MF: Seit wann existieren Muggeseggel?

Bruttler: Muggeseggel wurden im Mai 2022 in Lörrach gegründet und bestehen aus dem Saubueb (Schlagzeug), dem Trübli-Udo (Bass/Gitarre), dem lieslige Karle (Gitarre) und mir, dem Bruttler (Schreihals).

MF: "Muggeseggel" steht für eine sehr kleine Einheit der Länge, Grösse, Volumen und Zeit. Eure Musik ist aber auf Stereoiden, und wäre da "Schofseggel" nicht der passendere Name gewesen?

Bruttler: "Schofseggel" stand tatsächlich kurz zur Diskussion, jedoch bedeutet die Bezeichnung "Schofseggel" eher bescheissen oder Bescheisser (jedenfalls bei uns, aber das ist natürlich von Region zu Region auch wieder unterschiedlich), und da wir ziemlich knappe und kurze Musik machen, dachten wir, "Muggeseggel" passt ganz gut.

MF: Als Grindcore-Kapelle mit Mundart-Texten seid ihr alles andere als massentauglich. War es schwierig für euch, den Deal mit Kernkraftritter Records zu ergattern?

Bruttler: Wir spielen ja alle zum Teil schon mehrere Jahrzehnte in anderen Bands. Ich zum Beispiel schreie noch in der Thrash Metal Band Pessimist, der Trübli-Udo und der Saubueb spielen in der Death Metal Band Convictors, und der lieslige Karle hat auch Projekte am Start. Das hat wahrscheinlich den Vertrauens-Vorschuss von KKR massiv erhöht. Vor allem weil Kay von KKR ja schon seit einiger Zeit mit Convictors zusammen arbeitet. Selbstverständlich ist das eine spannende Mischung, eine alemannische Death Metal/Grindcore Kapelle und ein norddeutsches Label.

MF: Habt ihr als süddeutsche Mundart-Grindcore-Kapelle sowas wie einen Exoten-Bonus?

Bruttler: Ich denke nicht, dass wir einen Exoten-Bonus haben. In Deutschland ist Dialekt im Allgemeinen ja eher verschrien. Diese Aussage beruht auf meiner subjektiven Beobachtung und liegt jetzt keiner fundierten Studie zugrunde. Ich denke mit Dialekt, beziehungsweise Mundart haben wir es eher ein bisschen schwerer, als auf Hochdeutsch oder Englisch. Das spielt jedoch keine Rolle für uns, da wir die Musik machen wollen, auf die wir Lust haben und die uns Spass macht.

MF: Auf den Promo-Fotos befindet ihr euch in einem Rebberg. Seid ihr an einem Rebberg beteiligt, und können wir schon bald auf einen edlen Tropfen aus dem Hause Muggeseggel hoffen?

Bruttler: Nein, leider sind wir nicht an einem Rebberg beteiligt. Jedoch wenn man im Markgräflerland aufwächst und lebt, wird man ja quasi automatisch mit Wein gross. Das Markgräflerland ist eines der letzten, grossen Gutedel-Anbaugebiete, und im Bekanntenkreis hat man immer jemanden der Wein anbaut. Einen eigenen Muggeseggel-Wein? Das wäre natürlich die Idee! Mal schauen, ob sich das realisieren lassen würde! Danke für den Einfall, he he!

MF: Eure Texte sind sehr erfrischend und witzig, doch sind diese nur für Süddeutsche und Schweizer verständlich. Spielen die Texte für euch aus diesem Grund keine so grosse Rolle?

Bruttler: Unsere Texte spielen für uns schon eine grosse Rolle. Sie befassen sich mit alten Gedichten, mit Sagen, der Landschaft und den Eigenarten des gemeinen Markgräflers. Würden unsere Texte auf Englisch oder Hochdeutsch sein, wäre es für uns selbst ja nichts Besonderes, da wir ja mit unseren anderen Bands auf Englisch musizieren. Selbstverständlich ist es zum Beispiel für einen Norddeutschen schwierig die Texte zu verstehen, jedoch wenn er die Musik gut findet, sind diese sowieso dann für den Zuhörer zweitrangig. Hauptsache es knallt, he he!

MF: Sind die Texte in Mundart, weil ihr euch genauso gut auf Hochdeutsch verständigen könnt, wie wir Schweizer?

Bruttler: Unsere Muttersprache, respektive Alltags-Sprache ist Alemannisch (ausser der lieslige Karle, der ist Schwabe). Wir können zwar alle Hochdeutsch, jedoch wollten wir Texte in unserer Heimats-Sprache schreiben und so einen Beitrag gegen das Aussterben des alemannischen Dialekts leisten. Du siehst, wir verbinden Krach und Kultur, ha ha! Wir Markgräfler haben sprachlich mit den Schweizer ja viel gemein.

In der Schweiz und bei uns im Markgräflerland wird Hochalemannisch gesprochen, ab Freiburg und im Elsass Niederalemannisch und noch weiter nördlicher, sprich östlicher kommt dann das Schwäbische, was auch zum alemannischen Dialekt gehört. Deswegen gibts da sprachliche Überschneidungen, jedoch aber auch massive, meist lokale, eigene Ausprägungen. Da wir noch nie von einer alemannischen Death Metal/Grindcore Band gehört haben, dachten wir, dass Muggeseggel diese Lücke schliessen müssen. Falls es doch welche geben sollte, entschuldige ich mich schonmal für meine Unwissenheit und bitte um Hörbeispiele!

MF: Wieviel Oechsle-Grad hat euer Album verdient?

Bruttler: Das musst du mir sagen, da Eigenlob stinkt, he he! Ich hoffe doch so viel Oechsle wie geht, da aus Zucker Alkohol wird und es bei Muggeseggel nicht genug Alkohol geben kann! Aber das ist eine grossartige Idee. Ab nun werden Alben nur noch in Oechsle-Grad gemessen!

MF: Sehr treffend ist der Text zu «Bodesuri». Wer von euch arbeitet in einer KiTa?!

Bruttler: Tatsächlich arbeitet niemand von uns in einer KiTa, ha ha! Bisher bin ich der Einzige mit Nachwuchs in der Band. Vielleicht hat mich das zum Text inspiriert. Kurz und knackig erklärt, was ein Bodesuri ist.

"...Heutzutage werfen manche Leute Lebensmittel schon am ersten Tag des Ablaufs des Haltbarkeits-Datums weg, obwohl es noch essbar gewesen wäre...*

MF: Was oder wer bereitet den Herren von Muggeseggel "Ranzepfiffe"?

Bruttler: Das Lied «Ranzepfiffe» ist eher ein Statement gegen Lebensmittel-Verschwendung und gleichzeitig auch gegen das ewige Aufbewahren und Konsumieren von abgelaufenen Lebensmitteln. Ich kann mich noch erinnern, als ich jung war, konnten die Alten nie Lebensmittel wegschmeissen und haben sich dann gewundert, wenn sie Bauchweh bekommen haben. Heutzutage werfen manche Leute Lebensmittel schon am ersten Tag des Ablaufs des Haltbarkeits-Datums weg, obwohl es noch essbar gewesen wäre. Darum ging es mir in dem Lied. Was uns selbst "Ranzepfiffe" bereitet? Auf jeden Fall zu viel Schorle Wiß-Suur, he he!

MF: Am 17.11.2023 wagt ihr euch über den Rhy nach Basel, für einen Live-Gig. Sind noch andere Auftritte geplant?

Bruttler: Auf diesen Gig freuen wir uns extrem! Leider sind bisher jedoch keine weiteren Konzerte geplant. Wir haben zwar Bewerbungen geschrieben, warten allerdings noch auf Antworten. Wir möchten unbedingt live auftreten und sind heiss auf weitere Gigs. Mal schauen was da noch so kommen wird.

MF: Wird man in näherer Zukunft schon bald neues Material von Muggeseggel zu hören kriegen?

Bruttler: Da unsere Debüt-Scheibe im Oktober 2023 heraus kam, könnte man ja meinen, dass wir es jetzt erstmal langsam angehen lassen. Allerdings sind wir schon wieder seit September am Material schreiben für die nächste Platte. Es läuft gerade, und die Themen gehen uns nicht aus. Live spielen wir auch schon neues Zeugs von der kommenden Platte. Also kann ich deine Frage mit einem kurzen und knappen "Ja" beantworten, he he!

"...Alle möglichen Favoriten aufzuzählen die uns beeinflussen, würde zu lange dauern..."

MF: Von welchen Bands seid ihr massgeblich beeinflusst worden?

Bruttler: Der Trübli-Udo und ich sind Fans von altem, stumpfen Death Metal und Grindcore. Der Saubueb und der lieslige Karle hören sich auch mal neuere Frickel Death Metal Bands an, deren Namen ich nicht aussprechen kann, weil es mir unmöglich ist, die Bandlogos zu entziffern, he he. Ne, im Ernst. Ich glaube auf Bands wie Napalm Death, Brutal Truth, Terrorizer, Insect Warfare und so weiter, können wir uns bei Muggeseggel alle einigen. Alle möglichen Favoriten aufzuzählen die uns beeinflussen, würde zu lange dauern. Wir sind auf jeden Fall ziemliche Freaks und konsumieren ständig Musik.

MF Wo ist das geniale Album und auch Merchandise von euch erhältlich?

Bruttler: Man kriegt unser Merchandise natürlich auf unseren Gigs und auf unserer Bandcamp-Seite: https://muggeseggel.bandcamp.com/ - Unser Debüt-Album wird bei Kernkraftritter Records auch als limitierte Splatter Vinyl Edition erscheinen und kann auf der Homepage bei KKR Records vorbestellt werden. Das freut uns fast am meisten! Vinyl hat natürlich etwas sehr Wertiges an sich und ich freue mich schon, das Album im Grossformat in den Händen zu halten.

Vielen Dank für das Interview Rolf!

Wer ein wirklich originelles und empfehlenswertes Grindcore-Album sein Eigen nennen möchte, kommt an den Lörrachern nicht vorbei, und ich hoffe, dass ich mit diesem Interview Euer Interesse so richtig zu wecken vermochte!