Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
13. Februar 2024, Zürich - Komplex 457
By Rönu
Vor vier Jahren im Rahmen der «Eden» Tour noch im Dynamo haben Battle Beast mittlerweile einen regelrechten Popularitäts-Schub erfahren. Obschon die Finnen regelmässig in der Schweiz auftreten, konnte man heuer in den wesentlich grösseren Komplex 457 umziehen. Eine Viertelstunde vor Einlass hatte sich eine ansehnliche Schlange gebildet, und bis zum Schluss war die Halle sehr gut gefüllt. Die halbe Stunde bis Konzert-Beginn ging schnell durch, da man doch noch ein paar bekannte Gesichter begrüssen konnte. Einem tollen Abend stand also nichts mehr im Weg.
Induction
Die Band um Tim, den Sohn von Kai Hansen, machte den Anfang und sorgte sofort für Fragezeichen bei mir. Im Rahmen der Stratovarius Tour im Herbst im Z7 konnte ich bereits über dieses Truppe schreiben, allerdings waren mir diesmal ein paar Gesichter gänzlich fremd. Angefangen beim Sänger Craig Cairns, der in Pratteln definitiv nicht auf der Bühne stand und damals von Antonio Calanna (All For Metal) ersetzt wurde, aber auch Gitarristin Celine stand heute zur Verfügung. Die Besetzung ist also nicht ganz schlüssig, doch zumindest Celine war definitiv ein Gewinn, denn sie strotzte nur so vor Spielfreude.
Musikalisch wurde wieder die Setliste vom Herbst gespielt, und diesmal durften Induction aber noch zwei Songs mehr zum Besten geben. Mit «Set You Free» fand nun auch ein Song der aktuellen EP «The Power Of Power» Beachtung. Wieso man aber als Vorband ein Drum-Solo statt eines weiteren Songs spielen muss, bleibt mir ein Rätsel. Der Sound war übrigens nicht das Gelbe vom Ei, um nicht zu sagen phasenweise gar ein völliger Soundbrei. Ein schweizweit bekannter Besucher (der gerne überall an den Pfosten und in der Nähe eines Bierstandes steht und ebenso als Schreiberling unterwegs ist…) meinte nur achselzuckend: "Komplex halt". Auch Sänger Craig war nicht ganz so stimmgewaltig wie sein Stellvertreter Antonio. Die Band gab trotz allem eine gute Vorstellung ab und erhielt am Schluss mehr als Anstands-Applaus.
Setliste: «Born From Fire» - «Fallen Angel» - «Scorched» - «I Am Alive» - «Set Your Free» - «Drum Solo» - «Go To Hell» - «Queen Of Light»
Saint Deamon
Auf die Schweden freute ich mich sehr, durfte ich doch den aktuellen Longplayer besprechen, und live hatte ich die Band bisher auch noch nicht erleben dürfen. Der Hingucker auf der Bühne war Bassist Magnus Norberg, der mächtig Laune hatte und eine grosse Show bot. Jedenfalls ist er in Sachen Grimassenschneiden ein Meister seines Fachs. Sänger Jan Thore Grefstad glänzte dafür mit einer grandiosen Gesangs-Leistung. Auch wenn der Sound nicht wirklich besser wurde und der Barde auch kleinere Probleme mit dem Mikro zu haben schien, wirkte der Auftritt wie aus einem Guss.
Die Stimmung war allerdings eher zurückhaltend, wahrscheinlich sind Saint Deamon vielen noch nie zu Ohren gekommen. Eigentlich schade, denn der Power Metal der Band im Stil von Stratovarius und späteren Helloween verdient eigentlich mehr Zuspruch. Die Band verzichtete übrigens auf übertrieben lange Ansprachen wie Mitsing-Spiele und liess stattdessen die Musik sprechen. So kamen die Zuschauer schlussendlich in den Genuss von stattlichen neuen Songs, was für eine Vorband durchaus viel ist. Für mich zumindest war das ein echt starker Auftritt.
Setliste: «In Shadows Lost From The Brave» - «The Only One Same» - «The Final Fight» - «Call My Name» - «No Mans Land» - «Load Your Cannons» - «Captain Saint D» - «Run For Your Life» - «The Brave Never Bleeds»
Battle Beast
Die Vorbands hatten entsprechend Gas gegeben, und nun war die Reihe am Headliner. Mit «Circus Of Doom» legten Battle Beast los und verwandelten die Halle sofort in eine Festhütte. Die Stimmung war grandios und man merkte der Band an, dass sie mächtig Spass hatten. Die Dichte an Ohrwürmern der Finnen ist natürlich Fluch und Segen zugleich. So hätte ich mir natürlich Songs wie «The Band Of The Hawk», «Enter The Metal World», «Madness», «Out On The Streets» oder «Black Ninja» gewünscht, aber es gab nicht einen Song in der Setliste, der nicht zum Mitsingen animiert hätte, auch wenn die Band mittlerweile etwas orchestraler unterwegs ist und der Metal-Anteil eher abnimmt.
Als Überraschung des Abends darf sicher die Interpretation des Elton John Klassikers «Can You Feel The Love Tonight» genannt werden, intoniert von Gitarrist Eero und nicht von Noora. Mit einem Zettel bewaffnet, sang er Teile des «König der Löwen» Hits sogar in Deutsch. Der nächste Lacher liess nicht lange auf sich warten. Mit dem Hinweis man sei ja eine "Tech Death Band" und dem Anspielen des Amon Amarth Klassikers «The Pursuit Of Vikings» wurde das unverwüstliche «Bastard Son Of Odin» zu einem weiteren Highlight. Etwas ausgelutscht finde ich mittlerweile den Gag mit dem rollenden 80er Drum Kit/Keyboard, bei dem Janne wieder seine obligaten Runden drehen durfte.
Für Fans, welche Battle Beast noch nie live gesehen haben, sicherlich lustig, aber wenn es nach mir ginge, könnten sie diesen Part mittlerweile gerne weglassen. Was aber danach folgte, war Hit auf Hit, und die Band verliess die Bühne schliesslich mit der Gewissheit, das Publikum im Sack gehabt zu haben. Ein toller Auftritt, sprich Noora war einmal mehr Weltklasse, der Sound zum Glück um einiges besser als bei den Suppor-Bands, und auch der Humor kam nicht zu kurz. Also alles rundum perfekt? Nein, Battle Beast haben nämlich mächtig Sympathiepunkte verloren und zwar nicht nur bei mir.
Es ist mir ein Rätsel, weshalb die Band innert Monaten scheinbar die Fanfreundlichkeit mit Füssen tritt. Dass die Band mittlerweile mehr Eintritt verlangt als gestandene Acts wie Stratovarius oder U.D.O. könnte man noch akzeptieren. Sechzig Franken sind ja im Vergleich zu den Preisen für ein Konzert von AC/DC oder Rammstein ein absolutes Schnäppchen. Was viel schlimmer ist, dass man die Merchandise Preise mittlerweile auf ein nicht mehr akzeptables Niveau angehoben hat. Fünfzig Franken für ein Shirt oder dreissig Franken für eine CD sind einfach eine Frechheit!
Das Schlimme ist, dass die beiden Vorbands die Preise auch auf dieses Niveau anheben mussten. Es kann doch nicht sein, dass man im eigenen Bandshop von Battle Beast die Shirts um die Hälfte billiger bekommt. Das ist für mich einfach reinste Abzocke und passt so überhaupt nicht zu Battle Beast, wie ich sie kannte. Für mein Bandshirt habe ich nämlich vor vier Jahren im Z7 25 Franken bezahlt. Also Battle Beast, es sei euch mit Nachdruck gesagt: Kommt bitte schnell wieder auf den Boden zurück!
Setliste: «Circus Of Doom» - «Straight To The Heart » - « Familiar Hell » - « Place That We Call Home» - «Armageddon» - «Wings Of Light» - «Where Angels Fear To Fly» - «Can You Feel The Love Tonight» - «Bastard Son Of Odin» - «Russian Roulette» - «No More Hollywood Endings» - «Eye Of The Storm» - «Eden» - «King For A Day» - «Master Of Illusion» - «Beyond The Burning Skies»