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...aber es ist tatsächlich so, dass wir nicht mit der Absicht nach Wien gereist sind "und jetzt werden wir noch symphonischer als vorher"...
Vieles hat sich bei Deep Sun verändert während der Entstehung des vierten Albums «Dreamland – Behind The Shades»: Line-up, Songwriting, Sounding, Schriftzug. Deep Sun haben mehr denn je zu sich gefunden und gehen den bereits erfolgreich beschrittenen Pfad mit noch mehr Selbstvertrauen voran. Die fünf Musiker rund um die Frontfrau Debora Lavagnolo haben bisher zwei Singles aus dem neuen Album ausgekoppelt. «Dreammaster» und «Living The Dream». Die Rückmeldungen und Reviews im Netz waren beinahe euphorisch. Die Freude auf das «Dreamland – Behind The Shades» in der Symphonic Metal-Szene ist riesig. Am 10. Juni 2022 ist es dann so weit, und das neuste Werk der Aargauer-Band wird in die Welt hinaus geschickt. Metal Factory hat die Chance genutzt, um mit Sängerin Debora Lavagnolo sowie Schlagzeuger Tobias Brutschi über so einiges zu sprechen.
MF: Das Album «Dreamland – Behind The Shades» gelangt am 10. Juni 2022 in den Handel. Was kann der Deep Sun Fan davon erwarten?
Debora Lavagnolo: Vieles! Und vor allem Vielfältigkeit, wie man es von Deep Sun gewohnt ist. Insbesondere kommt der Liebhaber des gepflegten Symphonic Metals voll auf seine Kosten, da wir mit dem neuen Album unsere musikalische Ausrichtung klarer und differenzierter neu ausgerichtet haben in dem Sinne, dass wir uns auf unsere Stärken (den symphonischen wie epischen Keylines und den Gesang) konzentriert und diese mehr hervor gehoben haben. Man hört aber bei jedem einzelnen Song ganz klar, dass dies ein Deep Sun Song ist, nur tragen diese nun ein richtiges Symphonic Metal Gewand anstatt eines Rockkleides. Auch haben wir uns seit dem letzten Album erneut weiter entwickelt, was sich ebenfalls auf dem Album widerspiegelt. So habe ich grosse Freude daran, wie ich meine Stimme mehr in die Tiefen und die Mittellagen ausarbeiten sowie dies sehr stark in den einzelnen Songs einsetzen konnte.
MF: Habt ihr die Songs bewusst auf die neue Ausrichtung hin komponiert?
Tobias Brutschi: Nein, absolut nicht. Uns war im Sommer 2020 die neue, klarere Ausrichtung zum Symphonic Metal noch gar nicht bewusst. Diese entstand erst während der Produktionsphase, zusammen mit dem österreichischen Produzenten Frank Pitters von Silverlinemusic.
MF: Eure erste Singleauskoppelung ist der Track «Dreammaster». Ihr schreibt zu diesem Song, dass es der symphonischste ist, den Deep Sun bisher heraus gebracht haben. Wie meint ihr das?
Debora: Das Klangbild, die Komposition, die Gesangslinie, die Lyrics, der Aufbau, einfach alles ist dem Genre Symphonic Metal zuzuordnen. Auch hier hatte Frank seine Finger mit im Spiel und verpasste dem Ganzen noch den letzten Symphonic-Schliff, den es brauchte. Und als wir den Song schon in der Pre-Production hörten, wussten wir, dass dies der richtige Weg für uns ist.
MF: Eure bisherigen Alben boten viel Abwechslung. Da gab es ganz klar Symphonic Metal Songs, aber auch Power Metal und sogar Einflüsse von Hard Rock fand man jeweils auf euren Alben. Weshalb wolltet ihr euch mit «Dreamland – Behind The Shades» von dem entfernen?
Debora: Wir gehen ja nicht ganz davon weg. Unsere Songs werden aufgrund der Vielseitigkeit der verschiedenen Songschreiberlinge bei uns immer abwechslungsreich bleiben. Aber zu wissen, wohin man musikalisch gehört, wohin man gehen will und welche die jeweiligen Stärken sind, die es hervorzuheben gilt, macht es einem leichter beim Songwriting. Ich denke, auch der Zuhörer fühlt sich so besser aufgehoben und geordneter. Wir werden aber definitiv weiterhin Songs haben, die rockiger oder progressiver sind, aber alle werden das Symphonic Metal Gewand tragen, um ein rundes und stimmiges Klangbild zu erzeugen.
MF: Hat da auch euer neuer Produzent Frank Pitter aus Österreich seine Hände im Spiel? Schliesslich hat er Ende 2021 für seine Produktion mit der österreichischen Symphonic Metal Band Vision Of Atlantis eine goldene Schallplatte erhalten!
Tobias: Klar haben wir bei der Suche nach einem Produzenten jemanden gewählt, der das Genre versteht und der weiss, wie unsere Musik geht. Aber es ist tatsächlich so, dass wir nicht mit der Absicht nach Wien gereist sind "und jetzt werden wir noch symphonischer als vorher". Frank verstand es einfach, aus unserer Musik das heraus zu holen, was es noch brauchte. Witzig ist auch, dass er die Goldene Schalplatte zu dem Zeitpunkt erhalten hat, als wir bei ihm im Studio waren. Ich hatte also bereits mal so ein Teil in meinen Händen und den ungläubigen Gesichtsausdruck gesehen, den man hat, wenn man so eine Scheibe erhält.
"...sich für eine Musikrichtung bewusst zu entscheiden, bringt mehr Freiheiten als gedacht..."
MF: Wer euch regelmässig verfolgt, hat zudem bemerkt, dass ihr sowohl euren Musikstil klar dem Symphonic Metal zugeordnet, den Schriftzug angepasst als auch einen Wechsel an der Gitarre durchlaufen habt. Weshalb all diese Änderungen?
Debora: Wir wollten uns für die Fans, aber auch für uns klarer positionieren, uns neu ausrichten. Wir wissen nun, auf welchem Weg wir sind und wohin wir gehen. Sich für eine Musikrichtung bewusst zu entscheiden, bringt mehr Freiheiten als gedacht. Man muss nicht mehr so eine grosse musikalische Spanne abdecken oder das Gefühl haben, dass man das muss. Und um dies auch visuell zu unterstreichen, lag die Verfeinerung und Anpassung des Schriftzuges auf der Hand. In Zusammenarbeit mit Stefan Heilmann, welcher einmal mehr unser ganzes Artwork eindrücklich gestaltete, haben wir dann den neuen Schriftzug ausgearbeitet.
Der Wechsel an der Gitarre war aufgrund persönlicher Differenzen seitens der Gitarristen leider unumgänglich. Wie immer, wenn eine Freundschaft auseinander geht, schmerzt es, doch auch hier können wir im Nachhinein sagen, dass dieser Wechsel der Band ausserordentlich gut tat. Wir alle waren gezwungen aus unserer Komfortzone zu treten, uns neu auszurichten, die Arbeiten neu aufzuteilen, und Stephan brachte mit seinem leichten wie ausgezeichneten Spiel einen wunderbar frischen Wind in die Band. Wir verspüren auch einen grossartigen neuen Drive und sind topmotiviert, mit dem neuen Album Grosses zu erreichen.
MF: Bereits mit beiden Vorgänger-Alben sind ihr jeweils einem Konzept gefolgt. Bei «Race Against Time» drehte sich alles um die schnelllebige Zeit und bei «Das Erbe der Welt» um künstliche Intelligenz. Wie entstehen bei euch diese Themen?
Tobias: Die Konzeptionierungen der Alben liegen mehrheitlich bei Debora, da sie sich hier künstlerisch einfach sehr gerne auslebt. Die Themen werden aber immer im Vorfeld mit allen besprochen und sind tatsächlich auch Themen, die die Band aktuell beschäftigten.
MF: Das neuste Werk heisst «Dreamland – Behind The Shades» und umfasst zehn Songs. Wenn ich mir die Songtitel so anschaue wie «Dreammaster», «Killer In A Dream» oder «Living The Dream», ist es nicht schwer zu erraten, dass wieder ein Konzept-Album folgt, bei dem es um Träume geht?
Debora: Das ist richtig. Obwohl wir eigentlich keine Konzept-Alben im eigentlichen Sinne machen, sondern uns einfach jeweils thematisch etwas ordnen. Die Thematik der Träume und all die verschiedenen Facetten dazu, haben uns schon lange interessiert. Es ist ein sehr spannendes Thema, denn es gibt auch kompositorisch keine Einschränkungen, was dann auch der Vielfältigkeit der Songs, wie man sie von Deep Sun gewohnt ist, zugute kam.
So konnte sich jedes Bandmitglied natürlich auf seine musikalische Weise im Thema ausdrücken, wie es das gerne wollte. Ganz eindrücklich geschehen ist dies mit dem Opener des Albums, «Behind The Shades», wo Tom und ich die Traum-in-einem-Traum-in-einem-Traum-Verschachtelung musikalisch umsetzten. Dies ist Tom mit dem Songwriting eindrücklich gelungen! In diesem Song gibt es keine Wiederholungen von Parts, sondern man steigt immer mehr hinein und am Ende folgt die harmonische Umkehrung der vorangegangenen Tonarten, um wieder aus dem Song heraus zu kommen. Oder gerade auch beim erwähnten «Killer In A Dream». Toms Traum der Verwirklichung eines eigenen James Bond Songs, mit dem wir mit der passenden Story im Grand Casino Baden gleich einen Videoclip drehten. Der Teil erscheint dann am 20.05.2022.
MF: Die beiden Singles «Dreammaster» und «Living The Dream» kommen extrem harmonisch und powervoll daher. Zwei unglaubliche Songs. Wie sind die entstanden?
Debora: Unser Songwriting hat sich in den letzten Jahren immer mehr optimiert. Sassen wir zu Anfangszeiten alle noch ideenlos im Bandraum herum und klimperten so lange, bis jemand einen Geistesblitz hatte, dann gingen wir über zu einer Software namens "Tuxguitar", wo man eher umständlich Notationen über die PC-Tastatur eingeben konnte, bis wir jetzt damit begonnen haben, die Songs direkt zu Hause aufzunehmen. Jeder spielt dabei seine Spur ein und nimmt diese direkt auf. So kann ich auch gleich Vorschläge zu den Backingvocals wie zum Leadgesang einsingen und allen zur Verfügung stellen. Man bekommt während dem Songwriting bereits ein gutes Gefühl dafür, was der Song jeweils noch braucht oder auch nicht. Ausserdem ist es auch eine optimale Vorgehensweise für uns, im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit unserem Produzenten Frank, die auf Grund der örtlichen Trennung von beinahe 1000 Kilometern in der Vorproduktion sehr digital ist.
MF: Die zweite Single «Living The Dream» motiviert nur schon beim Zuhören. Gänsehaut-Feeling pur und immer wenn ich mir diesen Song anhöre, spornt es mich an, irgendetwas zu tun oder anpacken zu wollen. Ist dieser Song so etwas wie die Hymne zum "neuen «Bild" von Deep Sun?
Tobias: Ja, der Song kommt richtig gut. Vielleicht ist er das wirklich. Wir haben auf jedem Album mindestens einen "good-feel" Songtext. So wie «Go For The Kill» des letzten Albums «Das Erbe der Welt» oder natürlich «For Eternity» aus dem Album «Race Against Time». Ich finde den Song «Living The Dream» einen der stärksten, den ich mit Deep Sun komponiert habe. Wir sind aktuell in der unglaublichen Situation, dass wir tatsächlich unseren Traum leben können. Klar, wir können von der Musik zwar nicht leben, aber nur schon die Tatsache, dass es so viele Leute auf der ganzen Welt gibt, die sich unsere Musik anhören und an Konzerte kommen, ist doch grossartig. Mich rührt es noch immer, wenn sich Fans zum Beispiel aus Mexiko oder Japan bei uns melden und sich eine Autogrammkarte von uns wünschen. Ich meine, da gibt es Menschen auf der anderen Seite der Erdkugel, die Fotos von uns sammeln und denen wir so einfach eine Freude machen können. Also ganz klar, ich lebe meinen Traum mit Deep Sun. Musizieren mit Freunden, auf der Bühne stehen und sehen, wie sich die Leute darüber freuen.
MF: Wer Deep Sun auf den Social Media Kanälen früher schon verfolgte und euren Auftritt mit dem heutigen vergleicht, dem fällt auf, dass ihr da viel aktiver unterwegs seid. Zudem habt ihr eine rappelvolle Konzertagenda, auch mit Konzerten im Ausland. Wie kam es zu diesem Aufschwung?
Tobias: Wir haben uns im letzten Jahr in der Band intern neu organisiert und konnten zusammen mit Artist-Management das grosse Netzwerk und viel Erfahrungen bündeln. Damit haben wir jemand, der sich mit Marketing auskennt auf unserer Seite und vor allem, der sich sehr viel Zeit nimmt für die Marke "Deep Sun".
Bei den Konzerten ist es so, dass sich diese in den letzten zwei Jahren auf 2022 und 2023 verschoben haben. Bei uns betraf das auch drei, vier Konzerte, und glücklicherweise kamen noch zusätzliche dazu. Ausserdem können wir die vor drei Jahren geplante Support-Tour zusammen mit Bonfire endlich durchführen. Nach dem «Prolog» am 28. Mai in der Musigburg in Aarburg, reisen wir dann im Oktober nach Tschechien. Das wird ein riesiges Highlight für uns.
MF: Und ich nehme an, das zweite Highlight wird dann am 21. Mai 2022 stattfinden, wo ihr im Grand Casino in Baden (im Club Joy) eure Release-Party durchführt. Dort werbt ihr auf den Flyern gar ihr mit einem Gratiseintritt. Was hat es damit auf sich?
Tobias: Ja, wir gewähren jedem Gast, der im Vorverkauf ein Album bestellt, einen Gratiseintritt. Das ist jetzt wirtschaftlich gesehen wohl nicht die klügste Entscheidung von uns, aber hey, die Konzertwelt musste in den letzten Jahren wirklich unten durch, und wir wollen nun den Fans nicht das Geld aus den Taschen ziehen, sondern einfach miteinander feiern! Der Club ist aber gross genug, also wer noch Lust auf zwei Stunden Deep Sun hat, kann sich auf unserer Homepage (www.deep-sun.com) anmelden oder bezahlt einfach an der Abendkasse. Wir freuen uns auf jeden Einzelnen von Euch!
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