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"...musste ich in die verdammte Quarantäne. Ungefähr fünf Tage später wurde ich wieder negativ getestet und konnte zurück gehen..."
Er wurde bekannt mit einer Zigarette im Mundwinkel, einer Flasche Jack Daniels in der Hand und einem schwarzen Zylinder auf dem Kopf. Saul Hudson alias Slash! Geblieben sind der Zylinder und kernig ehrliche Gitarrenmusik. Ich denke, dass es überflüssig ist, an der Stelle noch mehr erklärende Worte über die Gitarrenlegende zu verlieren. Lassen wir seine Musik sprechen. Das kommende Soloalbum trägt den schlichten Titel «4». Es ist die vierte Scheibe mit seiner Band, bestehend aus Myles Kennedy (Gesang) und den «Conspirators» Brent Fitz (Schlagzeug), Todd Kerns (Bass & Gesang) und Frank Sidoris (Gitarre & Gesang). Nach einem erfolgreichen Band-Jahrzehnt lässt sich die Truppe von keinem Hindernis auf ihrem Weg stoppen – auch nicht von einer Pandemie! Der Fünfer hat am 22. Oktober 2021 angekündigt, dass sein neues Album am 11. Februar 2022 veröffentlicht wird. Diese Ansage haben sie auch eingehalten.
MF: Bei der neuen Platte handelt es sich um dein fünftes Solo-Album, trägt aber den Titel «4». Was kannst du uns über den Titel des Albums sagen?
Slash: Nun, es ist die vierte Platte mit «Myles & the Conspirators». Also haben wir uns für diese spezielle Platte entschieden, besonders nach allem, was in den letzten anderthalb Jahren oder allgemein passiert. Um dies richtig auszudrücken gab es schlichtweg keinen passenden Titel. Anstatt zu versuchen ein Statement abzugeben, nennen wir es einfach «4». Wir haben vier Alben gemacht, falls es noch niemand bemerkt hat, hier ist es.
MF: A propos "was alles so passiert ist". Ist das eine besondere Zeit in der Geschichte der Band? Wie ist die Stimmung zwischen euch allen gerade?
Slash: Ich meine, ich hatte nicht an einen besonderen Ort in der Geschichte oder Zeit oder so etwas gedacht, aber wir machen das seit nun elf Jahren. 2011 haben wir so richtig angefangen. Wir waren die ganze Zeit zusammen und haben, glaube ich, ziemlich gute Musik gemacht und eine gute Zeit gehabt, und das war es im Grunde. Ich denke, die neue Platte ist wahrscheinlich die beste, die wir bisher gemacht haben. Wir zeigen also keine Anzeichen einer Verlangsamung. Die Stimmung ist top!
MF: Das ist die erste Platte, die du mit Dave Cobb gemacht hast. Was hat dich dazu gebracht, diese Platte mit ihm zu machen?
Slash: Nun, ich wurde ihm durch einen der Jungs vorgestellt, mit denen ich bei Roadrunner arbeite, dem Label, auf dem wir damals waren. Und er sagte: "Dave Cobb ist grossartig!" Also habe ich mit Produzent Dave Cobb (Chris Stapleton, John Prine, Jason Isbell, Brandi Carlile) telefoniert und er hat die richtigen Dinge gesagt. Und wir waren uns beide einig darüber, welche Art von Produktion wir wollten und wie wir es machen wollten sowie was wir verwenden wollten und so weiter und so fort. Und so war ich von dem Telefonat begeistert und als wir dann dort auftauchten, war es genau das, was wir immer tun wollten. Wir haben das Ganze einfach live gespielt. Wir hatten die Verstärker im Raum mit den Drums, was mir bis dato nie ein Produzent erlaubt hat. Und es war einfach nur eine tolle Live-Session.
MF: Erzähl noch ein bisschen mehr darüber. Habt ihr schon zuvor Material live gespielt?
Slash: Nun, wir haben die Grundspuren immer live eingespielt und dann Kopfhörer verwendet und den Verstärker in einem anderen Raum aufgestellt. Jetzt war es aber das erste Mal, dass wir tatsächlich alle Gitarren, Bässe und Drums gleichzeitig live einspielten und all diese Spuren beibehielten. Im Anschluss haben wir den Gesang auch noch live gemacht. Myles war in der Kabine neben uns. Somit sind 90% der Platte definitiv live. Es gibt ein paar Overdubs für Harmonien wie den Hintergrundgesang und ein paar Percussion-Sachen, aber das war es auch schon.
MF: Habt ihr Druck verspürt, alles live abliefern zu müssen?
Slash: Eigentlich bestand kein Druck. Du gehst rein und fängst einfach an zu jammen. Es fühlte sich deshalb an, wie live vor Publikum zu spielen. In gewissem Sinne gibt es also weniger Druck, als wenn man wirklich alles, was wir im Studioprozess tun, genau unter die Lupe nimmt. Wenn ich ehrlich bin, packe ich meinen Kram so schnell als möglich nach den Aufnahmen wieder zusammen. So sehr ich es mochte im Studio zu sein, muss ich doch zugeben, dass ich da so schnell wie möglich wieder verschwinden will. Ich mochte nur den Live-Ansatz.
MF: Glaubst du, dass irgendwelche coolen, spontanen Dinge passiert sind, gerade weil ihr so aufgenommen habt?
Slash: Ja klar. Schon die Art und Weise, wie Myles auf dieser Platte gesungen hat, wäre im normalen Prozess nicht passiert. Auch das Gitarrenspiel ist wirklich spontan. Das passiert im Normalfall nicht, wenn man den Luxus hat, alle Gitarren überspielen zu können. Man macht Dinge immer und immer wieder. Nun haben wir einfach die richtige Stimmung eingefangen.
MF: Das gewählte Studio (RCA Studio A) ist legendär und die Heimat des typischen Nashville-Sounds. Was hast du gefühlt, als du das erste Mal diesen Raum betreten hast?
Slash: Da ist einfach diese Geschichte, man kommt nicht umhin…, es ist offensichtlich berühmt für die Country-Musik der 50er und 60er sowie ein paar Rock'n'Roll-Sachen der alten Tage. Es gibt aber nicht nur Musikgeschichte, sondern einfach eine Stimmung in dem Raum. Man kann nicht sagen, was da ist, aber die Essenz von etwas ist spürbar. Es klingt einfach unglaublich. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, aber zu wissen, dass all diese Leute dort aufgenommen haben und zwar zu einer Zeit, als Mehrspuraufnahmen erst in ihren Anfängen waren, dann ist das schon beeindruckend. Man kann da die Ausrüstung sehen, die 1957 und 1960 benutzt wurde. Es ist wirklich ein grossartiger Ort, um eine Platte aufzunehmen.
MF: Dave ist auch ein Gitarrist. War es das typische Slash-Rig oder hat er dich spielerisch in eine andere Richtung geführt?
Slash: Ich glaube, als wir das erste Mal den Raum betraten, haben wir unsere Ausrüstung aufgebaut und er hat mich auf ein paar verschiedene Marshall-Verstärker von ihm aufmerksam gemacht, einen coolen Dumble-Verstärker. Dave ist ein Gitarrenverrückter wie ich. Er besitzt eine Menge toller Gitarren. Wir haben einfach viel über Gitarren geredet. Aber als er die Sachen hörte, die ich mitgebracht hatte, sagte er: "Oh, das ist grossartig!" Meine normale Recording-Gitarre, die AFD-Derrig-Replik, nannte er etwas ganz Besonderes. Zusätzlich habe ich noch einige Les Pauls und eine Flying-V mitgebracht, und mit allen hat es funktioniert. Auch die Verstärker, die ich benutze, klingen grossartig. Er war wirklich glücklich mit meinem Kram. Wir mussten nicht herumexperimentieren und Dinge durch andere ersetzen.
MF: Du sagtest, ihr habt telefoniert. Hattet ihr ein gutes Gespür dafür, wie diese Platte klingen sollte?
Slash: Nun, wir hatten eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie die Platte klingen sollte. Ich hatte zwar einige Demos, die ich mit abgedroschenen Drums eingespielt hatte, aber das entsprach nicht dem, was wir eigentlich machen wollten. Wir wollten die Energie einfangen, die auch in Live-Situationen entsteht. Also alles mit analogem Equipment und all dem Kram. Darauf wollten wir hinaus. Die Platte sollte so klingen, als würde die Band wahrhaftig im Wohnzimmer stehen und spielen.
MF: Wie viel Arbeit habt ihr in die Vorproduktion gesteckt, bevor ihr Nashville aufgesucht habt?
Slash: Ich habe die Demos über ein paar Monate während der Covid-Pandemie gemacht. Ich fing an, die Demos zusammenzustellen und sie zu versenden. Dann kam Todd rüber und spielte Bassspuren ein. Das schickte ich alles an Myles und er fing an, Vocals aufzunehmen. Wir haben einfach alles zusammengebastelt, zumindest was die Arrangements anbelangt. Dann verbrachten wir etwa drei Wochen mit der Vorproduktion, und das wars. Anschliessend sind wir nach Nashville gefahren, und damit die Reise ohne Probleme von statten geht, haben wir uns professionell organisiert. Wir haben einen Tourbus gechartert und vereinbart, den ganzen Weg nach Nashville zu fahren. Auf diese Weise konnten wir Flughäfen und öffentliche Gebäude meiden. Der Bus kam wirklich direkt zu meinem Haus in LA, dann nach Vegas, während Myles mit seinem Auto von Spokane runter fuhr. Wir trafen uns gemeinsam beim Arzt und haben uns testen lassen. Alle waren sauber!
Dann stiegen wir in den Bus und fuhren den ganzen Weg nach Nashville. Dort brauchte es einen Tag für den Aufbau der Ausrüstung, und danach nahmen wir die ganze Platte in nur fünf Tagen auf. Glücklicherweise waren wir schnell mit den Aufnahmen, denn zum Ende hin rief mich Myles an und teilte mir mit, dass er einen positiven Corona-Test hatte. Von da an war es wie ein Domino-Effekt. Bei den darauf folgenden Tests waren auch die von Brent und Todd positiv. Also haben sich diese Typen in ihre Schlafzimmer im Air-BnB zurück gezogen, in denen wir während den Aufnahmen lebten. Ein paar Tage später wurde auch ich positiv getestet. Während nun die Jungs ihre paar Overdubs nachholten, musste ich in die verdammte Quarantäne. Ungefähr fünf Tage später wurde ich wieder negativ getestet und konnte zurück gehen. Wir mischten das Ganze ab und fuhren wieder nach Hause. Alles in allem war das Ganze ein denkwürdiges Abenteuer.
MF: Welchen Prozess durchläufst du mental oder körperlich, um dich auf eine neue Aufnahme vorzubereiten?
Slash: Scheisse! Das ist eine schwierige Frage. Ich denke, das Wichtigste ist, nicht übermässig vorbereitet und auch nicht zu sehr involviert zu sein. Ich stelle einfach die Songs so zusammen, wie ich sie hören möchte. Ich tue einfach mehr oder weniger das, was mir spontan einfällt. Ich weiss was ich will und weiss, was ich nicht will. Die Kunst ist darüber nachzudenken, nicht nachzudenken.
MF: Welcher ist dein Lieblingspart des Prozesses, wenn du an eine neue Platte heran gehst?
Slash: Mein Lieblingsteil bei der ganzen Arbeit, eine Platte zu machen? Also ja, das ist das Schreiben! Es gibt Teile des Schreibens, wo man sich etwas einfallen lässt. Man hat immer eine andere Idee, die vom Kopf in die Finger fliesst und sich auf der Gitarre materialisiert. Dann gibt es auch diese Momente, in denen man die Songs mit den anderen Jungs schreibt und es beginnt, sich zu etwas zu entwickeln. Das ist absolut einer meiner Lieblingsparts beim Aufnehmen einer Platte. Sicherlich gehört auch die Vorproduktion und die Arrangements dazu. Auf der neuen Platte ist besonders, dass alle zusammen spielen und einfach diese Art von Spontaneität und diese Energie der Gruppe entsteht. Das ist ein Highlight.
"...Tolle Songs müssen zu dir sprechen. Wie auch immer, es inspiriert ein Gefühl, verleiht dir eine gewisse Energie und beeinflusst dich emotional. Ein toller Song tut das...*
MF: Was sind deiner Meinung nach die Eigenschaften, die einen grossartigen Song ausmachen?
Slash: Schwer zu sagen. Es könnte ein Groove sein, der den Rest des Songs inspiriert, vielleicht sogar einen Teil der Gesangsmelodie. Es kann auch ein grossartiges Arrangement aus der Kombination wirklich cooler Teile sein, die zusammenpassen. Tolle Songs müssen zu dir sprechen. Wie auch immer, es inspiriert ein Gefühl, verleiht dir eine gewisse Energie und beeinflusst dich emotional. Ein toller Song tut das. Das ist meines Erachtens eines der wichtigsten Dinge an einem grossartigen Song.
MF: Erzähl uns ein wenig über den Song «The River Is Rising».
Slash: Na gut. Diese Platte entstand so, dass wir eine Menge Material hatten. Vieles davon wurde während der letzten «Conspirators»-Tour geschrieben. Und dann gibt es Sachen, die während der gesamten Covid-Sache geschrieben wurden. Allerdings habe ich erst einen Grossteil des älteren Materials genommen, damit dies nicht "vergessen" geht. Neues Material haben wir so vieles, um davon bereits das nächste Album füllen zu können. Aber «The River Is Rising» entstand eigentlich erst, bevor wir mit der Vorproduktion begonnen haben. Ich schreibe eigentlich immer einen Extra-Song, der am Ende meist ein "Rocker" wird. Und genau das ist «The River Is Rising». Er wurde in allerletzter Minute geschrieben und Myles lieferte noch die passenden Texte dazu. Der Track ist ein bisschen politisch motiviert wenn man bedenkt, was wir in unserem Land mit den Wahlen und all dem Zeug durchgemacht haben.
MF: Taten sprechen mehr als Worte. Da herrscht echter Stones-Vibe. Wie kam das zusammen?
Slash: Da war nur dieses Riff. Ich hatte erst ein paar Teile und wir fingen an, daran herum zu experimentieren. Im Laufe des Soundchecks fügte sich alles zu einem Arrangement zusammen. Und dann kam Myles mir einer Gesangsmelodie an, die er immer leise ins Mikrofon sang und anschliessend aufnahm. Ich wusste auch nicht, welchen Textinhalt der Song haben wird, bis wir das erste Demo aufnahmen. Das ist immer die Aufgabe von Myles, und ich fand, dass alles ziemlich cool zusammen klang.
MF: Was hörst du privat?
Slash: Nun, mal sehen. Während der Aufnahmen zu «4» habe ich mir viele Film-Soundtracks angehört, weil ich Filmmusik und solche Sachen liebe. Im Moment höre ich, mal sehen..., Stray Cats. Sie haben eine grossartige neue Live-Platte. Die ist einfach verdammt geil. Ich habe mir auch AC/DC‘s «Powerage» angehört. In den letzten Wochen war auch viel Zeug von Stevie Wonder dabei. Mehr fällt mir da gerade nicht ein. Ich habe mir ganz verschiedene Sachen angehört auf die ich Lust hatte, allerdings ist das bei all dem Scheiss im Radio gar nicht so einfach.
MF: Noch ein Song, über den ich sprechen möchte. «Fall Back To Earth» besticht mit einem unglaublichen Gitarrenspiel.
Slash: Es war so eine instrumentale Sache, die ich mir ausgedacht habe, als ich in Afrika war. Diverse Gitarrenmelodien flogen mir zu und ich fing an, Teile und Stücke zusammen zu fügen, die musikalisch ein Ganzes ergeben. Und selbst als wir es bei RCA aufgenommen haben, haben wir sogar das Arrangement nochmal verändert. Eigentlich sind es zwei epische, langsame Songs. Einer wird auf dem nächsten Album zu finden sein. Es ist schwer, die verschiedenen Änderungen zu erklären, die wir beim Song vorgenommen haben, bevor Myles den Gesang darauf legte. Es war etwas knifflig, aber wir haben alles in einen grandiosen Song verwandelt.
MF: Wir haben es bereits angesprochen, «4» ist mitten in der Pandemie entstanden. Was musstet ihr bei dem Album anders machen?
Slash: Einfach alles! Du hast diese Maskensituation, du hast diese offensichtliche soziale Distanzierung und all diesen Scheiss. Ich erinnere mich, als es anfing. Ich war bei einer Veranstaltung mit einer ganzen Gruppe von Leuten und innerhalb von 48 Stunden wurde bekannt gegeben, dass da etwas in der Luft liegt. Von einer Pandemie hat aber noch niemand gesprochen. Die Beschränkungen und Regeln waren noch nicht festgelegt worden, aber wir wussten, dass da noch mehr auf uns zukommt. Ich erinnere mich auch an einen besonderen Abend, an dem ich Leute traf, die ich lange nicht gesehen hatte und die ich wirklich gut kenne. Man konnte niemanden umarmen, man konnte sich nicht berühren, es war einfach bizarr. Es gab offensichtlich viele Dinge, die sich für alle geändert haben. Als wir die Platte aufgenommen haben, war alles Drumherum schon fast selbstverständlich. Daran hatten wir uns mittlerweile gewöhnt. Hätten wir im März, April, Mai und Juni letzten Jahres versucht, eine Platte aufzunehmen, wäre es gewesen, als wären wir auf dem Mond. Aber bis dahin hatten wir alle auf eine gewisse Weise gelernt, mit dieser Pandemie irgendwie umzugehen.
MF: Der wahrscheinlich grösste Unterschied zwischen dieser Platte und den letzten ist, dass sie die erste überhaupt bei Gibson Records ist. Wie kam diese Partnerschaft mit Gibson, von den Gitarren abgesehen, hin zum ersten vertraglichen Act zustande?
Slash: Nun, um ehrlich zu sein, suchten wir schon länger nach einer alternativen Lösung, um aus der Situation heraus zu kommen, die wir vorher hatten. Irgendwie dachten wir über verschiedene Ideen nach. Wir hatten so eine Art "Free Agent". Wir waren vertraglich niemandem verpflichtet und fragten uns, was wir als nächstes machen sollen. Dann führten mein Manager und ich ein Gespräch, indem er beiläufig erwähnte, dass Gibson interessiert sein könnte, unser nächstes Label zu werden. Als ich das hörte, dachte ich, dass dies eine wirklich verdammt gute Idee sein könnte, da es nicht nach der typischen Label-Mentalität riecht. Gleichzeitig das Geschäftsgeschick zu haben, wie man eine Platte produziert, und da ich schon lange eine gute Beziehung zu Gibson pflege, stand diesem Deal eigentlich nichts im Weg. Es klang einfach nach einem himmlischen Match. Also bestand ich darauf dies zu machen, und so wurden wir der erste Act bei Gibson Records. "Zu diesem pompösen Anlass veröffentlicht Gibson eine auf 250 Stück limitierte "Slash-Les-Paul-Standard-Album-Edition". Das einzigartige Gitarrenpaket enthält ausserdem das neue Album «4» auf Vinyl in einem exklusiven Etui, eine Dose mit vier Gitarrenplektren, ein signiertes «SMKC»-Bandporträt und einen «4»-Albumaufkleber.
MF: Wie du eben erwähnt hast, ist «4» das erste Album, das auf Gibson Records erscheint. Was sind deine Gedanken und Erwartungen?
Slash: Es ist für mich genauso neu wie für Gibson, aber ich weiss einfach, dass sie ihr Herz am rechten Fleck haben. Meine Erwartung ist also, dass wir beidseitig alles tun werden, um die Sache richtig zu machen. Ich weiss, dass es viel Enthusiasmus und Energie braucht, um dafür zu sorgen, dass jeder von der Veröffentlichung einer neuen Platte erfährt. Das steht momentan ziemlich weit oben auf der Prioritätenliste von Gibson. Also denke ich, dass wir das Beste tun werden, das wir als kollektive Einheit zwischen mir und meinem Staff, sowie Gibson tun können, um uns bei den Leuten da draussen Gehör zu verschaffen.
"...Noch bin ich kein Eigentum von Gibson, aber ich bin dem Unternehmen loyal treu geblieben und benutze deren Gitarren, seit ich mit der Musik angefangen habe..."
MF: Wie lange bist du eigentlich schon bei Gibson? Die sind ja seit ein paar Jahren mit neuem Management. Wie fühlt es sich an, nun ein Teil des Ganzen zu sein?
Slash: Nun, es hat wirklich eine erstaunliche Veränderung stattgefunden. Das alte Management von Gibson bekam klar mit, dass etwas nicht mehr stimmte, aber denen war es egal. Das neue Management kam und drehte den Spiess einmal komplett um. Wir führten früh ein paar wirklich tolle Gespräche und er sagte genau die Dinge, die mir wichtig waren. Er wusste worum es bei der Marke Gibson geht und worum es den Gitarristen geht. Es klingt klischeehaft, aber es ist wirklich wichtig zu verstehen, dass das die Basis ist, um die Kunden zufrieden zu stellen, die das Produkt kaufen.
Also hat er das aufgegriffen und angerissen, was Gibson bisher fehlte und brachte das in Ordnung, was schief gelaufen ist. Er fing voller Enthusiasmus an, die Scheisse in Ordnung zu bringen, die andere verbockt haben. Vieles hatte mit dem Personal in der Firma zu tun. Also hat er die ganze Firma einfach umgedreht und eine entspanntere Arbeitsweise rein gebracht. Noch bin ich kein Eigentum von Gibson, aber ich bin dem Unternehmen loyal treu geblieben und benutze deren Gitarren, seit ich mit der Musik angefangen habe. Es war also wirklich schön zu sehen, dass das Schiff wieder in die richtige Richtung fuhr. Ich fühle mich echt gut mit dem, was gerade abgeht.
MF: Gibt es einen Lieblingsmoment auf dem Album?
Slash: Kann ich nicht genau sagen. Es ist eine Frage, die mir jedes Mal gestellt wird, wenn ich eine neue Platte am Start habe. Welches ist dein Lieblingssong? Was ist dein Lieblingssolo? Was ist dein Favorit oder was auch immer. Ich hänge so an meinem Material, wenn ich es schreibe. Jeder Song, jede Note ist wirklich genauso wichtig, wie die andere. Ich finde, die Platte ist echt besonders. Ich kann wirklich nicht sagen, dass es diese Zeile oder jene Note war, die speziell ist. Wenn du mich in fünf Jahren nochmal fragst, kann ich dir die Antwort geben.
MF: Gibt es einen Song auf diesem Album, den du besonders gerne auf der Bühne performen möchtest?
Slash: Nun, wir haben zum ersten Mal, seit wir die Platte aufgenommen haben, die ganzen Songs nacheinander gespielt und «The River Is Rising» ist schon die Härte. Ich freue mich sehr darauf, vor das Publikum zu treten und den zu spielen. Es gibt noch den Song namens «Spirit Love», den ich ebenfalls unbedingt dem Live-Publikum schmackhaft machen möchte. Aber eigentlich könnte ich alle der neuen Platte benennen.
MF: A propos Live-Publikum..., wann werden die Tourneen wieder beginnen?
Slash: Wir versuchen immer noch, das alles unter einen Hut zu bringen. Bei den Conspirators hat jeder eigene Gigs, die er macht. Und es ist immer ein grosser Jonglierakt, aber wir sorgen dafür, dass es funktioniert. Das ganze Covid-Ding hat unsere Planung aber wirklich gedämpft, und das Touren hat noch nicht zum alten Schwung zurück gefunden. Ich meine so wie es momentan läuft, wird die Platte eh später veröffentlicht, als wir es normalerweise getan hätten. Und so hoffen wir, dass uns dies in die Hände spielt und die Tour dann zum Veröffentlichungsdatum der Platte passt.
MF: Warum liebst du es immer noch, Gitarre zu spielen?
Slash: Ich liebe Gitarren. Ich liebe es, Gitarre zu spielen. Ich finde es toll, wie die Gitarre klingt. Ich mag Musik. Ich liebe, verdammt..., es ist etwas, aus dem ich nie heraus wachsen werde. Je mehr ich es tue, desto mehr mag ich es, desto mehr lerne ich, denn Gitarre spielen ist ein nie endender Lernprozess. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken, es hört nie auf. Ich bin also immer noch von der Idee inspiriert Dinge zu tun, die ich gerne mag.
MF: Gibt es immer noch Dinge, die du noch nie gemacht hast?
Slash: Oh, ich habe noch nicht mal an der Oberfläche gekratzt! Ich lerne immer noch alle möglichen neuen Sachen über das Spielen und darüber, wozu ich eigentlich fähig bin. Ich bin zwar ein Rock'n'Roll-Typ, aber es gibt noch ganz viele Dinge, die ich noch nicht gemacht habe. Also arbeite ich noch weiter daran.
MF: Irgendwelche neuen Gitarrenanschaffungen, während du in Nashville warst?
Slash: Ich habe es tatsächlich versucht, na ja, mich vom Gitarrenkauf abzuhalten, aber am Ende habe ich mir dennoch eine Les Paul gekauft, während ich draussen war. Es war eine 58er Neuauflage. Die ist wirklich total cool.
MF: Dann hast du also versagt?
Slash: Das Einzige, was ich dazu sagen kann ist, dass ich aufgrund der Pandemie sowieso nicht viel Geld ausgegeben habe. Sie hat mich also vor Ärger und dem finanziellen Ruin bewahrt. Die Les Paul musste aber sein.
MF: Was erhoffst du dir, das die Fans von «4» mitnehmen?
Slash: Ich hoffe nur, dass sie darauf anspringen und die Platte lieben werden. Dass sie den Sound gerne hören und er ihnen die gleiche Aufregung und Energie vermittelt, die wir beim Spielen spüren.
MF: Instagram, like fucking..., woher kommt der wilde Scheiss, den du auf Instagram postest?
Slash: Ich mache alle meine Instagram-Sachen selbst, ausser die Dinge, die mit Merchandise zu tun haben. Das macht das Büro, aber den ganzen anderen Kram mache ich. Und die Mehrheit der Dinge die ich finde, ist einfach der Scheiss anderer Leute. Ich habe schlicht keine Zeit..., ich meine unzählige Stunden damit zu verbringen, Bilder online zu suchen. Ich habe weder die Geduld noch die Zeit dafür, aber es gibt einfach zu viele geile Sachen da draussen, die es zu teilen lohnt. Ich folge einfach vielen interessanten Leuten. Ich sehe etwas, setze ein "Like" darauf und halte es fest. Ich habe einfach eine riesige Menge Zeugs, das ich an jedem beliebigen Tag auswählen und mir nicht vorstellen kann, dass irgendjemand diesen Scheiss für mich machen will!