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"...Dieser Name stellt auch eine Frage, die man nicht beantworten kann, ausser man findet sich am Boden zerstört wieder..."
Hätte ich zu Schulzeiten doch mal besser im Französischunterricht aufgepasst, wenn ich gewusst hätte, dass ich mal ein Interview in Französisch machen werde. Aber so holt einen die Vergangenheit ein, denn die sensationelle Band Demande à la Poussière kommt aus Paris, und so wird alles an Französisch, was noch irgendwo vorhanden ist, hervor gekramt. Und somit ist nun Krys Fruit-Denhez, seines Zeichens Sänger von Demande à la Poussière am Zug, um mit sehr geistreichen Antworten zu überzeugen…
MF: Das erste Album von euch wurde 2018 von Argonauta Records veröffentlicht. Warum habt ihr für das neue Album das Label gewechselt?
Krys: Unser erstes Album hatte von unserem alten Label nicht die Werbung und den Vertrieb bekommen, den wir uns erhofft hatten. My Kingdom Music, unser neues Label, hörte sich das neue Album an und äusserte umgehend den Wunsch mit uns das Projekt zu entwickeln. Wir fühlen uns jetzt unterstützt, und das ändert alles. Die Promo wird gut zwischen dem Label und unserem PR-Team Agence Singularités abgesprochen, weil eine klare Kommunikation herrscht.
MF: Das neue Album «Quiétude Hostile» erscheint auf dem italienischen Label My Kingdom Music. Habt ihr ein gefährliches Verhältnis mit italienischen Labels?
Krys: Dass es wieder ein italienisches Label ist, ist reiner Zufall, denn für uns zählt nur die Seriosität und die Arbeit des Labels. Francesco weiss wirklich, wie man seine Künstler weiterbringt, und er hört vor allem auch der Band zu.
MF: Hat euer Bandname etwas mit dem gleichnamigen Roman des amerikanischen Schriftstellers John Fante zu tun?
Krys: Ja, natürlich! Das Buch war im Studio, als wir das erste Album aufgenommen haben. Wir alle kannten diesen Roman, den wir zu unterschiedlichen Zeiten gelesen hatten. Da der Titel sehr poetisch ist, war es selbstverständlich ihn als Bandnamen zu verwenden.
MF: Euer Bandname Demande à la Poussière strahlt ganz viel Hoffnungslosigkeit aus, sowie Asche zu Asche und Staub zu Staub. Ist das die perfekte Bezeichnung für eure Musik: Traurig und depressiv?
Krys: Es ist ein Bandname, der viel Melancholie und Traurigkeit ausstrahlt. Dieser Name stellt auch eine Frage, die man nicht beantworten kann, ausser man findet sich am Boden zerstört wieder. Es ist aber auch eine Art emotionale Bilanz.
MF: Eure Musik und auch die Texte sind nicht sehr fröhlich. Seid wirklich so traurige und depressive Gestalten, die sich melancholisch durch das Leben treiben lassen?
Krys: Ich neige dazu, sehr schnell alles sehr düster zu sehen, das liegt in meiner Natur. Die Band gibt mir die Möglichkeit, diese Bilder in Musik umzuwandeln, und es ist für mich eine Art Vertreibung von bestimmten Dämonen. Unsere Texte sind realistisch, in Bezug wie wir die Welt fühlen und sie verstehen. Es fällt schwer, immer positiv zu denken, weil sich die Realität manchmal langweilig anfühlt und voller Prüfungen oder Unverständnis ist.
MF: Wie spiegelt sich eure Heimatstadt Paris, die Stadt der Liebe, in eurer Musik wieder?
Krys: Paris scheint sich nicht in unserer Musik widerzuspiegeln. Paris ist vielleicht ein Notfall, weil es sich dieser Stadt mit Höchstgeschwindigkeit lebt.
MF: Die Musik auf dem neuen Album «Quiétude Hostile» ist sehr intensiv und es braucht seine Zeit, bis das Album seine ganze Wirkung entfalten kann. Haben die Leute noch diese Geduld heutzutage?
Krys: Das Album wird ausgezeichnet wahrgenommen und ich denke ja, angesichts des positiven Feedbacks. Meiner Meinung nach gibt es eine Rückkehr zu den Grundlagen, die Pandemie zwingt uns zu Hause zu bleiben, und die Leute haben mehr Zeit sich in eine Art Ekstase zu begeben, die es ihnen ermöglicht intensiver zu lesen und Musik zu hören.
MF: Vernimmt man einen leichten Schwefelgeruch, wenn man in die Hölle kommt oder in den Strassen von Paris?
Krys: Paris hat seinen Glanz verloren, weil es die Bürgermeisterin Madame Hidalgo mit Budgetkürzungen geschafft hat, dass die Mülleimer sich aufeinander türmen und kein Geld mehr für eine anständige Wartung der Strassen vorhanden ist. Leider wird Paris immer schmutziger und das ist traurig für die Stadt des Lichts. Und es riecht nicht nach Schwefel, höchstens nach Müll.
MF: Seid ihr Sprachwissenschaftler, dass ihr über «Morphème» singt oder was bedeuten diese kleinsten sprachlichen Einheiten für euch?
Krys: Das ist eher eine Frage als der Wunsch nach einer gründlichen Erforschung der Sprache. Dieser Begriff war sehr stark und symbolisch, um den Aspekt des menschlichen Gefühls, der schwer zu entziffern ist, klar zu beschreiben.
MF: Ist eine «Quiétude Hostile» sowas wie die Ruhe vor dem Sturm?
Krys: Genauso ist das gedacht. Damit Feindseligkeit Sinn macht, muss sie durchdacht und vorsätzlich sein, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Ohne Reflexion wird alles steril.
MF: Von wem oder was seid ihr inspiriert?
Krys: Die erste Quelle, aus der wir schöpfen, ist wie wir leben. Die zweite Quelle ist die Literatur und die Musik von anderen Bands, aus der wir uns ernähren. Alles kann eine Inspirationsquelle sein, wenn wir uns genügend Zeit nehmen, es versuchen zu analysieren und zu verstehen.
"...Wenn die Texte nicht zu direkt formuliert sind, dann lassen sie genügend Raum für verschiedene Interpretationen und die Vorstellungskraft des Zuhörers kann sich frei entfalten..."
MF: Für eure Texte und Songtitel verwendet ihr nicht alltägliche Worte. Wie wichtig ist euch das lyrische Konzept?
Krys: Es ist uns wichtig, eine lexikalische Suche zu betreiben, um die Poesie und die Kraft der Botschaft hervor zu heben. Alltagswörter sind eigentlich zu direkt, um Tagträume entstehen zulassen. Die Idee ist, den künstlerischen Prozess auf allen Ebenen zu erweitern, und da sind die Texte ein nicht zu unterschätzender Faktor. Wenn die Texte nicht zu direkt formuliert sind, dann lassen sie genügend Raum für verschiedene Interpretationen und die Vorstellungskraft des Zuhörers kann sich frei entfalten.
MF: Ist es ein Handicap, dass die Texte in Französisch sind?
Krys: Nein, denn für mich ist es zu einer Stärke geworden und es macht Sinn, in meiner Muttersprache zu texten, denn so kann ich tiefe, reiche und wirkungsvolle Bilder entwickeln.
MF: Wie sind die Reaktionen auf das neue Album?
Krys: Wir haben sehr gute Reviews erhalten und auf der öffentlichen Seite haben wir neue Fans dazu gewonnen. Und trotz dem Anhalten des Lebens, haben wir zahlreiche Treffen mit unseren Fans, natürlich nur virtuell.
MF: Wo kann man sich über Demande à la Poussière informieren und das sensationelle Album «Quiétude Hostile» bestellen?
Krys: Das Album ist in verschiedenen Formen bei unserem Label erhältlich: https://mykingdommusic.bigcartel.com/
Auf unserer Bandcamp-Seite mit dem aktuellen Merch: https://dalpdoom.bandcamp.com/merch
Ein Re-Release von unserem ersten Album als Splatter-LP gibt es ab Ende Juni 21 bei: https://sourceatonerecords.bigcartel.com/products
Vielen Dank Krys, für das Beantworten der Fragen, und wer gerne wissen möchte, wie sich eine vertonte Depression anhört, sollte sich schleunigst das neue Album «Quiétude Hostile» von Demande à la Poussière zulegen!!