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"...Der Start hat sich gut angefühlt, und seit diesen drei Jahren haben wir an unserem Debüt-Album gearbeitet..."
Wer schnalzt ebenso mit der Zunge wie ich, wenn er den Namen Glen Drover hört? Der Gitarrist, der mit seiner Band Eidolon sieben Alben und eine "Best Of" veröffentlicht hat, gehört in meinen Augen zu den Besten seines Fachs. Dies hat er auf seinen Scheiben stetig bewiesen und mit Liedern zementiert, die auch vor Piano-Klängen nicht Halt gemacht haben. Glen und sein Bruder Shawn verstanden es immer wieder, Metal zu kreieren der zwar Grenzen überschritt, aber niemals den Pfad des Reinheitsgebotes verliess.
Dass der Weg von Glen irgendwann zu King Diamond (1998 bis 2001) und Megadeth (2004 bis 2008) führen würde, war klar. Kannte man ihn nicht schon von Eidolon her, so erstrahlte er bei diesen Metal-Helden für einen kurzen Zeitraum in einem noch heller scheinenden Spot. Nach dieser Zeit veröffentlichte der Virtuose sein Solo-Album «Metalusion», das von seiner zwischenzeitlichen Band Walls Of Blood («Imperium» - 2019) abgelöst wurde. Nun musiziert der Kanadier wieder zusammen mit seinem Bruder Shawn (der mit Glen zeitgleich bei Megadeth spielte), aber diesmal bei Withering Scorn.
Die beiden haben sich den ehemaligen Fates Warning Bassisten Joe DiBiase sowie den ehemaligen Firewind und Metalium Shouter Henning Basse ins Boot geholt. Dabei wurde ein Album komponiert, das sich nahtlos bei den letzten Werken von Eidolon anfügen kann. Noch immer sind es die fetten Riffs, aber auch das spielerische Element, das Withering Scorn von fast allen Truppen abhebt. Dabei gehen die Herren jedoch nie den Weg, zu komplex zu musizieren, sondern folgen einem roten und verständlichen Faden. Withering Scorn sind für mich bereits Mitte des Jahres eines der Highlights. Wie es zur Band kam, wo Glen die weitere Zukunft seiner Truppe sieht und wie er an seine Zeit mit King Diamond und Megadeth zurück denkt, erklärt der äusserst freundliche und auskunftsfreudige Gitarrist im folgenden Interview.
MF: Wie kam es zu Withering Scorn?
Glen: Als der ganze Scheiss mit der Pandemie los ging, hatten wir keine Möglichkeit, auf Tour zu gehen. So mussten wir unsere Pläne kurzerhand ändern. Shawn und ich entschieden uns, eine neue Band zu gründen und konzentrierten uns auf neues Material. Joe ist unser Bassist. Er spielte bei Walls Of Blood mit, einer Band, bei der sich unterschiedliche Sänger das Mikro teilten. Walls Of Blood war eine sehr aufregende Zeit. Es ist wundervoll, Joe an Bord zu haben und dass er bei Withering Scorn Bass spielt, nicht nur weil ich ein grosser Fates Warning Fan bin.
Henning war ebenfalls Teil von Walls Of Blood. Shawn und ich lieben seine Stimme. Wir vier haben sehr gut zusammen gearbeitet. Ich bin mir sicher, dass wir eine gute Kombination aus Musikern sind, die sich auf dem gleichen Level bewegen und dieselbe Vision verfolgen. Wie gesagt, die Pandemie hat uns zusammen geführt, und es dauerte drei Jahre, bis das Album nun in den Läden steht. Wir haben nicht die ganze Zeit zusammen gearbeitet, sondern während unterschiedlicher Perioden (grinst).
MF: Du sprichst von einem Projekt, siehst du Withering Scorn somit eher als solches oder als eine richtige Band?
Glen: Ganz ehrlich, ich weiss es nicht (grinst). Im Hier und Jetzt ist es etwas Neues. Der Start hat sich gut angefühlt, und seit diesen drei Jahren haben wir an unserem Debüt-Album gearbeitet. Dabei wurde ein Vertrag mit Frontiers unterschrieben, und wir werden nun sehen, wohin uns das alles führen wird. Klar sind wir bereit, live zu spielen. Sollten wir die Möglichkeit kriegen, sind wir sehr dankbar dafür. Aber aktuell ist «Prophets Of Demise» erst gerade erschienen, und wir müssen zuerst abwarten und schauen, was passiert.
MF: Ich bin gespannt, denn in meinen Augen ist es ein unglaubliches Werk geworden…
Glen: …herzlichen Dank, ja, das Feedback ist bisher ganz gut (grinst zufrieden), und wir sind sehr glücklich darüber. Wir haben immer versucht, uns selbst treu zu bleiben. Dabei haben wir nie daran gedacht, was wir schreiben sollten, sondern haben komponiert, was aus uns heraus kam. Wir sind Musiker, welche die Musik mit sehr grosser Leidenschaft angehen, spielen und lieben. Dabei entstand nie der Anspruch, das zu veröffentlichen, was die Massen von uns zu hören erwarten. Auch dieses Mal haben wir Songs geschrieben, die wir mögen und hoffen, dass die Leute die Tracks genauso lieben wie wir (grinst).
MF: Wo würdest du «Prophets Of Demise» in der musikalischen Landschaft einordnen?
Glen: Für mich ist es einfach Heavy Metal, es gibt keine Thrash-Tracks. Wir haben langsamere Parts, aber auch Midtempo-Momente und schnelle Teile. Dabei vermischen wir alles mit Schwere, epischen und atmosphärischen Elementen. Wir gaben den Liedern, was sie unserer Meinung nach brauchten. Wir haben das komponiert, was wir fühlten. Klar haben wir dabei unsere Einflüsse nicht ausser Acht gelassen (grinst). Nicht, weil es jeder macht, sondern weil es unserer Art des Schreibens entspricht. Unsere Einflüsse inspirieren uns, heisst Bands genauso wie Künstler. Wir haben unsere eigene Art der Dynamik, und deshalb klingen die Tracks wie aus einem Guss. Aber ich bin mir sicher, dass wir früher genauso komponiert haben. Ich hoffe, wir sind besser geworden (lacht).
MF: Siehst du dann Withering Scorn als Nachfolger von Eidolon?
Glen: Nein! Für mich ist es ein neuer Anfang eines neuen Projekts. Wir schreiben auf unsere Art. Auf der musikalischen Seite haben wir mit Withering Scorn sicher das beste Line-up zusammen. Als Team haben wir sehr gut gearbeitet. Das hat unseren musikalischen Level seit den ersten Tagen von Eidolon nochmals verbessert.
MF: Wer hat die neuen Tracks geschrieben?
Glen: Shawn kam mit vielen Riffs um die Ecke, auch wenn er ja ein Schlagzeuger ist..., was für viele seltsam ist, dass er Riffs komponieren kann (lacht), aber er spielt länger Gitarre als Drums. Wir sind zusammen aufgewachsen, und ich habe mit der Gitarre begonnen sowie mich auch am Schlagzeug versucht. Shawn hat dasselbe getan. Er hatte immer wieder tolle Riff-Ideen. Zusammen haben wir vieles ausgearbeitet und Songs entwickelt. Er hat ein Gespür dafür, was der beste Part ist, um einen Track zu beenden. Ob es die Arrangements sind oder fehlende Teile. Natürlich habe auch ich viel geschrieben. Am Ende ist es jedoch eine Kombination von uns beiden. Dabei habe ich mich mehr auf das Engineering konzentriert, während er sich mehr auf das Schreiben fokussierte.
MF: Was sind eure Ziele mit Withering Scorn?
Glen: Die, die wir immer haben (grinst). In der Vergangenheit..., bei wem wir gespielt haben, welches Projekt oder welche Band gerade im Mittelpunkt stand, haben wir immer versucht, uns zu verbessern. Das gesamte Paket mit dem Songwriting, der Produktion, das ist die wichtigste Antriebskraft für mich. Dinge, die sehr spannend sind. In der Hoffnung, dass wir mit jedem Mal besser werden und ein noch besseres Album veröffentlichen können. Klar, wir hoffen, dass wir mit Withering Scorn auf Tour gehen können. Das wäre etwas Neues und eine wundervolle Geschichte, mit diesen Jungs auf die Bühne zu gehen. Ich denke, da spreche ich für die meisten Bands. Das Ziel sollte es sein, das beste Material zu schreiben und zu hoffen, dass die Fortschritte erkennbar sind. In den Songs, den Produktionen und den Performances.
"...Es ist ein toller Name, der genau beschreibt, was wir tun. Wenn du dir das Artwork ansiehst, wirst du feststellen, dass alles perfekt zusammen passt..."
MF: Gibt es eine Geschichte zum Bandnamen?
Glen: Da muss ich dich enttäuschen, leider nicht (lacht). Shawn kam mit der Idee an, und wir haben eine lange Zeit damit verbracht, einen Bandnamen zu finden. Wenn jemand eine Idee hatte, wurden die anderen skeptisch. So ging es immer weiter. Das Album war im Kasten, und wir hatten immer noch keinen Namen. Shawn kam schliesslich mit dieser Idee an, und ich fand sie wirklich cool. Es ist ein toller Name, der genau beschreibt, was wir tun. Wenn du dir das Artwork ansiehst, wirst du feststellen, dass alles perfekt zusammen passt. Es spricht für sich selbst, das Skelett mit dem Raben. Wir hätten auch farbige Ballons und einen Clown auf das Cover stellen können, aber das hätte nicht widergespiegelt, was das Album ausmacht und aussagt. Diese Dunkelheit, die von der Musik ausgeht, und auch der Inhalt der Texte..., Shawn schreibt grossartige Texte, die perfekt zu den Liedern passen.
MF: Wie kam es dazu, dass du Gitarrist bei King Diamond und Megadeth wurdest?
Glen: Eine lange Geschichte kurz erzählt (lacht). In den frühen Neunzigern gab es die Möglichkeit, den Gitarren-Posten neben Andy LaRocque neu zu besetzen. Shawn war der Meinung..., ich sei doch ein grosser Fan von King Diamond und mit meinen Lieblings-Alben aufgewachsen, zu denen ich Gitarre gespielt habe. Das sind wieder meine Inspirationen (lacht). Ich habe viel geübt und meine Fähigkeiten verbessert. Shawn meinte, ich solle ein Video von mir an King senden. Ich schickte ihm also diese Kassette, und tatsächlich mochte er meinen Spielstil. Obwohl er mich mochte, hatte er sich jedoch bereits für einen anderen Gitarristen entschieden, doch er zog in Betracht, mich zu engagieren. Wir blieben in Kontakt und wurden Freunde. Ende 1997 bekam ich einen Anruf und King fragte mich, ob ich in seine Band einsteigen möchte. Was für eine Frage, das war ein wahr gewordener Traum (grinst stolz und zufrieden). Es war eine sehr aufregende Zeit.
Ich war für ein paar Jahre ein Teil dieser Mannschaft, aber meine persönliche Situation und meine Familie liessen es nicht mehr zu, weiter bei King Diamond zu bleiben. Leider musste ich die Band deshalb verlassen, doch ich verbrachte eine wundervolle Zeit bei King und bin immer noch dankbar dafür, dass ich die Möglichkeit bekam, diese Zeit mit ihm zu verbringen. Einige Jahre später steckte mir ein Freund, dass Dave Mustaine Megadeth reformieren würde. Ich bewarb mich für den Job und bekam ihn. Shawn trat Megadeth wenig später auch bei, und das war anschliessend eine richtig geile Zeit. Zwei kanadische Brüder bei Megadeth, das war schon eine coole Geschichte. Das ist die Kurzgeschichte, wie ich zu diesen beiden Truppen kam. Ich habe Tonnen von grossartigen Erinnerungen an diese Zeit und bin Dave sehr, sehr dankbar, dass er mir die Möglichkeit gab, ein Teil dieser grossartigen Band zu sein. Ich sah das nie als selbstverständlich an und bin sehr stolz, für einen Moment ein festes Mitglied meiner Lieblings-Bands gewesen zu sein.
MF: Konntest du all deine Erwartungen, Hoffnungen, Träume und Ziele mit der Musik erfüllen?
Glen: Tatsächlich konnte ich das. Ich war ein Member dieser Truppen, über die wir gerade sprachen. Aber ich hatte auch das Vergnügen, mit Testament spielen zu können, einer weiteren Band, die ich sehr liebe. Eric (Peterson) ist einer meiner absoluten Lieblings-Komponisten, und für mich ist er einer der Besten. Tony Iommi ist allerdings der unangefochtene Meister, und Eric gehört zu meinen fünf Top-Songwritern. Es hat immer Spass gemacht, mit ihm zusammen zu arbeiten. Es ist eine Freude, mit den anderen Jungs an Withering Scorn zu arbeiten. Ich darf mich nicht beschweren, denn alles, was ich erleben durfte, hat meine Vorstellungen übertroffen (grinst zufrieden).
MF: Was war für dich früher wichtig, und was ist es heute?
Glen: Natürlich kommt meine Familie an erster Stelle, und das sind meine Gattin und mein Sohn. Klar war die Musik immer ein sehr wichtiger Teil meines Lebens und ich bekam die Möglichkeit, meine eigenen Songs zu spielen. Am Ende des Tages sind es jedoch meine Familie und meine Black Sabbath Sammlung (lacht).
MF: Besten Dank für deine Zeit und das Interview…
Glen: …ich habe dir zu danken für deine Unterstützung. Lass uns die Finger kreuzen, dass wir uns in der Schweiz bei einem Konzert von Withering Scorn sehen. Danke dir, bleib gesund und lass uns in Kontakt bleiben.