel, wie die Vorbilder Krokus, Airbourne oder AC/DC gaben die vier Jungs Gas.
Ganz nach dem Motto "wer bremst, verliert!". Wie ich finde, hat die Band ihre gewachsene Erfahrung umgesetzt und in Punkto Live-Performance noch einige Schaufeln Kohle in den Kessel nachgeworfen. Das war ein richtig starker Auftritt. Im Speziellen hat Florians Stimme in den letzten Jahren an Kraft und Charakter gewonnen. Die Band wirkte gewachsen und reifer. Die letzte Single «Dynamite» liegt nun auch schon ein Jahr zurück. Ich bin mal gespannt, wann das neues Album heraus kommt. Nach diesem Auftritt habe ich richtig Bock drauf, es mir anzuhören. Kick Ass Rock'n'Roll in Reinkultur. (bjö/oli)
Setliste: «Hard Rock'n'Roll Tonight» - «It's My Day» - «Rolling Thunder» - «Bloodmengang» - «Drum Solo» - «Stand Together» - «Let You Go» - «House Of The Rising Sun» - «Hit Me» - «Whiskey» - «Dead Riders» - «7 Minutes» - «Tina Turner Medley» - «I Wanna Live» - «Dynamite»
China
Als China 1989 ihre Hit-Platte «Sign In The Sky» vom Stapel liessen, war ich gerade mal dreizehn Jahre alt. Genau das richtige Alter, um in den privaten Metal-Discos, im Wohnzimmer der Eltern, dem weiblichen Geschlecht näher zu kommen. Hymnen wie «Sign In The Sky» oder «In The Middle Of The Night» waren die perfekten Wegbereiter. Ganze 35 Jahre später, diese Band und die Songs zum ersten Mal live erleben zu dürfen, war ein tolles Erlebnis. Wie war doch die Freude gross, als die Gründungs-Mitglieder Claudio Matteo (Gitarre), Freddy "Laurence" Scherer (Gitarre) und Marc Lynn (Bass) verkündeten, mit China wieder Live-Konzerte zu geben. Eine der erfolgreichsten Rock-Bands der Schweiz (aus den 80er und frühen 90er Jahren) war zurück!
So war es auch am "Rockfest Brienz" Zeit geworden, nostalgisch zu werden. China legten rockig los, allerdings zu Beginn als Quartett. Erst im Verlauf des Sets gesellte sich der Sänger Werner "Hardy" Hartmeier hinzu, was der Truppe nochmals Auftrieb verlieh. Die ältere Garde im Publikum genoss ihre Jugendhelden sichtlich, während die jüngeren Besucher allmählich die Biege machten. Alles in allem wusste der Hard Rock von China aber zu begeistern und die neunzig Minuten vergingen wie im Flug. Auch ich war glücklich, ein Stück Schweizer Musik-Geschichte doch noch live erlebt zu haben. (oli)
Setliste: «Dead Lights» - «Animal Victim» - «Shout It Out» - «Sign In The Sky» - «Living On The Stage» - «Love Someone» - «Rock City» - «You Got Me Going» - «Back To You» - «Hot Loving Night» - «So Long» - «Ran Out Of Love» - «All Through The Night» - «In The Middle Of The Night» - «All I Do» - «Proud Mary»
CoreLeoni
Pünklich zum Start des Konzerts von Leo Leoni und seinen Mitstreitern setzte in Brienz der Regen ein, begleitet von einem Gewitter. Das Festzelt war deshalb innert Minutenfrist rappelvoll. Ich denke, das wäre es aber auch ohne Regen gewesen. Denn was CoreLeoni da abliefern, ist seit Jahren eine echte Haus-Nummer. Das Set beinhaltete nach wie vor Gotthard Songs der ersten vier Alben, wobei auch neuere Band-Komposition dazwischen Platz fanden.
Die Band lieferte gnadenlos ab, und Sänger Eugent Bushpepa befand sich in absoluter Topform. Anfang des Gigs hatte Leo zwar noch etwas mit Sound-Problemen zu kämpfen und musste zwei, drei Mal am Verstärker etwas nachjustieren. Das bewerkstelligte er, mit so vielen Jahren Erfahrung, aber spielend. Kurz darauf, glasklarer Sound und druckvoll, wie es sich gehört. Spielfreude pur, wie auch bei allen anderen Musikern. (bjö)
Setliste: «Sister Moon» - «Like It Or Not» - «She Goes Down» - «Wake Up Call» - «In The Name» - «Standing In The Light» - «Downtown» - «Firedance» - «Movin' On» - «Guilty Under Pressure» - «Let It Be» - «Let Live Begin» - «Would You Love Me» - «Mountain Mama» - «Purple Dynamite» - «Drum Solo» - «All We Are» - «Good Time Lover»
Shakra
Für ein Rockfestival im eigenen Land sind Shakra stets eine gute Adresse. Die zweiten Emmentaler des Tages liessen sich dann auch nicht lumpen. Sie eröffneten mit «The Way It Is» und dem sagenhaften «Hello», womit sie das Publikum schlagartig in der Tasche hatten. Im Fokus stand wie so oft Sänger Mark Fox, der zweifellos noch der Agilste des Quintetts ist und souverän durch den Abend führte. Flankiert von den Gitarristen Blunier und Muster, die stets ein Grinsen im Gesicht trugen.
Basser Cyril Montavon schnitt derweil seine berühmten Grimassen, während Roger Tanner den Fünfer rhythmisch antrieb. «Something You Don't Understand» sorgte für Begeisterungs-Stürme im Publikum, bevor es mit der einzigen Ballade etwas ruhiger wurde. «Life Is Now» läutete die Schluss-Phase ein, die die Emmentaler erneut strahlen liess. «Trapped» und «Ashes To Ashes» sorgten nochmals für grossen Jubel, bevor das unvermeidliche «Rising High» nach einer Stunde dreissig den Schlusspunkt markierte. (oli)
Setliste: «The Way It Is» - «Hello» - «A Roll Of The Dice» - «On The Wild Side» - «Into Your Heart» - «Invincible» - «The Matrix Unfolds» - «Devil Left Hell» - «Something You Don't Understand» - «Why» - «Life Is Now» - «Trapped» - «Raise Your Hands» - «Why Don't You Call Me» - «Cassandra's Curse» - «Ashes To Ashes»--«Too Much Is Not Enough» - «Rising High»
Bad Ass Romance
Zu später Stunde enterten dann Bad Ass Romance die Bühne am Brienzersee, um diesen schönen Freitagabend ausklingen zu lassen. Der Vierer um Fernando vom Arb gab all die wunderschönen Krokus Klassiker zum Besten, gespickt mit ein paar weiteren Cover-Versionen anderer Bands. Als Songwriter von Hits wie «Long Stick Goes Boom», «Bedside Radio» oder «Stayed Awake All Night» wurde Schweizer Rock-Geschichte geschrieben, gespielt und gelebt. Das sagenhafte Gitarren-Solo des Herrn Von Arb zu «Fire» durfte auch nicht fehlen. Was Krokus für die Schweizer Musikszene getan haben, wurde zelebriert und wie man heute hören konnte, gibt es nach wie vor junge Bands, die sich getreu ihrer Vorbilder, gerne auf die drei bis vier Akkorde beschränken, wie es vorgelebt wurde. Mehr braucht es manchmal nicht. Ich habe mich dann auch so langsam auf den Weg zum Camper gemacht. Der Samstag versprach nochmals sehr interessant zu werden. Gute Nacht! (bjö)
Samstag, 03. August 2024
Extern/Hardhat
Der Samstag ging los mit zwei Cover-Bands und mit einer dritten sollte er enden. Extern brachten ein Repertoire mit Rock-Klassikern von AC/DC bis ZZ Top, etwas von Deep Purple und Status Quo. An der Interpretation war nichts zu bemängeln. Bei Hardhat ging es eher in die bluesige Richtung, waren da «Sweet Child Of Mine» oder «Hotel California» auf der Setliste zu finden. Sehr souverän gespielt und eine klasse Stimme von der Frontfrau. Das Zelt war am Mittag leider nicht so gut besucht, da es die meisten Besucher bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen doch eher ans Ufer des Sees zog. (bjö)
Uncle Bard & The Dirty Bastards
Keltisch punkige Töne gehören zum Rockfest, wie der See zu Brienz. Diese lieferten die italienische Band namens Uncle Bard & The Dirty Bastards. Ihre Liebe zur irischen Musik wurde nicht durch das Aufwachsen mit den Pogues oder den Dubliners inspiriert, wie es für eine keltische Band üblich ist, sondern genährt durch die Tatsache, dass sie viel Zeit damit verbrachten, auf der grünen Insel zu leben und zu arbeiten. Aber nicht nur dies beeinflusste den Stil der Italiener, sondern der Fakt, dass 2013 Luca Crespi zu der Truppe stiess, der ein renommierter irischer Folkmusiker und Spieler der Uilleann Pipes, Tin Whistle und irischen Flöte ist.
Sänger Guido Domingo und Gitarrist Silvano Ancellotti betörten das Publikum mit ihrem südländischen Charme, während sie original klingenden Irish Folk aus den Lautsprechern ballern liessen. Die Band war sehr gesprächig und hatte während ihres Auftritts viel Spass. Der Veranstaltungsort füllte sich immer mehr mit einem Publikum, das sichtlich Spass an der Formation fand. Uncle Bard & The Dirty Bastards spielten sich schliesslich in Rage, während Crespi seine Tin Whistle Soli zum Besten gab. Die Truppe hatte an diesem Nachmittag den irischen Lebensstil so tadellos verkauft, dass man als Nichtswisser nie auf die Idee gekommen wäre, dass diese aus Italien stammt! (oli)
Mono Inc.
Viel zu früh war es an der Zeit für Mono Inc. und ihre grandiose Show. Nach den ersten Klängen war die gegenseitige Unsicherheit sichtlich zu spüren. 95% des Publikums hatte zuvor vermutlich noch nie etwas von Mono Inc. gehört. Die Band betrat in schwarzen Outfits sowie Pestmasken die Bühne und legte sofort los. Sänger Martin Engler sorgte mit seiner charismatischen Performance und seiner starken Stimme für eine erste Gänsehaut. Die Band präsentierte ein breites Repertoire aus ihren Alben, verblieb aber mehrheitlich bei den rockigen Songs, was mir persönlich gut gefiel.
Die Lichtshow, für die sie eigentlich bekannt sind, war diesmal auf ein Minimum reduziert, da sie im hellen Zelt nicht zur Geltung gekommen wäre. Engler animierte das Publikum und spielte regelrecht mit ihm, bis das Eis gebrochen war und zum Schluss des Konzerts jeder einzelne dermassen abging, als wäre er nur wegen Mono Inc. gekommen. Auf dem Höhepunkt des Sets spielte die Band ihre beliebtesten Hits «Voices Of Doom» und «Children Of The Dark», die das Publikum zum Ende hin sogar mitsang. Nach dieser Zugabe verliessen die Deutschen unter tosendem Applaus die Bühne und liessen nur glückliche Gesichter zurück. Alles in allem war das Konzert von Mono Inc. die Überraschung des Festivals, und ich denke, dass sie nicht zum letzten Mal am oberen Seeufer gastiert haben. (oli)
Setliste: «Welcome To Hell» - «Louder Than Hell» - «A Vagabond's Life» - «Heile, Heile Segen» - «Arabia» - «Sleeping My Day Away» - «Revenge» - «Boatman» - «After The War» - «Lieb Mich» «Martin's Akustik Spot» - «Heartbeat Of The Dead» - «Drum Battle» -- «Voices Of Doom» - «Children Of The Dark»
Massive Wagons
Brienz begrüsste in diesem Jahr auch die Lancaster-Bomber für eine einmalige Show. Die hierzulande immer beliebter werdenden Massive Wagons hatten ihr kürzlich neu aufgelegtes Album «Welcome To The World» im Gepäck. Frontmann Baz Mills bezeichnete Brienz als einen ganz besonderen Ort, der bestens dazu geeignet sei, den Neustart der Songs zu zelebrieren. Ihr Alleinstellungs-Merkmal besteht darin, dass sie sich nicht auf dumme Klamotten, alberne Frisuren, Gimmicks oder lächerliche Behauptungen verlassen (obwohl Baz Mills' idiosynkratische Bühnen-Garderobe den ersten Punkt bis zu einem gewissen Grad austestet), sondern geradlinigen, unverfälschten, harten Rock'n'Roll spielen.
Massive Wagons wussten allerdings auch, was das Publikum von ihnen erwartet, und so kamen natürlich nicht nur alte Klassiker in neuem Gewand zum Tragen, sondern auch die Hits, die im Vorfeld zu uns herüber geschwappt sind. Doch schon die stampfende Eröffnung liess eine parteiische Menge mitsingen, nein, gar mitschreien, als «Nails!» mit einer Kraft und Leidenschaft von der Bühne kam, die Gänsehaut verursacht hat. Das Publikum kam in Fahrt, während der Shouter gefühlt jeden Zentimeter der Bühne abgraste. Die Menge vor den Gittern schien nur darauf gewartet zu haben, mit einer punkigen Rock-Truppe wie den Massive Wagons abzurocken. So gab es zu den Klängen von «Billy Balloonhead» ein wildes Abschluss-Gerangel in den vorderen Rängen und hinten wurde lauthals mitgegrölt. (oli)
The New Roses
Wer die Truppe aus Wiesbaden vielleicht schon vor zwei Jahren am Brienzerrock gesehen hatte, konnte feststellen das der zwischenzeitlich ausgestiegene Norman Bites wieder zurück in der Band ist. Es war eine krankheitsbedingte Pause. Nun sind die Jungs um Frontmann Timmy Rough zurück, wieder zu fünft und stärker denn je. Wie ich finde eine Bereicherung der Soundqualität und dem Erscheinungsbild auf der Bühne. Timmy kann sich nun auf den Gesang konzentrieren und ist durch seine freieren Bewegungs-Möglichkeiten näher am Publikum dran. Die Stimmung im Festzelt war grandios, und die Band wurde lautstark abgefeiert. Auch die kürzlich erschienene Single «When You Fall In Love» durfte dabei nicht fehlen. Das neue Album wird am 04. Oktober 2024 erscheinen. (bjö)
Dynazty
Gross angekündigt waren die schwedischen Metaller von Dynazty. Wenn man die Fan-Shirts auf dem Platz als Indiz nahm, kamen viele wegen dieser Truppe ans Festival. Die Band um Nils Molin hat im letzten Sommer das "Rock The Lakes" gnadenlos gerockt, und somit waren die Erwartungen entsprechend hoch. Die Nordmänner legten auch gleich furios los, denn das Triple «Power Of Will», «Firesign» und «Natural Born Killer» sorgte von der ersten Sekunde an für mächtig Lärm im Zelt. Dies übertrug sich sofort auf die Spielfreude der Jungs. Anschliessend wurde, für meinen Geschmack, etwas zu viel mit dem Publikum interagiert. Ich wollte hingegen die Band hören!
Mit «In The Arms Of The Devil» waren sie wieder im Rennen, und das Drum-Solo gefiel zumindest jedem Drummer. Der Finish war wieder energiegeladen und das Zelt kochte. Spätestens bei «Heartless Madness» war die Welt wieder in Ordnung, wofür Molin & Co anschliessend frenetisch abgefeiert wurden. Der Schock kam erst, als die Band sich bedankte und zum Selfie mit dem Rücken zum Publikum umdrehte. Es waren erst 65 der 90 Minuten bespielt und die "Elche" zogen ohne jeden Kommentar von dannen. Dies war trotz der ansonsten starken Leistung ein ganz schwacher Abgang der Band und für die Fans eine bittere Pille. Man tröstete sich anschliessend mit der Weisheit: "Lieber 65 Minuten volle Kanne, als neunzig Scheisse!" Ja, man kann sich vermutlich alles schönreden! (oli)
Anmerkung der Redaktion: Es stellte sich heraus, dass die Dynazty falsch über die Spielzeit informiert wurden. Warum hier jedoch keiner vom Festival eingegriffen hat, entzieht sich unserer Kenntnis.
Kick-Down
Nun neigte sich das "35. Brienzersee Rockfestival" dem Ende entgegen. Die Füsse waren müde von zwei Tagen Festival und ich habe mir, zugegeben, nicht mehr das ganze Set von Kick Down angeschaut. Ich muss dazu aber anmerken, dass man bei dieser Band die jahrelange Erfahrung hörte. Alles sehr sauber gespielt, nicht ein Ton musste ich als unsauber interpretieren. Das war wirklich "saugut". Zudem noch eine rockige Cover-Version eines David Lee Roth Songs, was man von einer x-beliebigen Cover-Band bestimmt nicht zu hören kriegen würde. Die Herren waren gut und boten, wie gesagt, auch eine interessante Song-Auswahl. (bjö)