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"...dass Kronprinz Rudolf von Habsburg, sich nicht umbringt und stattdessen in Depressionen verfällt. Dabei fängt er an, sich mit Magie zu befassen. Besonders mit schwarzer Magie..."
Wie war das eigentlich damals mit Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Sissi? Wenn es nach der österreichischen Symphonic-Power-Metal-Formation Dragony und ihrer neuen Platte „Viribus Unitis“ geht, definitiv anders als bisher angenommen. Vergesst alles, was ihr in der Vergangenheit gehört und gelesen habt! Könnte Dragony‘s Neuschreibung der Geschichte bisher verborgene Wahrheiten ans Licht bringen, die niemand je für möglich gehalten hätte oder war am Ende alles vielleicht doch nur ein Traum? Bassist Herbert Glos, liefert die Antworten darauf…
MF: Hoi Herbert, erstmals danke für deine Zeit. Wie geht es dir?
Herbert: Ja hallo. Mir geht es gut, trotz der Umstände, die wir gerade weltweit haben. Wenigstens bin ich voll mit der Promo fürs neue Album beschäftigt. Wenigstens ist das noch möglich, wenn der Rest schon auf Eis gelegt ist.
MF: Lass uns in dem Fall über erfreuliches sprechen und zwar eure Musik. Ihr habt soeben die Single „Gods Of War“ rausgebracht. Wie war die Resonanz auf den Track bis jetzt?
Herbert: Ja, die neue Single „Gods Of War“, kommt soviel ich weiss, gut an. Es ist ein neuer Musik-Stil, der aber von den Fans sehr wohlwollend aufgenommen wurde. Zumindest ist es das, was uns bis dahin zu Ohren gekommen ist.
MF: Was meinst du konkret mit neuem Musik-Stil?
Herbert: Es ist ein Song, der von zwei Schweden geschrieben wurde. Ich glaube von Tommy Johans (Sabaton) und Tomas Svedin (Symphony Of Tragedy). Es ist ein sehr direkter Song, ein schneller Song, der viel weniger verspielt ist, als andere Dragony Lieder.
MF: Das ist mir beim Durchhören des Albums auch aufgefallen. Der Song ist sehr straight. Die Single ist ja ein Vorgeschmack auf das neue Album „Viribus Unitis“… spreche ich das eigentlich richtig aus?
Herbert: (lacht) Also, „Viribus Unitis“ ist Latein, keiner weiss, wie man Latein eigentlich ausspricht. Wir nehmen da die deutsche Herangehensweise, lesen es einfach, wie es geschrieben steht… „Viribus Unitis“.
MF: Kannst du mir kurz erklären, um was es sich inhaltlich bei den zwölf neuen Songs handelt?
Herbert: Ja, „Viribus Unitis“ ist das neue Album von Dragony. Es ist ein klassisches Konzeptalbum, worin wir eine durchgängige Geschichte erzählen. Das wollten wir schon lange wieder einmal machen, so quasi „back to the roots“ gehen, denn unser erstes Album „Legends“, war bereits ein Konzeptalbum. Dann kamen erstmals zwei Alben, die keine übergreifenden Geschichten erzählt haben. Aber jetzt sind wir wieder darauf zurückgekommen. Dass wir das machen wollten, stand schon länger fest. Die genaue Geschichte jedoch, kam dann eines Tages von unserem Sänger (Siegfried Samer). Er hat uns die Geschichte quasi vorgelegt und gemeint, schaut euch das mal an, lest es euch durch und sagt mir anschliessend, was ihr davon haltet. Wir haben es durchgelesen und gesagt …Ja! Das machen wir jetzt (lacht).
MF: Inhaltlich, soviel habe ich mitbekommen, geht es um Kaiser Franz Ferdinand aber später kommen noch Dämonen und Zombies ins Spiel. Wie passt das zusammen?
Herbert: Der Inhalt ist eine alternative Erzählung oder eine alternative Zeitlinie des Ersten Weltkriegs. Ausgangspunkt unserer Geschichte ist, dass Kronprinz Rudolf von Habsburg, sich nicht umbringt und stattdessen in Depressionen verfällt. Dabei fängt er an, sich mit Magie zu befassen. Besonders mit schwarzer Magie! In unserer Welt ist Magie nicht fiktiv, sondern auch real. So nimmt das Ganze seinen Anfang. Später läuft dann der erste Weltkrieg, ziemlich real ab, wie in der echten Geschichte. Die Streitkräfte der österreichisch-ungarischen Armee verlieren die Schlacht. Kronprinz Rudolf sieht nur noch einen letzten Ausweg. Als Hilfe für die österreichischen Streitkräfte und um die Moral der Truppen zu stärken, die ikonische Figur der „Sissi“ wiederzubeleben. Das soll den Leuten, den Siegeswillen wieder zurückgeben. Doch dieses Ritual läuft schief. Sie wird zwar wiederbelebt, ist aber von einem Dämon besessen, der auch gleich einen Haufen Untote mit sich bringt. So sind die lebenden Menschen gezwungen, sich zusammenzuschliessen, um die „Zombie-Sissi“ und die Untoten zu besiegen.
MF: Wow! Das klingt ja richtig „abgespaced“. Wie seid ihr da als Gruppe zu einem Kompromiss zwischen Realität und Fiktion gekommen?
Herbert: Wir sind alle grosse Fans von Filmen, wie „Inglourious Basterds“ oder „Abraham Lincoln Vampire Hunter“ und solchen Fiktionen. Es ist jetzt so quasi unsere eigene kleine Geschichte, gespickt mit echten Persönlichkeiten, die es in Wirklichkeit gegeben hat. Aber es ist eine Geschichte, eine fantastische Geschichte, die natürlich dann andere Formen annimmt.
MF: Du hast vorhin gesagt, dass der Sänger mit der Geschichte angekommen ist. Wer hat dann entschieden, welche übernatürlichen Kreaturen auch noch in Geschichte eingreifen?
Herbert: Ja, das war schon hauptsächlich unser Sänger und auch unser Schlagzeuger. Später auch der Rest der Truppe, als wir nochmal zusammen gesessen sind und so zu einem gemeinsamen Konsens gekommen sind. Wir waren uns dann einig, dass es so ablaufen kann. Es gab aber auch Momente, da mussten wir uns gegen Ideen stellen, denn die waren zu „abgespaced“. Der Entscheid war schnell gefällt, diesen Part wegzulassen. Grundsätzlich lag der Löwenanteil der Arbeit aber schon bei unserem Sänger.
MF: Er hat euch sozusagen ein fertiges Drehbuch präsentiert, wenn man so will.
Herbert: Jein… mit den Details haben wir uns schliesslich doch noch gemeinsam befasst.
MF: Jetzt habe ich gehört, dass die Release-Party bereits in Wien geplant ist. Was dürfen die Fans von euch dort erwarten? Und gibt es irgendwelche Specials?
Herbert: Also, es ist geplant für Mitte Februar 2021, eine Release-Party zu machen. Allerdings kann im Moment niemand sagen, ob diese auch stattfinden wird oder nicht. Wir sind leider immer noch mitten in der Pandemie. Nach aktuellem Stand… Entschuldigung… andersherum. Würde die Release-Party morgen stattfinden oder wäre sie für morgen geplant, dann könnte sie nicht stattfinden, da bereits nächste Woche, vermutlich wieder alles zugesperrt sein wird. Also, im Moment sehen wir eine fifty-fifty Chance, dass es stattfinden kann. Wenn es stattfindet, dann natürlich nur mit den gegebenen Corona-Schutzmassnahmen. Gerne würden wir natürlich viele Lieder von neuen Album spielen. Auch mit Gästen. Allerdings ist es sehr schwierig, in der momentanen Situation einen Gastsänger hinzuzuziehen. Vielleicht wäre auch ein Auftritt mit reduzierter Kapazität (Besucher) wegen der Corona-Massnahmen möglich aber da müssen wir auch zuerst schauen, ob das mit dem Budget machbar wäre.
MF: Ist das der einzige Event, den ihr angedacht habt oder gibt es auch andere Pläne für das Jahr 2021?
Herbert: Wir sind wirklich in Gesprächen, wegen einer Tour. Aber es ist noch nichts Offizielles anzukündigen, weil einfach niemand weiss, wie lange sich diese Massnahmen halten und ab wann wieder Konzerte gespielt werden können. Ansonsten sind wir im Gespräch, ein Streaming-Konzert zu geben. Wir arbeiten daran, eventuell mehr Musiker auf die Bühne zu stellen, mit einem Teilorchester oder so. Aber wie gesagt, das ist alles nicht spruchreif im Moment, wegen der Coronasituation. Es ist im Moment, gerade in Österreich, richtig schwer zu planen. Auch international ist es sehr schwer. Alle paar Tage liest man, diese Tour wurde verschoben, diese Tour wurde abgesagt. Im Moment ist es unmöglich, Planungssicherheit zu haben.
MF: Erschwerend kommt noch hinzu, dass alle angrenzenden Länder ihre eigenen Regeln haben.
Herbert: Ja genau! Und dann sind da noch Länder wie Deutschland, in dem jedes Bundesland ihre eigenen Regeln haben.
MF: Ihr habt noch einen deutschsprachigen Cover-Song auf die Platte gepackt. Wie kam es dazu und warum habt ihr genau dieses Lied von Rainhard Fendrich ausgewählt?
Herbert: Ja, Rainhard Fendrich ist in Österreich ein Kultsänger. Vor allem bei einem Album, mit so einem starken Österreich-Fokus, war es für uns naheliegend, dieses Kult-Lied „Haben sie Wien schon bei Nacht gesehen?“, in einer Metal-Version, als Bonustrack auf die Platte zu packen. Das hat sich durch den österreichischen Fokus, von dieser CD einfach ergeben.
MF: Ein echtes Heimatalbum also?
Herbert: Ein wenig… (lacht). Zumindest vom Cover-Song und vom Intro her.
MF: Kann mit einer Fortsetzung gerechnet werden, denn man hat das Gefühl, dass noch nicht alles gesagt ist?
Herbert: Für uns ist diese Geschichte vorerst abgeschlossen. Die Geschichte endet ja auch damit, dass wie in der echten Geschichte, die Habsburger aussterben. Ob wir als nächstes wieder ein Konzeptalbum machen, das steht noch nicht fest. Ziel ist es erstmal, die neue Scheibe zu veröffentlichen, kurz durchzuschnaufen und dann zu entscheiden, in welcher Form es weitergeht. Dadurch, dass wir aber nicht live spielen können, werden wir uns vermutlich bald schon wieder mit neuem Material beschäftigen.
MF: Ich habe gehört, dass ihr erstmals eine Veröffentlichung auf Vinyl herausbringt. Der Trend der Schallplatte hält nun ja schon eine Weile an. Warum macht ihr erst jetzt diesen Schritt?
Herbert: Das hängt ganz klar mit dem Plattenlabel zusammen. „Viribus Unitis“ ist die erste CD bei Napalm Records. Napalm Records steht ganz einfach für eine grössere Reichweite, den grösseren Vertrieb, grössere Kapazitäten und auch grössere Promotion, dass sich so ein Schritt auch auszahlt. Das war bei unserem alten Label unmöglich. Da hätten wir im Endeffekt darauf gezahlt, wenn wir eine Schallplatte hätten pressen lassen. Mit Napalm werden solche Dinge möglich.
MF: Du hast mir vorhin kurz angekündigt, dass ihr auch mit Gastsängern bzw. Gastkomponisten gearbeitet habt. Wie kam es dazu?
Herbert: Tommy von Sabaton und unser Sänger, der Siegfried, die sind recht gut befreundet und stehen recht häufig zusammen in Kontakt. Meines Wissens war es so, dass sie telefoniert haben und über ein neues Dragony Konzeptalbum gesprochen haben. Tommy hätte dann gesagt, dass er vielleicht etwas für uns habe. Ansonsten haben wir als Gastsänger Georg Neuhauser von Serenity verpflichtet und die Chöre wurden hauptsächlich von Michele Guaitoli (Visions Of Atlantis) gemacht.
MF: Ja, das war es auch schon mit den Fragen. Das letzte Wort möchte ich gerne dir überlassen. Hast du der Metal-Community der Schweiz, noch etwas mitzuteilen?
Herbert: Ach, es ist immer wieder grossartig bei euch zu sein. Bei jedem Konzert, das wir in der Schweiz spielen, ist es etwas Spezielles. Das Z7, ich liebe es heiss… und ich kann es kaum erwarten, wir können es kaum erwarten, wieder zu euch zu kommen.
MF: Da freuen wir uns auch und vielleicht sehen wir uns ja dann sogar live vor Ort.
Herbert: Ja, das wäre sehr fein. Bis dann (er hebt die „Pommesgabel“ zum Gruss).
MF: Besten Dank fürs Interview und deine Zeit.
Herbert: Bis die Tage… Servus.