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"...Mit dem Sound sind wir sehr zufrieden und spätestens mit dem nächsten Album werden die Fans merken, das ist genau der Sound, den die Jungs in der Band spielen wollen..."
Tommy Heart und Kee Marcello, zwei Musiker, die schon ziemlich alles im Business erlebt haben. Während Kee die ersten Erfahrungen als Gitarrist bei Easy Action sammeln durfte, ging die Post als Nachfolger von John Norum bei Europe erst richtig ab. Tommy kam über V2 zu Fair Warning und wurde in Japan zum Superstar. Soul Doctor waren eine weitere Hammertruppe, bis Tommy und Kee miteinander musikalisch verbandelt wurden und Kee Of Hearts das Tageslicht sah. Einige Missverständnisse später standen die beiden wieder im Studio, um die neue Truppe Out Of This World den Stadion-Rock-Fans vorzustellen. Wieso ein Namenswechsel nötig war, was die Beweggründe für eine neue Truppe sind und wohin die Reise gehen soll, erklärt der wie immer sehr sympathische und auskunftsfreudige Sänger.
MF: Tommy, ich gehe davon aus, dass die Band Kee Of Hearts Geschichte ist?
Tommy: Ich erhielt ein Angebot von Frontiers Music, um eine Soloplatte zu machen. Das war aber nichts für mich, konnte mir aber vorstellen eine Platte mit einem tollen Gitarristen zu veröffentlichen. Zuerst waren die Jungs von Toto und Giant ein Thema. Konkret wurde es aber, als Kee ins Gespräch kam. Es herrschten Missverständnisse, ob Kee Of Hearts nun ein Projekt oder eine Solo-Geschichte von mir sein sollte. Da im Bandnamen unsere Namen stehen, war für mich immer klar, dass diese Truppe sicher KEINE Solo-Scheibe von mir ist. Da das Label den Namen angemeldet und wir unser eigenes Ding durchziehen wollten, haben wir uns unbenannt in Out Of This World. Mit einem neuen Schlagzeuger macht dies sowieso Sinn. Die erste Scheibe, die Kee mit Europe aufnahm, hiess «Out Of This World». Wir dachten uns, was Ronnie James Dio mit Black Sabbath gemacht hat und sich mit den Sabbath-Jungs zu Heaven And Hell verbunden hat, machen wir ebenso. Hören die Fans heute unseren Bandnamen, erinnern sie sich vielleicht an Europe. Aus diesem Grund kann man sagen, dass Kee Of Hearts Geschichte sind. Wir spielten eine Show mit Kee Of Hearts in Ludwigsburg, die aufgenommen wurde. Dort traten wir mit einen anderen Trommler auf, weil unserer mit Hardline auf der Bühne stand. Zusammen mit Alessandro Del Vecchio spielte Marco Di Salvia bei der Truppe von Johnny Gioeli. Dieses Konzert war für uns quasi die Geburtsstunde für Out Of This World. Ich sehe die Truppe langfristig. Schon jetzt komponieren wir neue Lieder für das kommende Werk. Auch wenn unsere erste Scheibe bisher nur in Japan offiziell erschienen ist, sind wir schon sehr erfolgreich. Bei Indiegogo können sich die Fans ausserhalb von Japan das Album kostengünstiger bestellen. Wenn alles klappt, unterschreiben wir in den kommenden Tagen einen Plattenvertrag. Alles läuft toll, und ich bin sehr glücklich! Wenn wir schon nicht auf die Bühne können, dann komponieren wir eben (grinst). Als die ganze Corona-Scheisse startete, wollten wir gerade loslegen und wurden kalt ausgebremst. Darum konzentrierten wir uns auf das Album und wollten sehen, was passiert. Diese Combo kann eine ganz tolle Sache werden, wenn uns nicht wieder was anderes einen Strich durch die Rechnung macht.
MF: Wo würdest du Out Of This World musikalisch einordnen?
Tommy: Oha…, also ich würde den Sound nicht Melodic Rock nennen, sondern für mich ist das Arena-Rock wie ihn Journey oder Van Halen spielten. Ich bin mir sicher, dass es Spass macht diese Musik anzuhören, wenn man mit vielen Leuten in einem Stadion steht. Für mich haben wir mit dem Album einen Schritt nach vorne gemacht. Bei Kee Of Hearts hatten wir mit dem Songschreiben nicht viel am Hut, aber es war eine grosse Chemie zwischen Kee und mir zu spüren. Wir wollten von diesem AOR-Sound weg. Die Bands klingen immer gleich, wenn sie auf einem bestimmten Label sind, und alles in der Hand einer Person liegt. Mit der Zeit wird das für die Leute langweilig. Überleg dir mal, in den siebziger und achtziger Jahren klangen die Bands anders, weil unterschiedliche Leute die Musik gemischt haben. Kee hat noch immer seine Beziehungen zu Ron Nevison, der «Out Of This World» produzierte. Wir haben genau das Richtige gemacht und uns einen Produzenten geholt, der am Ende alles mischte.
MF: Gab es für euch einen Masterplan, wie ihr klingen wolltet?
Tommy: Uns war wichtig, dass wir die Musik machen, wie wir gerne spielen. Klar hört sich dies nach den Achtzigern an (grinst). Wir kommen aus dieser Epoche, und das war unsere Zeit. Mit dem Sound sind wir sehr zufrieden, und spätestens mit dem nächsten Album werden die Fans merken, das ist genau der Sound, den die Jungs in der Band spielen wollen. Ich weiss, dass die Fans durch Kee Of Hearts irritiert sind. Da war ich als Sänger zu hören, Ken (Sandlin) als Bassist und Kee als Gitarrist. Aber! Wir schrieben die Lieder nicht! Darum war die Truppe limitiert, weil wir alles aus der Hand gaben und sagten: "Okay, der Alessandro macht das schon".
MF: Das ist so, wenn ein Label einen Haus- und Hofproduzenten hat, birgt das die Gefahr, dass schnell mal alles ähnlich klingt…
Tommy: …da hast du absolut recht. Wenn du so viele Truppen betreust, dann gehören andere Produzenten dazu. Es sitzen doch auch viele Fans in der Plattenfirma, und die wissen doch, wie wichtig der Sound ist. Aber geht es dann um die Kohle, dann kann der eigene Mann logischerweise kostengünstiger sein. Für den Konsumenten und den Fan wird das stinklangweilig. Weisst du, bei uns waren noch Kee und ich dabei, aber wenn man dann auch immer wieder auf die gleichen Sänger zurückgreift…, ohne Zweifel haben die viele Talente entdeckt, aber man darf die nicht verheizen.
MF: Wie schwierig oder einfach wird es für euch als neue Truppe sein?
Tommy: Es ist immer schwierig mit einer neuen Band zu starten. Das Tolle bei uns ist, dass wir so viele Hits im Gepäck haben. Wir können die Europe-Hits spielen und auch jene von Soul Doctor oder Fair Warning. Wie damals, als Deep Purple sich aufgelöst haben und Rainbow oder Whitesnake gegründet wurden. Als die auf Tour gingen, konnte zum Beispiel die weisse Schlang auch Deep Purple-Tracks spielen. Darum haben wir auch einen tollen Backkatalog. Ich bin mir sicher, dass wir die Leute mit einer sehr spannenden Setliste überzeugen werden. Hörst du die Live-CD…, auf der europäischen Version sind nur vier Stücke zu hören, aber auf der Japan-Pressung ist eine zweite CD dabei. Auf dieser Live-Scheibe wird präsentiert, was wir alles zu bieten haben. Das Konzert war sensationell, weil die Leute Songs präsentiert bekamen, welche sie schon viele Jahre nicht mehr gehört hatten. Aus diesem Grund haben wir einen kleinen Bonus, der uns den Einstieg erleichtern wird. Auch weil wir mit der Musik überzeugen können und die Leute sagen: "Hey, das kenne ich doch von früher!". Diesen Vorteil haben Truppen, die ganz von Null starten nicht. Logisch werden wir zuerst als Vorband unterwegs sein, was auch Sinn macht. Vor ein paar Monaten wurde das Gerücht verbreitet, dass wir mit Vandenberg auf Tour gehen sollen. Das wäre ein Mega-Paket. Lassen wir uns überraschen, ob es klappen wird (grinst).
MF: Somit kam das Virus für euch gelegen, damit ihr euch neu ausrichten konntet und auch weil deine Shows mit "Queen Symphonic Rhapsody" ins Wasser fielen?
Tommy: Bevor wir das erste Kee Of Hearts-Konzert spielten, war ich mit "Rock The Circus" unterwegs. Die Queen-Shows fanden nicht mehr statt, wir trafen uns in Schweden und nahmen neue Tracks auf. Zum dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass Out Of This World geboren werden (grinst). Vor dem Gig in Ludwigsburg sass ich in Göteborg. Das Virus hat uns nie gestört, da wir sowieso am Arbeiten waren. In den Pausen der "Rock The Circus"-Gigs sang ich neue Demos ein. Es war eigentlich wie immer (lacht). Wir haben gearbeitet, und wenn du ran musst, dann musst du ran (lacht). Ob da ein Virus ist oder nicht. "Take no prisoners"! Klar, psychisch war es schwer, mit diesem ganzen Mist umzugehen. Unsere Musik ist positiv, und durch den Scheiss nicht negativ beeinflusst zu werden, ist nicht immer einfach. In den Nachrichten sah man nur Angst und Schrecken und wusste nicht genau, was los ist. Da hätte ich mir gewünscht, dass das Virus nicht vorhanden ist. Manchmal muss man Sachen durchleben, wie ein Krieger und Kämpfer.
MF: Werden Fair Warning und Soul Doctor neben Out Of This World noch am Leben bleiben?
Tommy: Ich denke, dazu wird die Zeit fehlen. Soul Doctor sind beiseite geparkt. Nee, mit Out Of This World habe ich genau das, was ich mir immer wünschte. Was da musikalisch passiert und mir gefühlsmässig gibt, ist genau so, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Für was anderes wird es keine Zeit geben. Man ist nicht mehr der Jüngste, das kommt dazu (grinst). Da muss man ein bisschen aufpassen. Ich will mich rein knien und nicht ablenken lassen (grinst).
"...Aber die Japaner haben sich nicht dafür interessiert und ihre Helden beibehalten. Das war damals mein Glück..."
MF: Bist du in Japan noch immer ein gefeierter Star?
Tommy: Ja, seit den Neunzigern. Obschon zu Beginn dieses Jahrzehntes der Grunge alles kaputt machte. Aber die Japaner haben sich nicht dafür interessiert und ihre Helden beibehalten. Das war damals mein Glück. Out Of This World sind in den BURRN-Album-Charts auf Platz 1 eingestiegen und haben sogar Helloween überholt, auch wenn es nur deren EP war. Das bedeutet mir eine Menge, und man sieht, dass wir Fans haben, die unsere Art von Musik mögen und uns nicht vergessen haben. Es gibt sehr viele Fanpost, die uns mitteilt: "Hey, eure Musik ist so positiv und gerade in dieser Zeit sehr wichtig für uns. Genau eine solche Musik haben wir gebraucht". Das ist schön zu hören und zeigt uns, dass die Fans noch da sind. Jetzt liegt es an uns, was daraus zu machen (grinst). Mal schauen, ob wir es hinkriegen.
MF: Was war für dich die erfolgreichste Zeit?
Tommy: Natürlich die mit Fair Warning, heisst zwischen 1995 und 1997. Damals lief grundsätzlich überhaupt nichts. Melodic- oder Arena-Rock war praktisch tot. Der Grunge zerstörte alles. Japan hielt jedoch an dieser Art von Musik fest, und darum hatten wir die Möglichkeit, diese Erfolge zu feiern. Das war schon überraschend. Erst im Jahre 2000 kamen wieder in paar Combos, die in diese Classic Rock Richtung tendierten.
MF: Was war die schwierigste Zeit?
Tommy (überlegt): Gute Frage…, hatte ich nie, da immer alles irgendwie gleichförmig lief. Die gab es nicht, weil mich Japan immer wieder aufgefangen hat, ich hatte Glück. Vielleicht kommt diese schwierige Zeit jetzt (lacht). Aber kein Problem, denn wir sind alt und weise genug, um eine solche Sache auszubügeln. Es kommt wie es kommt. Man darf den Mut nicht verlieren. Heute weiss man, wie Situationen zu lösen sind. Das wussten wir früher nicht (grinst).
MF: Wie hast du dich über all die Jahre verändert?
Tommy: Hab ich mich denn verändert (grinst)? Ich war immer sehr selbstkritisch, das war stets mein Problem. Es gab viele Angebote von anderen Bands. Ab und zu traute ich mir einen solchen Schritt nicht zu, was letztlich auch besser war. Es gibt nichts Schlimmeres, als ein Album zu veröffentlichen, bei dem die Fans sagen: "Okay, was ist denn das für ein langweiliges Werk?! Die Band ist gut, aber der Sänger passt nicht dazu" (lacht). Ich bin standhafter und noch selbstbewusster geworden, auch durch diese Queen-Sache, weil ich da Dinge gemacht habe, bei denen ich nie gedacht hätte, dass sie mir liegen. Ich habe mich nie beschneiden lassen und habe viele Stile ausprobiert. Wichtig war mir immer, dass ich Gefallen daran habe, sonst macht es keinen Sinn, wie bei meinem Solo-Album, das sehr poppig ausgefallen ist und ich viel gelernt habe, weil ich plötzlich ganz alleine da stand. Das war eine schwierige, aber auch eine schöne Zeit, weil ich eine Menge lernen konnte. Muss man Täler durchschreiten, und wenn es schwierige Momente sind, wirst du später irgendwann realisieren, wie toll diese Zeit eigentlich war. Weil die Dinge, welche du dabei gelernt hast, in anderen Situationen wieder verwenden kannst und sie dir hilfreich sein werden.
MF: Gesanglich hast du nie geschwächelt. Wie hast du das fertig gebracht?
Tommy: Ich hatte viel Glück, dass ich in den Achtzigern nicht so viele Konzerte singen musste. Viele tolle Sänger, die jahrelang ununterbrochen unterwegs waren…, du brauchst einfach mal eine Pause! Du musst dich gesund ernähren, damit du fit bleibst. Du kannst nicht rauchen wie ein Schlot oder mit der Whisky-Flasche auf der Bühne stehen und sie dir ständig an den Mund hängen. Wenn da Eistee drin ist, alles gut (lacht). Singen ist wie Leistungssport, darum passte ich immer auf, dass ich nicht in eine dunkle Ecke gerate. Wenn meine Fans mich hören wollen, dann sollen sie auch ein tolles Konzert kriegen. Dafür muss ich fit sein. In meiner Prime-Time kann ich nun viele Konzerte spielen, und bin mir sicher, dass ich weiterhin touren werde. Glück gehabt oder vielleicht auch das Richtige gemacht. Ich verstehe es, wenn Sänger ihre Gesangsstimme ein bisschen verlieren, weil sie keine Rücksicht auf ihr "Instrument" genommen haben. Gesunde Ernährung und viel Schlaf…, "Sex, Drugs And Rock'n'Roll" klingt alles ganz schön. Für einen Shouter ist dies aber alles andere als toll. Da gehst du nach dem Gig eben ins Hotelzimmer, entspannst dich anstatt mit den andern feiern zu gehen (lacht). Verkatert ein Konzert abhalten, das machst du einmal. Da bist du ganz schön am Kämpfen, und der nächste Gig steht schon wieder vor der Türe. Einen Aussetzer kannst du dir nicht erlauben. Ich habs früh ausprobiert und bemerkt, dass dies Quatsch ist und alle kein schönes Konzert erlebt hatten. Du stehst auf der Bühne, kriegst die Töne nicht raus und merkst, wie schlecht alles klingt. Ich bin kein Schauspieler, der das überspielen kann (lacht). Ich leide selber auf der Bühne (lautes Lachen).
MF: Herzlichen Dank für das Interview…
Tommy: …ich danke dir! Hat wie immer Spass gemacht.