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"...Ich persönlich war erstmals mit meiner Familie beim Campen, ohne Verbindung zur Aussenwelt. Als ich zurück kam, war die Welt durch die globale Pandemie plötzlich eine andere..."
Shinedown sind schon lange kein Geheim-Tipp mehr. Mit dem brandneuen siebten Album «Planet Zero» und dem Titeltrack brechen sie sogar ihre eigenen Rekorde. Der Song ist mittlerweile der 17. Billboard Nummer #1 Hit, und die Band hat noch lange nicht genug. Gründungsmitglied und Schlagzeuger Barry Kerch bot sich zum Gespräch mit uns an.
MF: Hi Barry, erklär uns mal bitte, was und wo ist «Planet Zero» ?
Barry: Es ist eine Metapher für uns selbst. Das ganze Album ist ein sozialer Kommentar über all die Dinge, die wir in den letzten Jahren durchgemacht haben. Wir beziehen hier keine Seite, es ist uns völlig egal, auf welcher Seite du stehst, es geht nicht darum. Wenn wir so weiter machen, sitzen wir bald in einer Dystopie und machen die Geschichte aus Orson Wells 1984 zur Realität, was sehr beängstigend ist. Shinedowns Musik ging schon immer darum, was wir sehen, was wir wissen und was wir selber durchgemacht haben und das ist einer der Hauptgründe, weshalb sich unsere Fans so mit uns verbunden fühlen. Bei unseren Songs geht es am Schluss aber immer um Hoffnung.
MF: Gehen wir zurück in die Zeit vor der globalen Pandemie. War es der ursprüngliche Plan, in diesem Jahr ein neues Album zu veröffentlichen?
Barry: Wir hatten unglaubliches Glück und hatten tatsächlich geplant, dieses Jahr ein neues Album zu veröffentlichen. Ende 2019 war unsere Tour zu «Attention, Attention» zu Ende und planten ursprünglich in 2020 eine eher kleinere Tour zu spielen, als die Welt zum Stillstand kam. Die Pandemie gab uns mehr Zeit zum schreiben. Eric, unser Bassist und Produzent war gerade dabei, sein neues Studio aufzubauen, was uns zu Gute kam, nicht in irgendein Studio nach Los Angeles oder sonst wohin reisen zu müssen.
MF: hattet ihr schon Demo Material bereit für das neue Album im Vorfeld der Pandemie?
Barry: Es ist alles relativ organisch entstanden. Wir hatten nicht geplant, ein so sozial kritisches Album zu schreiben. Wir haben uns erstmals ein Time Out gegönnt nach der letzten Tour. Ich persönlich war erstmals mit meiner Familie beim Campen, ohne Verbindung zur Aussenwelt. Als ich zurück kam war die Welt durch die globale Pandemie plötzlich eine andere. Danach haben wir circa Mitte 2020 begonnen, am neuen Material zu arbeiten. Eric ist ein toller Produzent, er weiss, wie man das beste aus uns allen rausholt.
MF: In 2020 habt ihr einen Song namens »Atlas Falls« veröffentlicht, ist dieser eine Art Vorgeschichte zu «Planet Zero»?
Barry: Nein, den hatten wir schon zu «Amaryllis» Zeiten geschrieben, er hat aber nicht aufs damalige Album gepasst. Nach dem Start der Pandemie fühlten wir aber den richtigen Zeitpunkt, den Song zu veröffentlichen und damit Geld zu sammeln für all die hart arbeitenden Menschen im Gesundheitswesen.
MF: Du hast es schon erwähnt, euer Bassist Eric ist auch der Produzent von »Planet Zero« und er war es auch beim Vorgängeralbum «Attention Attention«. Ist es einfacher ein Bandmitglied als Produzent zu haben oder das Gegenteil?
Barry: Es ist ein zweischneidiges Schwert und es bringt unglaublichen Druck auf Eric. Er ist ein Perfektionist, der manchmal Mühe hat, loszulassen und er findet immer noch was, das man besser machen kann. Als er zur Band kam, war er bereits Produzent, so hatten wir ihn kennengelernt. Er wollte ursprünglich gar nicht unser Bassist werden und Produzent bleiben.
Es hilft extrem jemanden dabeizuhaben, der die Band versteht. Manchmal hilft es aber auch, einen externen Blick au die Dinge zu haben. Bei »Planet Zero« hat Eric soviel Energie und Liebe reingesteckt, es hat ihn fast gekillt, mal schauen, ob er das nochmals machen möchte (lacht).
MF: Wer sagt ihm dann denn wenn das Album effektiv fertig ist, wenn er sich selber soviel Druck auflegt?
Barry: wir alle sagen es ihm, aber normalerweise ist es unser Sänger Brent der ganz klare Vorstellungen hat und sagt, es ist fertig, wir sind soweit.
MF: Auf dem ganzen Album höre ich einen 80s Vibe raus, beginnend mit dem John Carpenter ähnlichen Intro, über Gitarren Solos und so weiter. Wo kommt das her?
Barry: Das war Erics Idee, er ist ein riesiger Science Fiction Fan und da kommen diese Vibes her, aus den alten Sci-Fi Filmen. Wir fanden diese Vision alle sehr cool und es verbindet das ganze Album wunderbar als komplette Geschichte.
MF: In einem Statement von Brent hab ich gelesen, dass er «Planet Zero» als sehr kontrovers bezeichnet. Wie ist das zu verstehen?
Barry: Die Texte kommentieren sehr direkt die sozialen Umstände. Gerade in Amerika ist alles aktuell sehr sensibel und überall wird alles zensiert und gestrichen. Wir wollten kein Blatt vor den Munde nehmen, weg von politischen Seiten. Wenn du all diesen Hass und die ganze Negativität auf Tagesbasis siehst, musst du es einfach kommentieren. Du kannst unsere Texte so nehmen, wie du sie verstehen magst. Du kannst dich dagegen wehren oder es als Warnung ansehen?
"...Wenn ich alles persönlich nehmen würde, was über diese Band schon gesagt wurde, dann hätte ich wohl schon lange mit dieser Band aufgehört..."
MF: Habt ihr euch bei solchen Texten jemals gefragt, ob ihr damit den eigenen Fans ans Bein pissen könnt?
Barry: Wir haben das tatsächlich diskutiert. Sollen wir das tatsächlich tun und die Konsequenz daraus ziehen? Wir mussten diesen sozialen Spiegel einfach veröffentlichen, um die Menschen wachzurütteln. Die Hasser sind eh immer da, damit müssen wir klar kommen. Wenn ich alles persönlich nehmen würde, was über diese Band schon gesagt wurde, dann hätt ich wohl schon lange mit dieser Band aufgehört. Man sollte immer offen sein, wir können soviel voneinander lernen. Heutzutage schlagen wir bloss noch auf uns ein, anstatt miteinander zu leben.
MF: Was haben die letzten zwei Jahr mit dir als Person gemacht und wie haben sie die Freundschaft innerhalb der Band angestellt?
Barry: Es hat uns stärker und besser gemacht als Band. Wir haben gelernt, mehr füreinander da zu sein. Ich habe auch gelernt, eine bessere Person zu werden, speziell aus familiärer Sicht. Wir alle konnten den Fokus mehr auf unsere Liebsten legen, was wir sosnt kaum können, wenn wir auf Tour sind. Ich habe sehr viel in den Wäldern gecampt mit meiner Familie. Es hat uns allen neues Feuer in uns entfacht.
MF: Ihr habt ja bereits sechzehn Nummer #1 Hits (siebzehn mit «Planet Zero»). Lass uns deshalb eine Prognose machen, wie viele Nummer #1 Hits hörst du auf dem neuen Album?
Barry: Ich bin ein Optimist. In einer perfekten Welt wäre jeder Song darauf eine Single, wie es damals auch Def Leppard schon immer gemacht haben. Ich tippe mal auf drei Nummer #1 Hits, aber sicher nicht weniger als zwei (lacht)
MF: Ich glaube, da stapelst du tief (beide lachen), und es werden sicher mehr sein..., wir werden sehen... ;-)