Welche
Band träumt nicht von einem Platten-Deal und von langen, ausgiebigen
Europa-Tourneen als Support einer Szenegrösse? Wohl jede. Und dies umso
mehr, wenn sich sowohl die musikalische Leistung wie auch die
Live-Performance auf internationalem Niveau befindet und es trotzdem
nicht wirklich vorwärts geht. Was bleibt, ist vor allem Frust. Es sei
denn, man macht das Beste daraus. Also investiert man die mit
Alben-Verkäufen und Live-Auftritten verdiente Kohle in einen 3½-wöchigen
Aufenthalt mit Dennis Ward im House Of Audio Studio Deutschland und
nimmt ein weiteres Meisterwerk auf. So geschehen bei Crown Of Glory, die
das Ergebnis Mitte März einer ausgewählten Anzahl Fans und Journalisten
vorstellten.
„Raven’s Flight“ heisst die 4 Track-Single, welche vorab schon mal den
Fans verkauft wird und die Wartezeit auf’s Album „A Deep Breath Of Life“
verkürzen soll. Obwohl alle Songs bereits fixfertig aufgenommen sind,
möchten Crown Of Glory mit deren Veröffentlichung noch warten.
Plattenfirmen- oder Vertriebspartner-Suche ist damit angesagt. Den
Anwesenden wurden aber bereits alle Songs vorgespielt.
“Raven’s Flight” – Die Single:
„Raven’s Flight“ ist sinngemäss der erste Song dieser Single. Er beginnt
mit einem Krähenruf, auf dem folgend sofort die Instrumente einsetzten.
Sänger Heinz doppelt danach mit einer tiefen Stimme nach, welche man
sich in dieser Konsequenz von Crown Of Glory nicht gewohnt ist und die
das Lied hart wirken lässt. Beim anschliessenden Refrain darf Heinz dann
wieder in gewohnten Höhen singen. „Raven’s Flight“ bietet alle Elemente
der Band, geht aber noch einen Schritt weiter: Die Chöre klingen
mächtiger denn je, die Melodien sind progressiv und doch eingängig und
kurzweilig. „Prophecy“ ist danach wieder ein eher typischer Power
Metal-Song der fröhlich drauflos ballert, beim Refrain mit tiefen
Zwischen-Shouts Akzente setzt und das Niveau hält. Gleiches gilt für die
Ballade „Save Me“, welche den gleichnamigen Edguy-Song um Längen hinter
sich lässt. Ob dieser Track allerdings je im Radio laufen wird (mit
Ausnahme von Rockstation und Radio Kanal K natürlich) ist mehr als
fraglich, ist er doch trotz aller Eingängigkeit sehr hart und mächtig.
Besonders die Chöre, welche von Jean Marc Viller (Sänger von Daydreamer
und Neverland) unterstützt werden, machen diesen Track zu einem
besonderen Erlebnis. Auf dem kommenden Album bringt es „Save Me“ auf
beachtliche 7½ Minuten, auf der Single wurde er auf knapp 4 Minuten
editiert. Crown Of Glory sehen dieses Glanzstück denn auch als Versuch,
mal eine Ballade kurz zu halten. Als Bonustrack gibt es zum Schluss
dieser Single eine spezielle Version von „Art Of Payback“ vom
Vorgänger-Album „Spirit“, welche Teile enthält, die von
Evergrey-Mastermind Tom S. Englund eingesungen wurden. Obwohl es sich
beim Rest um im 2003 im Bandraum eingespielte und gesungene Spuren
handelt, fällt dieser Qualitativ gegenüber den anderen Songs kaum ab.
Das Artwork der Single greift den Rabenflug („Raven’s Flight“) genial
auf, indem eine der beim Abflug verlorenen Federn in der CD liegt. Aber
auch musikalisch überzeugt die Single. Das Niveau der Vorgänger-Alben „Destiny“
und „Spirit“ wird sogar erhöht. Dass man mit der Album-Veröffentlichung
noch wartet, hat mehrere Gründe. Zum einen sind Crown Of Glory mit dem
Eigenvertrieb ihrer CDs bisher sehr gut gefahren. Zum anderen wurde der
Band auch von Seiten des Studios als auch von diversen anderen Leuten
aus der Musikbranche nahegelegt: lieber keinen Deal einzugehen und
selber vertreiben als einen schlechten Deal abzuschliessen, denn davon
gibt es mehr als genug! Bands, die mit ihrem Label wirklich zufrieden
sind, sind ziemlich rar gesät… Wie sich Crown Of Glory auch immer
entscheiden werden, mit „A Deep Breath Of Life“ haben sie schon jetzt
ein Album in der Hand, das jedem Power Metal-Fan die Tränen in die Augen
treiben wird, soweit man das nach einem Hördurchgang schon beurteilen
kann.
“A Deep Breath Of Life” – Das Album:
„The Calling“ ist der Eröffnungstrack, welcher einen zu Beginn mit
Schlagzeug-Geballer wie auf Judas Priest’s „Painkiller“-Album weckt und
danach sphärisch wird, bevor er wieder losrockt und in einen mit Chören
unterlegten Refrain wechselt. Danach rauscht „Pathfinder“ los, stampft
zwischendurch schleppend und wird im Mittelteil durch einen ruhigen
Keyboardteppich dominiert. Zum Schluss gibt’s eine kleine Überraschung,
die ich an dieser Stelle nicht verraten möchte. Track Nr. drei ist „Raven’s
Flight“ in der Single-Version, welchen ich bereits oben ausführlich
besprochen habe. Ein typischer Crown Of Glory-Song und Sänger Henes’
Lieblingsstück auf diesem Album, eine richtige Headbanger- und
Live-Granate wartet mit „Inspiration“ auf den Hörer, welche durch die
verschiedenen Stimmungen progressiv wirkt, mit herausragenden
Gitarrensolis überzeugt und mit femininem Sopran-Gesang à la Nightwish
von Aline Bühler (Gates Of Oblivion) endet. „Inspiration“ ist ebenfalls
der einzige Song auf „A Deep Breath Of Life“, welcher zum Schluss
ausgefadet wird. Der Single-Song „Prophecy“ leitet danach über zur
7½-minütigen Version von „Save Me“. Insgesamt wirkt die Album-Version
stimmiger als diejenige auf der Single, weil man dem Song Zeit gibt,
sich zu entwickeln. Markus Muther meint denn auch, dass es ein Song für
einen ruhigen Moment mit Wein und Kerzen ist. Wobei er meiner Meinung
nach nur bedingt recht hat, denn „Save Me“ wirkt für sich so
geschlossen, dass die Zeit wie im Flug vorbei geht und man (zu) schnell
beim nächsten, von den Fans oft gewünschten Song ist: „Anthem Of The
End“ ist ein altes Lied mit netten Melodien und einem typischen Power
Metal-Refrain. Im Studio wurden dem Song auf hartnäckiges Drängen von
Sänger Hene noch ein Satz mit Hörnern eingebaut. Ein weiteres Highlight
folgt danach mit „Mirror Mirror“, welcher den politischen Aspekt des
Irak-Öl-Kriegs behandelt. Er beginnt mit viel Hall auf Heinz Stimme, und
im Mittelteil hört man einen Nachrichtensprecher. „Mirror Mirror“ ist
der neueste Song und wurde erst kurz vor dem Studiotermin geschrieben.
Der endgültige Refrain entstand dann auch erst während der Aufnahmen im
Studio. Der Schluss von „A Deep Breath Of Life“ bildet der bereits zum
Live-Klassiker avancierte Dreiteiler „Ikarus“, welcher für die Fans
endlich aufgenommen wurde. Der Song „Ikarus“ beginnt den Reigen
mystisch, wechselt in einen harten Teil mit tiefen Vocals und endet in
einem unwiderstehlichen Refrain. Ein Gassenhauer mit Party Metal-Teil
stellt danach „I See You Rise“ dar, welcher in „Lament Of The Wind“
übergeht. Dieser wird mit dem Geräusch einer Brandung eingeleitet und
geht insgesamt in eine ähnliche Richtung wie „Save Me“, mit dem
Unterschied, dass er als einziger Song nur auf Keyboard und Stimme
setzt. Ein epischer Song, bei dem Sänger Hene aus den Vollen schöpft und
alle Nuancen seiner gewaltigen Stimme darbietet. Danach fällt man
erstmal in andächtiges Schweigen, womit das Album perfekt abgeschlossen
ist.
„A Deep Breath Of Life“ ist ein Album, welches viele
Überraschungsmomente aufweist, den eigenen Stil der Band zementiert und
sie für höhere Aufgaben empfiehlt. Bleibt zu hoffen, dass dies endlich
auch die taubstummen Plattenfirmen einsehen und der Band einen
vorteilhaften Vertrag anbieten und sie angemessen unterstützen. Bleibt
nur noch die Frage, wie lange wir denn auf den Silberling noch warten
müssen. Gitarrist Markus nochmals: „Wir sind vom Material überzeugt und
möchten es deshalb nicht zu lange unter Verschluss halten. Release wird
wahrscheinlich spätestens im Herbst sein.“ Wer bis dahin nicht warten
will oder kann, darf sich bereits die Single (schönes, limitiertes
Digi-Pack mit 20 Min. Spielzeit!) für CHF 10.- auf der Crown Of
Glory-Homepage bestellen.
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