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"...Wer will sich schon Saxon oder sonstwen in Zimmerlautstärke anhören?..."
Thunderhead – jedem noch ein Begriff, oder? Die 1988 gegründete Band brachte am 15.11.2024 ihr Debüt-Album «Behind The Eight-Ball» als "Remaster Version" auf den bekannten Streaming-Diensten heraus. Weitere Alben werden folgen und sogar komplett neu abgemischt werden. Was ich übrigens grandios finde, denn diese rohe Art von Heavy Metal fehlt mir dieser Tage des Öfteren. Viel zu oft wird der Metal mit zu viel Keyboards zugekleistert und meiner Meinung nach vor allem auch live mit zu viel mit Backing-Tracks unterstützt. Das war damals noch anders. Das heisst, vier Musiker und alles voll auf die Zwölf! Da es seinerzeit zudem auch noch keine 100 dB Beschränkung für Konzerte gab, war es laut. Henny Wolter (Gitarre) ist ja seit einigen Jahren mit Nitrogods unterwegs, welcher mir hierbei zustimmt. Und Alex Scotti (Drums) hat sich nun um den Remix und das Remastering gekümmert. Für mich, als Fan der Band seit der ersten Stunde, Grund genug hier mal etwas nachzuhaken.
MF: Erst einmal vielen Dank Alex und Henny für eure Zeit. Thunderhead sind ja schon einige Jahre her, und ihr beide habt nun die alten Bänder aus dem Archiv geholt, um remasterte sowie remixte Versionen davon in Umlauf zu bringen..., was ich im Übrigen einfach grandios finde..., welche Pläne und Gedanken stehen da dahinter?
Henny: Wir hatten vor einigen Jahren Lust bekommen, wieder gemeinsam zu proben. Da waren wir zu dritt, mit Ole Hempelmann, und die alten Songs klangen unheimlich gut. Letzten Endes entstand daraus schliesslich auch die Idee, diese Musik wieder zu veröffentlichen.
Alex: Ja, die alten Songs wieder zu spielen, war grandios. Es ist schon erstaunlich, an was man sich nach so langer Zeit noch erinnert. Es gab vor Jahren schon die Idee, die alten Platten wieder neu zu veröffentlichen. Die Rechte der ersten drei haben wir ja schon lange wieder zurück. Mit den heutigen Möglichkeiten haben wir uns überlegt, das jetzt endlich mal in Angriff zu nehmen.
MF: Kommt alles remastert heraus?
Henny: Zunächst kommen nur die ersten drei Alben als Remaster heraus. Die zweite Platte wird sogar remixed, weil uns der Mix damals gar nicht gefiel, aber dazu kann Alex mehr sagen.
Alex: Ja, mit der «Busted» war ich sehr unglücklich. Die Zusammenarbeit mit Tony Platt war nicht so angenehm. Wir haben uns oft gestritten und er hat mich zum Mischen sogar aus dem Studio geworfen. Aktuell mische ich die Platte gerade selber neu, und das wird echt gut glaube ich. Die Aufnahmen sind alle super, und wir haben da wirklich gut gespielt. Die «Eight-Ball» habe ich "nur" neu gemastert, weil die in sich ganz rund ist und auch einen gewissen Charme besitzt, genau so wie die «Crime Pays».
MF: Ich meine, ihr gehört definitiv zu den Classic Metal Acts zu Beginn der 90er..., heisst das sollte doch auch auf Vinyl und CD nachfolgen, oder?
Henny: Ja, das sollte es und wird es auch. Wir arbeiten derzeit daran.
Alex: Wir planen den nächsten Release für Anfang des Jahres. Auch auf Tonträger soltle der Release vom Debut Album im ersten Quartal möglich sein.
MF: Soweit aus Berichten von früher zu entnehmen war, wird Ted eine schwierige Persönlichkeit nachgesagt. War das wirklich so oder für die Zeiten von anfangs der 90er nur PR?
Henny: Nein, das war so, und die Geschichten waren nicht ausgedacht. Eher wurde versucht, es nicht so krass aussehen zu lassen, wie es in Wirklichkeit war. Es war eine anstrengende, intensive Zeit, und es ist nicht überraschend, dass es zu einem Ende kam.
Alex: Ted gab es sozusagen in zwei Versionen. Einmal den lustigen, charmanten Typen und das genaue Gegenteil davon. Wir wollten ihm schon ein T-Shirt Drucken: "Instant Asshole - Just add Alcohol". Das hat uns einige Male in Scheiss-Situationen gebracht und sehr viel Geld gekostet. Auch wenn wir heutzutage darüber lachen, war es damals alles andere als lustig.
MF: Von Ted habe ich so gut wie nichts mehr gehört seit Thunderhead, aber aus meiner Sicht war er ein begnadeter Sänger und Musiker.
Henny: Ganz sicher ist er ein Ausnahme-Sänger und -Performer. Auf der Bühne war er fast unschlagbar und übrigens auch, was oft übersehen wird, ein sehr guter Gitarrist.
Alex: Ja, da stimme ich Henny zu 100% zu. Heute lebt er übrigens in England, mit seiner Frau und zwei mittlerweile erwachsenen Kids.
MF: Ich kann mich an euren Gig als Support von Victory erinnern ("Temples Of Gold Tour 1990")..., im Volkshaus in Zürich..., und damals gab es diese 100 dB Beschränkung noch nicht..., Teds Amp rauchte ab..., was kommt euch dazu in den Sinn?
Henny: Ja, das war eine tolle Tour. Die dB-Grenze finde ich persönlich störend. Wer will sich schon Saxon oder sonstwen in Zimmerlautstärke anhören?!
Alex: Rock muss laut sein, und dass so ein Amp mal abraucht, kann schon passieren. Die Lautstärke allein killt den Verstärker ja nicht wirklich, eher das ewige Auf- und Abbauen und das Geruckel im LKW.
MF: Der Gig von damals war für mich einfach nichts als eine Wucht! Ich kann es kaum beschreiben, wie Ole und ich (in der ersten Reihe) uns gegenseitig wegen der Lautstärke und dem Ausfall des Amps angelacht haben..., was mich direkt zu einer nächsten Frage bringt..., habt ihr das damals direkt ins Publikum geballert? Zumindest sah ich kein Mic vor Teds Marshall, soweit ich mich noch erinnern vermag.
Henny: Ich dachte, die Amps waren abgenommen mit Mics, aber kann schon sein, dass einer dies aus Versehen umgetreten hat, respektive es vergessen wurde wieder aufzubauen.
Alex: Ich denke auch, dass da 'nen Mikro dran war, sollte zumindest…
MF: …und vielleicht so noch zum Schluss... Thunderhead 2.0 - yes or never?
Henny: Warum nicht? Dann aber mit einer neuen Scheibe im Gepäck!
MF: Eventuell eine Reunion mit alternativen Musikern?
Henny: Das ist wohl die wahrscheinlichere Variante, zumindest auf der Position des Sängers.
Alex: Dem habe ich nichts hinzuzufügen, sprich es bleibt genug Luft für Spekulationen!
MF: Ich bedanke mich ganz herzlich bei euch beiden.