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15. April 2023, Aarburg – Musigburg
By Tinu
Nach einer etwas längeren Konzert-Abstinenz war es wieder höchste Zeit, mich von feiner Live-Musik begeistern zu lassen. Was kann es da Besseres geben, als Fernando von Arb (Krokus) und sein Ensemble? Bad Ass Romance! Eine Truppe, die dank der Leidenschaft der Musiker und der Qualität an Klassikern nur eines bedeuten konnte, sprich eine fehlende Stimme am folgenden Morgen und das Bewusstsein, dass man Musik nicht lernen kann, sondern "Mann" es im Blut haben muss. Mit im Gepäck waren die Jungs von Rock-Out, die gerade einen steilen Höhenflug in der helvetischen Rocklandschaft erleben und aktuell als Shooting-Stars gehandelt werden. Ja, mit ihrem Auftritt im TV bei «Stadt, Land, Talent», bei dem sie den zweiten Platz belegten, ist in aller Munde und hilft momentan, dass die Jungs an allen Orten im Gespräch sind.
Rock-Out
So lag es am singenden Gitarristen Florian "Flopsi" Badertscher, das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Was ihm einerseits durch seine witzigen Ansagen locker gelang wie andererseits wohl auch dem Umstand geschuldet war, dass ich das Gefühl kriegte, dass die Emmentaler Rocker ihren persönlichen Fanclub mit in die Musigburg eingeladen hatten. Somit war die Stimmung sehr schnell auf einem sehr hohen Level. Musikalisch bietet das Quartett eine feine Mischung aus AC/DC artigen Sounds, die stark mit dem Blues verwurzelt sind und ich soweit gehe, dass ich den Jungs attestiere, dass sie die Cinderellas aus der Schweiz werden könnten, als die Amis zu ihren «Heartbreak Station» Zeiten (1990) die Welt im Sturm eroberten. Bei Rock-Out passt im Moment so ziemlich alles. Die Songs, die Attitüde, das freche wie frische Auftreten von Flopsi und die Hingabe, mit welcher die Lieder vorgetragen werden. Ob dies allerdings reichen wird, auch über die Landesgrenzen hinaus für Aufsehen zu sorgen, müssen die jungen Musiker zuerst noch beweisen. Um es mit den Worten von DeeDee (Schlagzeuger von Bad Ass Romance) zu sagen: "Sie sind die Hoffnung des Schweizer Hard Rocks und könnten diesen Sound noch lange in die Herzen der Besucher transportieren". Was die Zukunft für Rock-Out und die Fans bringen wird, wird sich zeigen. Aktuell transportiert das agile Quartett viel Spass auf die Bühne, vermischt das Ganze mit bester Unterhaltung und guten Songs, die von einer gefühlvollen Ballade über bluesige Elemente bis hin zu fetzigen Rock-Nummern reichen.
Bad Ass Romance
Rock-Out lieferten zuvor ordentllich ab, und da mussten sich Bad Ass Romance anstrengen, das Niveau halten zu können. Doch mit einer ganzen Latte an Krokus Hits im Repertoire und einer ungebremsten Spielfreude, als würde den Herren die Sonne aus dem Allerwertesten scheinen, stiegen Fernando, Dan (Bass, Gesang), DeeDee und Pat (Gitarre) mit «Long Stick Goes Boom» in den Set hinein und machten gleich klar, wer hier der Chef im Ring ist. Es ist dieses markige Riff, das mir noch heute einen warmen Schauer über den Körper jagen lässt und das Grinsen von Fernando, das uns sagt: "Ich krieg Euch alle!" Mit einem fetten Wumms trieb DeeDee seine Vorderleute an und übernahm zwischendurch die Leadvocals. Der Spass, der von der ersten Sekunde an auf der Bühne herrschte, übertrug sich sofort auf die Fans, die mitsangen, am Tanzen waren oder sich die Rübe und die Halswirbel warm bangten. Nahtlos ging es in die beiden Oldies «Bad Boys, Rag Dolls» und «Down The Drain» über, die trotz ihrer über vierzig Jahre nach wie vor nichts von ihrer kernigen Durchschlagskraft verloren haben und noch immer jeden Konzertsaal zum Beben bringen. Bei solchen Tracks wurde wieder einmal gewahr, was den heutigen Bands und ihren Tracks fehlt. Wo andere Truppen versuchen sich zu übertreffen, braucht es bloss ein knackiges Riff, einen packenden Rhythmus und einen mitsingbaren Refrain, damit allen aufgezeigt werden kann, wo der Hammer wirklich hängt.
Da Bad Ass Romance einst ja als reine Cover-Band begannen (wer erinnert sich noch an die Vorgänger-Combo Butthunter?) durften Fremdkompositionen nicht fehlen. Ja, man darf durchaus mit Fug und Recht behaupten, dass BAR eine Krokus Cover-Band sind, aber wenn einer der Hauptsongwriter diese Lieder spielt, haben wir es in meinen Augen eher mit einer Tribute-Band zu tun. Also, neben den Krokus Eigengewächsen waren zum Beispiel auch Def Leppard vertreten, von denen die Jungs aber keinen der bekannten Gross-Hits spielten, sondern sich am groovigen «Man Enough» vergnügten. Wie später im Set zudem an ZZ Top («Legs»), Judas Priest («Living After Midnight»), Kenny Wayne Sheppard («Butterfly»), Robert Palmer («Bad Case Of Loving You») und Jerry Lee Lewis («Great Balls Of Fire», «Whole Lotta Shaking», wo jeweils Fernando den Lead-Gesang übernahm. Dazwischen tummelten sich unzählige Krokus Klassiker, die mit beherztem Spiel und Leidenschaft vorgetragen wurden. Das Glänzen in den Augen von Fernando liess erahnen, dass er diese Konzerte mit seinen Jungs geniesst und sich unbeschwerter dem widmen kann, was ihn sein ganzes Leben lang begleitet hat. Musik, die unter die Haut geht und für eine kurze Zeit lang bei allen ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert und die Erden-Kugel eine bessere sein lässt.
Eine weitere Geheimwaffe ist mitunter Pat, der sich immer wieder in Szene setzen konnte und unglaublich gefühlvolle Leads übernahm oder sich mit Fernando duellierte. Dass sich mit «In My Blood» eine eher unbekannte Nummer aus dem Krokus Fundus in das Set einschlich, daneben aber mit «Fire», «Tokyo Nights», «Eat The Rich» und «Stayed Awake All Night» (mit coolen Kurz-Bass-Solo von Dan) genügend grosse Gassenhauer das Set dominierten, überraschte, rundete den Auftritt der Jungs aber bestens ab. Mit «Heatstrokes» und logischerweise «Bedside Radio» wurde ein anregender Gig beendet, der nicht nur den Musikern viel Spass bereitete. Schaute man in der Musikburg umher, sah man nur begeisterte Gesichter und glänzende Augen. Einmal mehr wurde klar, warum genau diese Musik so unsterblich ist, weil sie nämlich die damalige Revolution einer aufstrebenden Jugend ausdrückt und mit wenigen Noten vermittelt wird, was alle fühlen. Bad Ass Romance sind einer dieser Combos, die auch irgendwann von der Bühne verschwinden werden. Ob dann noch eine Band wie Rock-Out da sein wird und die "Legenden" beerben kann, wird sich zeigen. Doch bis BAR abtreten, ziehen noch einige Monde ins Land und lassen den Himmel bis dahin hell erleuchten.
Setliste: «Long Stick Goes Boom» - «Bad Boys Rag Dolls» - «Down The Drain» - «Man Enough (Def Leppard Cover)» - «Stayed Awake All Night» - «Hoodoo Woman» - «Tokyo Nights» - «Fire» - «In My Blood» - «Great Balls Of Fire (Jerry Lee Lewis Cover)» - «Whole Lotta Shaking (Jerry Lee Lewis Cover)» - «Legs (ZZ Top Cover)» - «Eat The Rich» - «Living After Midnight (Judas Priest Cover)» - «Heatstrokes» -- «Butterfly (Kenny Wayne Sheppard Cover)» - «Bad Case Of Loving You (Doctor Doctor - Robert Palmer Cover)» - «Bedside Radio»