Hinter einem aggressiven Schleier aus Industrial Metal, angetrieben von reglementiertem Schlagzeug und schweren Gitarren-Wänden, werden bissige soziale Kommentare musikalisch abgegeben. Diese Mitteilungsart ist seit den späten 80er Jahren schon die Stärke von Ministry. «Hopiumforthemasses» bietet neun lebhafte Songs, die den sozialen Medien den Stinkefinger zeigen, der heimtückischen Ablenkung durch sogenannte Kulturkriege und Planeten-Plünderung den Kampf ansagen, während Jourgensen mit angehaltenem Atem nur darauf wartet, den Satz "der verstorbene Donald Trump" aussprechen zu können. Die Platte versprüht das Gefühl, dass die gesamte Band geschlossen mit wütenden Zeigefingern hinter Songs wie «B.D.E.», «Goddamn White Trash», «TV Song» und dem Protestschlag «Aryan Embarrassment», mit dem ehemaligen Dead Kennedys-Frontmann Jello Biafra, steht.
Nach einem strengen Tourplan, unterstützt von seiner Liveband, Album Nummer sechzehn aufzunehmen, ist wirklich nicht schlecht für einen ehemaligen Heroin-Liebhaber, der dem Tod ebenso oft ein Schnippchen geschlagen hat, wie andere in die Kneipe gehen. Genau diese Aufnahme-Konstellation verleiht dem pumpenden Groove von Roy Mayorga und den strukturellen Wellen des Keyboarders John Bechdel zusätzliches Leben, während Cesar Soto und Monte Pittman wie ein saitenbrennendes Thrash-Tandem aus den 80er Jahren agieren. Eingebettet in das Gemetzel gibt es auch nette Tricks wie New Wave Key-Swells bei «New Religion», Soulsänger Backing-Vocals bei «Cult Of Suffering» oder akustische Klanglandschaften in «It’s Not Pretty», die für ein dichteres und fesselnderes Hörerlebnis sorgen. «Hopiumforthemasses» wird wohl kein Klassiker mehr, aber Al Jourgensens Fähigkeit, Schurken zu enttarnen und Nägel in die Herzen der Korrupten wie Idioten zu schiessen, bleibt schlicht ungebrochen.
Oliver H.