Szene! Shakra - High Noon im Härtetest
25.01.2016
Nach der unerwarteten Rückkehr von Ex-Sänger Mark Fox sind wohl alle gespannt auf das neue Album «High Noon». Wir haben für Euch schon mal rein gehört. Hier sind nun zwei Meinungen zum neusten Output der Emmentaler Stampf-Rocker.

SHAKRA - High Noon
Universal Music
Das Jahr 2013 fing für Shakra mit «Powerplay», der ersten Nr. 1 Scheibe, sehr erfreulich an, und auch ich war der Meinung, dass nun wieder richtig Dampf im Kessel sei. Die anschliessende Tour vermittelte allerdings ein etwas anderes Bild. Was auf der CD voll überzeugte, liess sich auf der Bühne nicht mit der gleichen Intensität umsetzen, und dabei war in erster Linie Sänger John Prakesh gemeint. Natürlich sollte man eine solche Einschätzung nicht zwingend nach nur einem Konzert vornehmen, doch auf diesem Niveau muss man es einfach bringen, und entweder brennt die Lunte oder sie ist nass! Nach der "Best-Of" DCD im Jahr darauf (wo "nur noch" der 17. Platz in den CH-Charts resultierte), machte sich bereits wieder eine gewisse Lethargie breit. Zumindest kam es mir persönlich so vor. Und plötzlich überschlugen sich die Ereignisse..., John klinkte sich im letzten Frühling aus privaten und beruflichen Gründen Knall auf Fall aus! Wer nun dachte, dass Shakra damit weg vom Fenster sind, irrt, denn kurz danach muss die Reunion-Geschichte bereits in die Gänge gekommen sein. Chris "dö Röhr" von Rohr (Krokus), der schon Gotthard auf Kurs brachte, nahm sich die Emmentaler zur Brust und stellte gleich klar, dass es nur mit Mark Fox erfolgreich weiter gehen wird. Dieser Prozess bedurfte folglich einiger Gespräche, und es war mit Sicherheit kein leichtes Unterfangen, diverse Verstimmungen der Vergangenheit aufzuarbeiten und möglichst zu Grabe zu tragen. Dass diese Konstellation in der Öffentlichkeit zu verschiedenen Reaktionen führen wird, war klar. Die einfachste Methode, diesem kritisch besetzten Gegenwind entschlossen entgegen zu treten, heisst «High Noon» und markiert das mittlerweile zehnte Studio-Album von Shakra! Der chartmässig dekorierte Vorgänger vereinfachte den Songprozess nicht wirklich, aber Mr. "meh Dräck!" gab insofern seinen Senf dazu, was gut genug ist und was nicht.

Der Album-Opener «Hello» wurde dann gleich mal als Video unter die Leute gebracht und präsentierte sich anfänglich noch als Schaf im Wolfspelz. Dass dem wirklich so ist, konnte unser Martin "El Tino" Fust exklusiv bestätigen. So stieg denn auch die Spannung meinerseits, als die Promofiles verfügbar waren. «Hello» hörte sich dabei mit entsprechender Lautstärke immer besser an, aber das Schaulaufen fing danach gleich mit dem Titeltrack an, der vor allem Vibes der frühen Gotthard versprüht und zum anderen, dank dem zurück gekehrten Frontmann, wieder Shakra in Reinkultur an den Tag legt! Auch «Into Your Heart» wirkt spritzig wie zu den besten Zeiten und unterstreicht eindrücklich, dass wieder zusammen gefunden hat, was zusammen gehört. Sofort werden wieder die guten Erinnerungen an «Power Ride» wach und trotzdem hat sich die Band weiter entwickelt. Bestes Beispiel dafür sind «Around The World» und «Eye To Eye», wo fluffige Bridges und Arrangements für erfrischende Akzente sorgen. Dass der Dampfer wieder spürbar Fahrt aufgenommen hat, beweist auch «Is It Real» als typischer Shakra-Stampfer mit coolem Refrain. Im gleichen Atemzug steht «Life's What You Need» für die obligate Ballade, die im Refrain zwar etwas Schlagseite zu Gotthard aufweist (warum wohl?), aber durch die Stimme von Mark weit weg von einem Rip-Off ist. «The Storm» spricht derweil für sich selber, ist nach bewährtem Muster aufgegleist und gehört zur Signatur dieser Rockband. Selbst die etwas einfacher gestrickte Doublette «Raise Your Hands» und «Stand Tall» vermag mit einem catchy Refrain, respektive Groove zu gefallen und veranlassen einen klar nicht auf die Skip-Taste zu drücken. Zum Schluss gibt es schliesslich nochmals voll eins auf die Zwölf, denn sowohl «Watch Me Burn» wie vor allem «Wild And Hungry» lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass das kommende Jahr 2016 für die Band und seine Anhänger aufregende Zeiten bereit hält. «High Noon» wird den hohen Erwartungen voll und ganz gerecht und ich freue mich jetzt schon auf voll aufgedrehte Verstärker, top motivierte Musiker und die treuen Fans, die nun lautstark zeigen können, was sie drauf haben!
Rockslave
Punkte: 9.5 von 10
 


Ein Aufschrei ging durch Helvetien, als bekannt wurde, dass Sänger John Prakesh bei Shakra das Handtuch hingeworfen hatte. Nach nur zwei Alben («Back On Track» und «Powerplay») stand die Band um Gitarrist Thom Blunier scheinbar vor dem Nichts. Doch Chris von Rohr (Bass, Krokus) rief Gitarrist Thomas Muster an und mahnte: «Thömu, hör mal, jetzt holt sofort den Fox wieder ins Boot und bringt zusammen, was zusammen gehört. Wenn Krokus das geschafft haben (mit Marc Storace, Chris und Fernando von Arb), dann werdet ihr das auch schaffen!» Und so hören wir nun den neusten Streich der Emmentaler. Dass es aber nicht so schnell und einfach war, ist klar. Es brauchte einige Gespräche und auch ein «In sich gehen», bis Mark Fox wieder im Shakra Boot war.

Wie ist «High Noon» geworden? Wie ein Album mit Shakra und Mark, einfach eine Spur rockiger, bodenständiger und geiler als die letzten Scheiben mit ihm. Der Titelsong, das fetzige «Into Your Heart», das untypische, aber geile «Around The World», das lockere, freche, harte und witzige «Eye To Eye» (hat schon fast was von Aerosmith!), das mit Hitpotenzial versehene «Is It Real?», die unter die Haut gehende Ballade «Life’s What You Need», das um die Ohren blasende «The Storm», das leicht russisch klingende und vorausmarschierende «Stand Tall», das hart rockende «Watch Me Burn», der in den 80er-Jahren jede Bühne zum Brennen gebracht hätte und der Abschluss mit «Wild And Hungry», der schnell mal um die Ecke düst und den absoluten Killer-Track markiert, rockt «High Noon» ohne Wenn und Aber. Alleine «Wild And Hungry» schreit danach, diese Scheibe zu kaufen, denn wir alle sind «wild and hungry».

Speziell auf dieser verdammt geilen Rock-Scheibe! Mister Fox schreit heute weniger als früher, das steht dem Seeländer aber bestens zu Gesicht. Die Gitarren rauchen wie immer aus allen Rohren und rocken wieder, wie man sich dies von Shakra wünscht, während die Rhythmussektion einen fetten Groove vorgibt. Ja, der Fünfer hat all seine guten Eigenschaften auf einem Album vereint und das wohl beste Shakra-Album veröffentlicht. Dabei beruft sich die Truppe auf ihre Tugenden, die sie berühmt gemacht haben, kopiert dabei aber weder das Debüt noch «Rising High» und klingt wie aus einem Guss. Hier trumpft eine eingespielte Mannschaft gross auf, die weiss, was die Fans von ihnen erwarten. Meine Herren, ich ziehe meinen Hut, denn mit solch einem Killer-Teil hätte ich nicht gerechnet.

Tinu
Punkte: 9.8 von 10