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"...Die Musik ist nicht wie ein Jackett, das man auszieht. Ich bin täglich an meinen Instrumenten dran und lerne ständig was Neues dazu..."
Wäre die Welt vor einem Jahr nicht durch das Corona-Virus komplett aus den Angeln gehoben worden, hätte ich mit Chris von Rohr hier und jetzt über das Musiker-Leben nach Krokus sprechen können, respektive wollen. Doch wie sattsam bekannt, kam erstens alles anders, und zweitens weiss niemand wirklich, was wann genau noch kommen wird. Fakt ist auf jeden Fall, dass Krokus im Februar 2020 die beiden Konzerte der «Monsters Of Rock» Cruise noch spielen konnten und seither der Rest der «Adios Amigos»-Tour umgehend auf Eis gelegt werden musste. Wie "Dö Röhr" die aktuelle Situation sieht, wie es um die anstehenden Abschiedskonzerte steht, was es zum öffentlichen Release (VÖ: 19.02.2021 und, als Live-Album, seit heute auf Platz 1 der CH-Charts!) des Wacken-Gigs von 2019 zusätzlich zu erzählen gibt, welche Medizin den Rock-Druiden aus Solothurn gesund hält und noch ein paar Themen mehr, sind dem untenstehenden angeregt geführten Interview (dem insgesamt vierten, das ich mit "Dö Röhr" seit 2010 führen konnte) zu entnehmen. Ursprünglich als Zoom-Session angedacht, verlagerte sich das Gespräch letztlich hin zu WhatsApp.
MF: Das dominierende Thema gleich voraus: Vor ziemlich genau einem Jahr war das Corona-Virus für uns noch in weiter Ferne, sprich etwas, das es nur in China gab. Wie ist deine persönliche Bilanz nach zwölf Monaten? Wie hat COVID-19 dich und dein Umfeld be-, respektive getroffen?
Chris: Eigentlich nicht gross, muss ich ehrlich dazu sagen. Gut, wir mussten natürlich in Amerika Konzerte verschieben, in England und in Mexiko. Just vor einem Jahr spielten wir ja noch die «Monsters Of Rock» Cruise. Danach konnte niemand ahnen, dass hier so eine Panik und Hysterie ausbricht. Das hat man zu dem Zeitpunkt noch nicht erwarten können. Ich stehe dem Ganzen, ohne ein Corona-Leugner zu sein, kritisch gegenüber. Wenn das eines Tages historisch verdaut und analysiert ist, wird man zur Erkenntnis gelangen, dass die getroffenen Massnahmen aufgrund von COVID-19 mehr Schaden als die Krankheit selber angerichtet haben. Wir müssen aber lernen, künftig damit zu leben. Überdies zeigte letzthin eine Liste, dass die Länder, die die längsten und einschneidensten Lockdowns verhängt haben, gleichzeitig die höchsten Infektions- und Sterberaten verzeichnen. Dazu kommen die Panikmedien mit höchst fragwürdigen Statistiken und Fallzahlen. Das ganze Theater, auch in der sogenannten Taskforce, hinterlässt manch ein Kopfschütteln. Mit anderen Worten gesprochen, das alles macht nicht viel Sinn. Man sollte mehr auf die Eigenverantwortung der Leute setzen, die sich entsprechend zu schützen wissen. Restaurants, die trotz umfangreichen Sicherheitskonzepten monatelang zugesperrt werden, ist absolut nicht nachvollziehbar, jenseits! Die zentralistische Willkür der Politiker, wie diese mit der Krankheit umgehen, verstehe ich echt nicht. Dass ältere Menschen mit Vorerkrankungen geschützt werden müssen, ist mir klar. Doch gerade in den Altersheimen, wie man vernimmt, geschehen die meisten Katastrophen, weil sie es auch nicht im Griff haben.
Aber die Jungen..., und die ganze Wirtschaft derart runter zu fahren, wird eine ausgesprochen teure Angelegenheit werden. Für uns (als Band) ist das nicht so schlimm, wir können unsere Konzerte verschieben. Wir hatten noch das Glück, im Hallenstadion (07.12.2019) spielen zu können, die Rock-Cruise dran zu hängen und der Rest wird einfach verschoben. Zudem arbeite ich selber so oder so viel von zu Hause aus. Ich habe hier ein Studio eingerichtet, ein Probelokal im Haus und alle Instrumente zur Hand. Für mich ist das somit kein "big change", aber mir tun all die Leute leid, die kein Einkommen mehr haben und auf die Almosen des Staates angewiesen sind. Meiner Meinung nach liegt die Verhältnismässigkeit deutlich ausserhalb von Gut und Böse. Und die Medien spielen das Spiel mit, da sie merken, dass sie mit dieser ganzen Panikschreiberei und fragwürdigen, irreführenden Statistiken mehr Klicks generieren und höhere Verkäufe erreichen, anstatt ausgeglichener und fairer zu berichten. Hinterfrager, Zweifler und andere Meinungen werden entweder unterdrückt oder diffamiert, schlechtgeredet und lächerlich gemacht. Das hat System, ist politisch ein Blindflug oder absolutes Versagen, unglaublich. Und jetzt kommt die grosse Impf-Promo als Allerheilmittel, ohne seriöse wissenschaftliche Arbeiten die belegen, dass mRNA-Impfstoffe die Ansteckung verhindern. Daten über Langzeitfolgen der Impfstoffe und die Dauer des Impfschutzes gibt es auch keine. Ich könnte mich hier noch in Rage reden. Nun, die kommenden Monate werden es dann zeigen..., aber um auf deine Frage zurück zu kommen..., da hat sich nicht gross was verändert. Wir müssen einfach eine Tournee verschieben..., zwei, drei..., das ist der Punkt..., Ende.
MF: Holt ihr die ursprünglich geplanten achtzehn Konzerte alle noch nach, und wie motiviert ihr euch nochmals darauf?
Chris: In der Zwischenzeit sind noch ganz andere Offerten eingegangen..., wir könnten noch "links und rechts" spielen und überhaupt. Das ist unglaublich, was da für Anfragen eintreffen, aber wir werden das von Jahr zu Jahr entscheiden und können noch nicht genau sagen, wie das 2022 laufen wird. 2021 kann man sowieso bereits jetzt abschreiben und muss es nachher neu bewerten. Ich kann nicht in die Kristallkugel hinein sehen und es an dieser Stelle sagen, da ich es nicht weiss. Wir werden abwägen, was bei der Verzögerung noch Sinn macht. Du musst eines sehen..., wir haben hier in Europa, der Schweiz, in Wacken et cetera den optimalen Abschluss gefunden, absolut! Besser kann man gar nicht aufhören. Das werden wir gewichtig in unsere Bewertung einfliessen lassen. Wir sind keine Band, die für Geld spielt, sondern aus Freude und Ehre.
"...in der Schweiz gibt es immer Typen, die was zu motzen haben..."
MF: Nach dem letzten Schweizer Konzert in Zürich vom 07.12.2019 gab es viel Lob, aber auch einige kritische Stimmen, die mehr von diesem Abschied erwartet hätten. Unter dem Strich war es jedoch sicher ein bockstarkes Konzert vor ausverkauftem Haus. Wie siehst du das im Nachhinein?
Chris: Wir sind tausendprozentig happy! Wir haben ganz andere Stimmen dazu vernommen. Wir erhalten jetzt noch, wie auch Fernando sagt, wöchentlich Mails, die an die Homepage gehen, wo uns für die pure Magie gedankt wird. Das war ein zweistündiges Konzert, das sich mit einem "Adios"-Konzert von Black Sabbath oder sonst was messen kann. Nein nein..., du..., in der Schweiz gibt es immer Typen, die was zu motzen haben. Zu Beginn haben wir einen Film gezeigt, der die Roots von Krokus aufzeigte. Wir sind aus diesem Abend gegangen mit dem Feeling: besser hätte man nicht aufhören können! So denken wir auch heute.
MF: Wäre alles normal verlaufen, wärst du jetzt so zu sagen ein echter Rock-Rentner. Was hattest du dir für die Zeit danach, also ab 2021 eigentlich vorgenommen?
Chris: Nun..., ich wäre womöglich "Krokus-Rentner", jedoch kein "Musik-Rentner". Die Musik ist nicht wie ein Jackett, das man auszieht. Ich bin täglich an meinen Instrumenten dran und lerne ständig was Neues dazu. Es ist hochinteressant..., wenn du zum Beispiel «Little Wing» von Jimi Hendrix oder irgendwas anderes lernen möchtest, kannst du auf YouTube gehen und es dir beibringen. Fernando, Marc und ich sind lebenslang Musikinteressierte, und wir schauen weiter..., es geht auch weiter. Dabei macht jeder etwas auf seine Art. Ich arbeite zwischendurch auch noch gerne mit jungen Bands zusammen. Aktuell berate ich die Zermatter Band Sky Of Augustine, eine extrem talentierte Truppe. Ich kann mir auch vorstellen, wieder als Produzent in Erscheinung zu treten. Ich bleibe der Musik, nebst dem Zweit-Job Schreiben (die Autobiographie «Himmel Hölle Rock'n'Roll» war in der Schweiz als Nr. 1 Sachbuch ein Bestseller!) treu. Das Schreiben (mittlerweile fünf Bücher) und nicht nur Texte für Krokus..., das ist meine Arbeit und Passion..., lebenslang.
MF: Der Anlass zum Interview in dieser aktuell schrägen Zeit ist ein mitunter überaus positiver, denn mit dem offiziellen Release der grandiosen Wacken-Show vom 01.08.2019 habt ihr den Fans ein echtes Live-Schmankerl für die Ewigkeit geschenkt. Wäre dieser Mitschnitt auch ohne Corona erschienen?
Chris: Ja..., ich denke schon..., ja! Wir verfolgten zwar keinen Plan, als wir dahin gegangen sind. Wir sind vorher ja schon an einigen grossen Festivals aufgetreten, wie beim "Sweden Rock Festival", "Hell Rock", "Graspop" und so weiter. Und so gingen wir nach Wacken, und du weisst zuvor nicht..., es besteht immer ein gewisses Risiko, wie es werden wird. Wie wird das Wetter sein, der Sound? Kein Soundcheck und du gehst raus auf die Bühne. Das ist immer mit Risiken verbunden. Dann haben wir den Gig gespielt und die Spielfreude an diesem Spätnachmittag..., als wir das danach gesehen haben, war umgehend klar, dass wir das nicht liegen lassen konnten. Es zeigte uns in absoluter Höchstform, und die Freude war gross. Wir waren alle echt happy und das war klar, dass dies geteilt werden muss. Ich bin froh, hast du es auch gesehen. Du siehst es uns an, und es hatte auch Schweizer Fans im Publikum. Es gibt einfach so Tage, wo alles zusammenläuft, und das ist geil.
MF: Kurz nach dem ersten Video-Stream kursierte eine zweite Version im Internet, wo der Drumsound von Flavio (Mezzodi), vor allem die Bass-Drum, deutlich fetter rüber kommt. Weisst du, auf wessen Initiative dies geschehen ist?
Chris: Die Initiative geht vor allem auf das Konto des Engineers (Charlie Bauernfeind) und dem, der für das Kreative zuständig ist, und das bin ich! Wir hatten vor Ort für einen Moment lang ein Problem mit einem Mikrophon und dem Paukenfell. Da bat ich die zuständigen Leute bezüglich der Übertragung, dass sie sich dem Equalizing annehmen. Es war zu dumpf und nicht so präsent, wie es hätte sein müssen.
MF: Ich war einfach erstaunt, wie schnell der Mix davon auf dem Netz war...
Chris: ...das sind eben Profis und nicht mit dem Schweizer Fernsehen zu vergleichen, die vom Jodeling bis zum Skifahren alles machen müssen. Da kriegst du es mit Top-Leuten zu tun, und darum haben wir uns auch entschieden, das raus zu bringen. Da waren dreissig Kameras im Einsatz, und die wissen von den Bewegungsabläufen her genau, was zu tun ist. Kein zoomen auf Plektren oder Ohrläppchen..., und beim Sound war es genau gleich. Da musste ich nicht lang insistieren und bat Charlie, sich dem Problem des Drum-Sounds anzunehmen. Und was dabei heraus gekommen ist, klingt super.
MF: Das Video-Material der Wacken-Show wird "nur" auf DVD veröffentlicht. Warum gibt es keine Blu-ray davon?! Zu teuer oder wegen den Kameras?
Chris: Das dürfte höchstwahrscheinlich beides gewesen sein, so wie du es sagst. Darüber haben wir aber gar nicht gesprochen, heisst, diese Frage wurde gar nicht aufgeworfen. Es reicht ja so zum Anschauen..., das ist geil.
MF: Musik-DVDs sind eigentlich von den Verkäufen her auf dem absteigenden Ast..., deshalb die Frage..., aber besser so, als gar nicht!
Chris: Nun, ich habe noch einen DVD-Player, bin aber auch schon streamingverseucht… (lacht)
MF: Letztes Jahr in der DOK-Sendung "Ferien wie früher" hast du deine Jugendzeit bei Onkel John in London wieder aufleben lassen. Dieser frühe Lebensabschnitt war letztlich sehr prägend für dich. Gäbe es den "Dö Röhr" von heute womöglich nicht, wenn du diese Erlebnisse nicht hättest machen können, respektive dürfen?
Chris: Nun..., ich bin natürlich auch ein Kind von "Woodstock". Von "Woodstock" nach "Wacken" so zu sagen..., ich schreibe aktuell gerade ein Essay darüber..., den Weg, der beschritten wurde. Das war auch in der Zeit, aber du hast recht..., respektive "Woodstock" hat uns alle in der Band geprägt. Das war der "wake-up call"! Diese England-Besuche, in diesen Clubs, im Marquee..., dieses Feeling. Was man da gesehen hat..., dass es hier noch andere so verrückte Hunde wie uns gibt, und das war normal dort. Das war bestimmt eine grosse Triebfeder und Inspiration für mich. Es war schlicht fantastisch und bleibt unvergessen! Ich habe das im Film auch entsprechend rüber gebracht. Das war für mich..., auch jetzt, wenn ich dahin zurück kehre, zurück denke..., etwas so Schönes..., die totale Inspiration. Und ja..., es wäre wohl einiges anders gelaufen ohne das..., ja..., du hast recht..., gute Frage!
MF: Ich nehme an, dass die Dreharbeiten dafür 2019 stattgefunden haben...
Chris: ...genau, ja...
"...Es ist traurig und übel, wenn Eigenverantwortung und Freiheit total gekappt werden, einer Demokratie unwürdig..."
MF: ... es ist schon krass, diese Bilder des "normalen Lebens von damals" so zu sehen und es mit dem zu vergleichen, was jetzt ist und wahrscheinlich noch eine ganze Weile so bleiben wird.
Chris: Ich kann nur wiederholen, was ich zu Beginn schon gesagt habe..., es ist jenseits, was hier im Moment abgeht..., nicht nachvollziehbar. Das hat es nicht mal zu Zeiten des zweiten Weltkrieges gegeben, und da werden noch ein paar Leute dafür gerade stehen müssen. Das kann es einfach nicht sein..., schlicht Wahnsinn! Die Menschen sind selbstständig und können sich selber schützen. Es ist traurig und übel, wenn Eigenverantwortung und Freiheit total gekappt werden, einer Demokratie unwürdig. In der Geschichtsschreibung wird das einmal als totale Überreaktion stehen, die mehr Schaden angerichtet hat als das Virus selbst. Und einmal mehr müssen die Entscheidungsträger wohl keinerlei Verantwortung für diesen Blindflug übernehmen.
MF: Eine grosse Wehmut macht sich breit, wenn man das sieht...
Chris: ...ja..., genau..., traurig..., das ist wirklich traurig.
MF: Wenn du zwei Tage keine (Akustik-) Gitarre in deinen Händen hältst, wirst du nervös ohne deine Medizin. Gespielt hast du früher aber Schlagzeug, dann warst du auch Sänger und schliesslich, bis zuletzt, Bassist. Wärst du auch gerne ein guter Gitarrist geworden?
Chris: (zögert kurz) - Ich halte es hierzu wie die Toten Hosen. Es geht nicht darum wie gut, sondern wie freudig... (lacht) ...man spielt. Die akustische Gitarre hat mich immer begleitet, und es gibt jetzt sogar Leute die sagen, dass ich verdammt gut spiele. Aber das ist nicht mein Ziel, vielmehr wenn ich einen Song spielen oder eine Songidee heraus kristallisieren will, ist die spanische akustische Gitarre..., ich habe noch eine alte "Martin" mit Stahlsaiten..., das Instrument, zu dem mir die besten musikalischen Ideen einfallen und viel Freude bereitet. Zudem lässt sich die easy transportieren..., ich kann meinen Flügel ja nicht mitnehmen. «Heaven» (mit Steve Lee) habe ich zum Beispiel am Klavier komponiert, was natürlich auch geil ist. Ein Flügel lässt sich mit einem ganzen Orchester vergleichen. Die Gitarre zwingt dich zur Reduktion, und das ist das, was mir gefällt. Seit ich siebzehn Jahre alt bin, spiele ich die akustische Gitarre, und das hat mir dann auch dabei geholfen, als ich auf den Bass gewechselt habe. Also dass ich dieses "Finger-Yoga-Zeugs" schon etwas im Griff hatte. Doch wie schon gesagt, geht es nicht darum "gut" zu sein, sondern um die Freude daran, und meine Freundinnen, die jeweils vorbei kommen, zeigen sich auch angetan, wenn ich ihnen ein Liedchen vorspiele.
MF: In der Vinyl-Box «Big Eight» findet sich noch eine neunte LP mit dem Titel «Unheard & Livedirt» (Previously unreleased Studio- and Live-Recordings). Sind das die definitiv letzten Songs von Krokus oder gibt es noch weitere Fragmente sowie Sound-Trouvaillen, aus denen noch was werden könnte?
Chris: Nein..., da haben wir schon das letzte..., wir haben grundsätzlich nicht für die Halde gearbeitet. Wir gehören nicht zu denen Bands die sagen: "Huh..., jetzt haben wir zwei Wochen lang geübt und nun fünfzig Songs beisammen!" Wir haben jeweils alles in die Tonne geklopft, was uns nicht zu 100% überzeugt hat und keine Songs daraus gemacht. Nein, nein..., das ist schon das letzte Material, und der Punkt ist auch der, dass wenn Fernando und ich heute zusammen kämen, innert eines halben Nachmittags etwas Brauchbares entstehen würde. Es gibt aktuell keine fehlenden Ideen mehr, und zum Zeitpunkt des Release dieser Vinyl-Box war es einfach das, was wir noch gefunden haben, respektive schon aufgenommen war.
MF: Wenn du nochmals ein Konzert in voller Länge spielen könntest, aus welchem Jahr würde das stammen?
Chris: Ich denke, dass ich wahrscheinlich gerne nochmals ins Zürcher Volkshaus gehen würde..., ins Jahr 1982 oder 1981, wo wir doch ein paar legendäre..., es ist ja so, dass mir das Volkshaus vom Ganzen und vom Sound her ans Herz gewachsen ist. Es ist ja nicht so gross und bietet etwa 1'500 Leuten Platz. Das ist so kompakt..., und eine Bühne, die so geil klingt wie dort, das gibt es sonst kaum irgendwo. Das muss man eben auch sehen..., jede Bühne klingt anders..., jede! Das merken die Leute unten nicht, aber wir als Musiker hingegen schon. Ein guter Sound, der auch in Wacken wichtig war, lässt die Band zusammenrücken, gemeinsam abrocken und in einen Flow und Groove übergehen. Der Bühnensound ist elementar wichtig..., und das Volkshaus war immer so geil. Wenn ich eines bereue, dann das, dass aus der Zeit keine Aufnahmen existieren. Ein Indianer aus El Paso, wo wir vor Jahren mal während der US-Tournee gespielt hatten, sagte mir: "Behalte es als Erinnerung, du musst nicht alles mitschneiden. Versuche es in Gedanken zu erhalten, dann bleibt es auch schön bestehen!" Manchmal denke ich an diesen Satz zurück und frage mich trotzdem, warum wir es nicht aufgenommen haben.
MF: Ihr habt bei dir zu Hause mal eine Charity-Aktion, inklusive exklusivem Hauskonzert, für einen Jungen namens Angus abgehalten. Erinnerst du dich? Er ist verwandt mit mir und wird, Eltern inklusive, diesen Tag nie vergessen. Habt ihr sowas vorher schon mal gemacht?
Chris: Ja, zwischendurch machen wir sowas..., einmal pro Jahr, und es hat schon ein paar solcher Sachen gegeben. Wenn man solches Glück im Leben hat, auch wenn dem viel harte Arbeit voraus ging, man Durchhaltevermögen zeigen, stur bleiben und früher gegen allen Willen ankämpfen musste..., als es dann zu blühen begann und der Erfolg kam, kriegte man das Gefühl, auch etwas zurück geben zu können. Und wenn solche Anfragen eingegangen sind, haben wir das geprüft, ob es zeitlich machbar ist. Und wenn alle da sind, "lasst uns das tun!" Man kann diesen Personen damit so viel geben, und er (Angus) wird noch sein Leben lang davon erzählen, was doch schön ist.
MF: Ein überaus passendes Statement! Zum Schluss möchte ich dir und Krokus für den geilen Sound danken, der einen guten Teil meines Lebens begleitet und mitunter dazu geführt hat, dass ich hier sitze und jetzt mit dir dieses Interview führen durfte! All the best to you and long live "Dö Röhr"!!
Chris: Hey..., danke vielmals, ich kann das nur erwidern! Ich finde echt Freude daran wenn Leute wie du, wo man merkt dass wenn sie mit Herz und Seele dabei sind, bei dieser Musik und dem Werk, das wir jetzt gemacht haben, etwas ist, das uns verbindet. Man darf nie vergessen, wir gingen damals an den Start, weil Rock'n'Roll unser Ding, unser Weltenkompass war. Es gab nichts Schöneres als so etwas zu tun und es weiter geben zu können. Wenn man dann nachher so Dinge erfährt wie von dir, macht das einen erstmal demütig und bereitet gleichzeitig eine grosse Freude. Man kann nur hoffen, dass sich dies noch über ein paar Generationen halten kann und dass die Leute die Gelegenheit kriegen zurück zu schauen, warum Krokus diesen schönen, langen und erfolgreichen Weg gehen konnten. Nebst der Liebe zur Musik, dieser Art, die wir schon immer geliebt hatten, musst du auch sehen, dass wir keine Kommerzband sind. Wir hatten nie eine Nr. 1 Single, sondern wir waren eine LP-Band! Nebst so einer Wertschätzung, gerade in der Schweiz, wo man eher etwas kritisch eingestellt ist..., ist das nicht wie in Amerika, wo einen die Leute ohne Ende abfeiern..., sondern zum Teil eher ein kritisches Land, was ja auch ok ist. Wenn dann solche Herzworte von Leuten fallen, die das so zelebrieren wie du, dann weiss man, dass sich das ganze Arschaufreissen gelohnt hat und alles einen Sinn ergibt. Ich kann nur noch sagen "danke für diese Worte, war ein Super-Talk mit dir!"